Montag, 21. August 2017

Übersicht über alle Einträge

August 2016
26.08.2016     Ankunft in Panama

September 2016

02.09.2016     Gastfamilie und Projekt
17.09.2016     Mein Heimatdorf Pesé
19.09.2016     Tagesausflug Isla Iguana und Playa Venao

Oktober 2016

12.10.2016     Zufriedenheit mit Projekt, Verschiedene Feste und AFS-Camp
31.10.2016     Portobelo, Spanischkurs und Defilee in Chitré

November 2016

07.11.2016     Kurzurlaub am Playa Venao
14.11.2016     Familienausflug zum Strand und Folklore-Veranstaltung auf Arbeit

Dezember 2016

03.12.2016     November in Panama und Reise nach Boquete

Januar 2017

01.01.2017     Geburtstag, Weihnachten und Silvester
22.01.2017     Panama Rundreise
28.01.2017     Neuigkeiten aus dem Alltag

Februar 2017

03.02.2017     Verkehr in Panama
11.02.2017     Kleidung in Panama
23.02.2017     Aufstieg auf den Volcán Baru

März 2017

12.03.2017     Karneval und noch mehr Reisen
25.03.2017     Essen - Die Küche Panamas

April 2017

07.04.2017     Das Klima in Panama
11.04.2017     Umgang mit Kindern
18.04.2017     Außergewöhnliche Ostern: Häuser bauen mit TECHO
23.04.2017     Panameños und Deutschland
30.04.2017     Telefon, Internet, Post & Co

Mai 2017

21.05.2017     Erlebnisse der letzten Zeit
26.05.2017     Musik und Tanz

Juni 2017

04.06.2017     Lebensstandard und Geldangelegenheiten
22.06.2017     Hygiene, Pflege, Krankheit
25.06.2017     ¡Vorsicht Fettnäpfchen! - Höflichkeit in Panama
25.06.2017     Kulturschock

Juli 2017

02.07.2017     Tipps für ein Auslandsjahr in Panama
06.07.2017     Indigene Bevölkerung Panamas
09.07.2017     Sicherheit und Kriminalität
13.07.2017     Panamaisches Spanisch
13.07.2017     Offizielles Ende meines FSJs

August 2017

03.08.2017     Meine Familie zu Besuch
21.08.2017     Zurück in Deutschland

Zurück in Deutschland

So, seit einer Woche bin ich jetzt wieder in Deutschland. Es ist seltsam, traurig und ein bisschen schön. Das Ankommen war schön, das Weggehen schwer.

Die letzte Woche vor meiner Rückreise war im Prinzip eine "ganz normale" Woche, wie ich es ja auch gerne wollte. Ich bin wie immer arbeiten gegangen, habe nach der Arbeit wie immer Sport gemacht und habe die Abende zu Hause verbracht. In der letzen Zeit habe ich mich super mit meinem Gastbruder und meiner Gastmutter verstanden.

Mein letzter Arbeitstag war schon die erste schwere Hürde des Abschieds, da ich danach einige meiner Kollegen nicht mehr wiedersehen würde. Ich hatte für alle Geschenke mitgebracht und musste mich auch von den Kindern verabschieden.


Abschied von den Kindern

Meine Gastfamilie hat mir vor meiner Abreise noch eine Abschiedsfeier veranstaltet. Es waren über 30 Familienmitglieder da und wurde dementsprechend viel und lecker gekocht. Außer Essen und Musik gab sogar sehr rührende Reden und kleine Geschenke. Am letzten Abend waren wir noch in kleinerem Rahmen zusammen essen. Ich denke, ich habe schon eine ziemlich liebe Gastfamilie abbekommen.


mit meinen Gasteltern bei der Abschlussfeier

Den wirklichen Abschied am Abreisetag, das letzte Mal durch alle bekannten Straßen und Räume gehen, das letzte Mal mit Marlenis und ihren Töchtern zusammensitzen, das letzte Mal Umarmen, kann ich nicht beschreiben. Meine Gastfamilie hat mich zum Busbahnhof in Chitré gebracht, wo mich noch eine Kollegin von mir überrascht hat und schließlich saß ich hoffnungslos weinend im Bus nach Panama Stadt und bald auch im Flugzeug.

In Dresden angekommen, wurde ich von meiner Familie abgeholt und zu Hause hat mich gleich die nächste Überraschung erwartet. Essen im Garten mit versammelter Hausgemeinschaft und meinen Freundinnen.



Hinterhof von Valórate.
ein ganz vertrautes Bild,
was ich jetzt eine Weile
nicht sehen werde


Jetzt ist eine Woche vergangen, ich habe mich an die Zeitverschiebung angepasst und mich wieder etwas eingelebt. Jetzt fallen mir wieder ganz viele Sachen an Deutschland auf die anders sind. Es ist plötzlich alles so leise, die Straßen sind leerer, die Leute auf der Straße schauen einen nicht ins Gesicht, der Müll wird getrennt, es gibt warmes Wasser, neben dem Klo fehlt der Eimer für das Klopapier. Jetzt ist es nicht mehr normal, dass zu jeder Tages- und Nachtszeit laute spanische Musik zu hören ist, Hühner durchs Haus laufen oder man aufwacht, weil eine Mango mit lautem Knall aufs Blechdach gefallen ist. Ich bin nicht mehr die Ana mit einem N und nicht mehr die Weiße die immer durchs Dorf rennt.

Ich kann endlich wieder Fahrradfahren, man schwitzt nicht immer so, muss sich beim Lagern von Essen nicht ständig Gedanken über Kakerlaken und Ameisen machen, ist insgesamt irgendwie unabhängiger. Einfach wieder zu Hause sein, das ist schön. Genauso vermisse ich natürlich jetzt schon Sachen und vor allem Personen in Panama.

Das Jahr war schwer, lehrreich und schön. Ich kann von dem Jahr nicht sagen, dass es die schönste Zeit meines Lebens war und ich es durchgängig genossen habe. Dafür war die Umstellung und Anpassung an die neue Kultur zu schwierig. Aber ich denke, ich kann es von den letzten 3 Monaten sagen, zumindest dass ich da sehr glücklich war. Mit meiner Arbeit ja sowieso, aber auch mit meiner Gastfamilie und mit Panama insgesamt. Ich habe tolle Leute kennengelernt und werde mein bestes tun, sie entweder in Panama oder in Deutschland wiederzusehen.



die Panameña Ana
An dieser Stelle möchte ich auch DANKE sagen, an alle die mir ermöglicht haben, dieses Jahr in Panama zu verbringen. Ich habe viel Unterstützung und viele Spenden bekommen, ohne die mein Auslandsjahr nicht möglich gewesen wäre. VIELEN DANK DAFÜR!

Viele liebe Grüße, 
eure Anna (jetzt wieder mit Doppel-N)


PS: Meine Nachfolgerin für das Projekt Valórate in Pesé kenne ich übrigens schon. Sie schreibt auch einen Blog, ihr könnt ja mal reinschauen:

http://fsj-in-panama.blogspot.de/

Donnerstag, 3. August 2017

Meine Familie zu Besuch


Wie schon angekündigt, habe ich seit Mitte Juli meine Eltern und Geschwister aus Deutschland zu Besuch. Es war ein schönes Wiedersehen. Ich habe sie vom Flughafen abgeholt, wir sind zum Hostel gefahren und haben erstmal zusammen frittierte Kochbananen gegessen. Und einen kleinen Spaziergang mit Abstecher auf das Hard Rock Hotel (Aussichts-Hochhaus) gemacht.



Am nächten Tag ging direkt die Rundreise durch Panama auch schon los: In Boquete wandern, auf Boca Brava den Strand genießen und in Pesé meine Arbeit und Gastfamilie kennenlernen. 


"Los Quetzales"- Wanderweg in Boquete


hinten meine Familie und
 vorne meine Kolleginnen


Von Pesé aus sind wir mit meiner Freundin Marlenis und ihrer Tochter Keily nach Panama Stadt gefahren, wo unser Flug nach Kolumbien abging. Alles hat gut geklappt, wir sind gut in Medellin gelandet und haben auch gleich zum Hostel gefunden. Als 7-köpfige, panamaisch-deutsche Reisegruppe haben wir uns erstmal etwas die Stadt Medellin angeschaut, sind viel herumgelaufen und Metro und Gondel-Seilbahn gefahren. Die Stadt fand ich sehr, sehr schön, lebendig und durch Kunst aufgelockert. 


Teleférico in Medellin
Obstverkauf
typische Häuser am Hang angeordnet
Straßenkunst
Keily und ich
auf dem Plaza Botero
ich, Keily und Marlenis

Es gab auch einen Tagesausflug nach Guatapé mit Besichtigung des Dorfes und Aufstieg auf den Peñón, einen riesigen Felsbrocken mit toller Aussicht. 


Guatapé
und auf dem Peñon, alle versammelt


Nach Medellin ging es in das Eje Cafetero, eine Kaffeanbauregion mit schönen Ausflugszielen. Wir haben in der Stadt Pereira geschalfen, die ich im Vergleich zu Medellin ziemlich hässlich fand, die aber ein praktischer Ausgangspunkt für unsere Ausflüge war. Einen Tag waren wir in heißen Thermalquellen baden, einmal im Nationalpark bei einer geführten Tour durch den Dschungel und an einem Tag sind wir in das Valle de Cocóra gefahren. Das ist ein Tal mit den höchsten Palmen der Welt.


Thermalquellen
Wachspalmen in Valle de Cocóra, Salento

Jetzt sind wir wieder in Panama Stadt und Marlenis und ihre Tochter in Pesé. Hier haben wir uns ein paar typische Sehenswürdigkeiten (z.B. Panamakanal, Cinta Costera, Casco Viejo) angeschaut und morgen fliegen die anderen 4 wieder zurück nach Deutschland. Ich folge dann 9 Tage später...

Donnerstag, 13. Juli 2017

Offizielles Ende meines FSJs

Mein Freiwilliges Soziales Jahr in Panama ist offiziell beendet! Das heißt, ich muss nicht mehr arbeiten gehen und meine Gastfamilie ist theoretisch auch von ihren "Pflichten" frei. Eigentlich würde ich noch diesen Monat wieder zurück nach Deutschland fliegen, doch da ich das Jahr hier verlängert habe, bin ich noch bis zum 13. August in Panama. 

Letztens wurde ich von meiner Chefin ins Schwimmbad nach Chitré eingeladen, in dem Glauben, dort mit ihr und ein paar ihrer Freundinnen zu sein. Als wir dann angekommen sind, waren dort auf einmal alle meine Kolleginnen versammelt, mit frühzeitigen Abschiedsgeschenken. Sie hatten mir heimlich diese Überraschungsparty organisiert und wir haben einen tollen Tag verbracht.


Im Schwimmbad. Sogar Familie meiner Kolleginnen und Ex-Kolleginnen waren da!

Heute wurde ich dann auf Arbeit offiziell verabschiedet. Von den Eltern der kleinsten Kinder habe ich ein gerahmtes Gruppenfoto geschenkt bekommen und von meinen Kollegen gab auch es nochmal Geschenke.


Gruppenfoto mit der Gruppe der kleinsten Kinder



Auch die Schulkinder wollten mich überraschen und haben mir jeder einen Brief geschrieben und etwas gemalt, während ich einkaufen war. Schließlich wurde ich von einer Kollegin in den dunklen, scheinbar leeren Gruppenraum geschickt, angeblich um etwas zu holen, da sind mir plötzlich von unter den Tischen alle Kinder entgegen gestürmt, haben "sorpresa" geschrien und mir ihre Briefe entgegen gehalten. Es war wohl eigentlich sogar eine Piñata und ein Schokokuchen geplant, aber das hat wegen einem Durcheinander von meiner Seite nicht geklappt. Nach einigem Danke-Sagen, Küssen und vielen Tränen haben wir uns dann aus der Massenumarmung gelöst (bei der bestimmt ganz schön viele Läuse übertragen worden).



Dieser Abschied war zwar der offizielle Abschied und tatsächlich auch sehr emotional, aber für mich nicht der wirkliche Abschied. Im August, in der Woche, bevor ich zurück fliege, werde ich nochmal nach Pesé kommen und sozusagen freiwillig (obwohl ja das ganze Jahr schon freiwillig war) wieder arbeiten gehen. Ich habe mich auf Arbeit so wohl gefühlt, dass ich das aller Freizeit vorziehe.

Morgen fahre ich nach Panama Stadt, um dort meine deutsche Familie vom Flughafen abzuholen. Wiedersehen nach 11 Monaten, ich bin schon ganz aufgeregt... Zusammen werden wir etwas durch Panama reisen, hier in Pesé ein paar Tage verbringen und dann mit meiner Kollegin Marlenis und ihrer Tochter für eine Woche nach Kolumbien fliegen. Dann, nach 3 Wochen, fliegen sie wieder zurück und ich habe noch eine Woche bis zu meinem Abflug, in der ich wie gesagt nochmal in Valórate arbeiten werde.

Viele Grüße :)

Panamaisches Spanisch

In Panama spricht man Spanisch (neben den kaum gesprochenen indigenen Sprachen). Allerdings hat das Spanisch in Panama ein paar Eigenheiten, die man mit dem Wörterbuch nicht versteht und gerne zu Missverständnissen führen.


Besonderheiten:
- "vosotros" wird nicht verwendet, stattdessen benutzt man "ustedes"
- oft werden Wortteile verschluckt, zum Beispiel das s am Wortende ("meno" statt "menos"), das r am Ende von Verben ("llorá" statt "llorar"), das d in der Wortmitte ("aonde" statt "adonde", "cansao" statt "cansado")
- es werden gerne Abkürzungen verwendet (z.B. profesor=profe, refrigeradora=refri, televisión=tele, universidad=U)
- es wird oft die Verniedlichungsform verwendet ("sopita" statt "sopa")


Einflüsse anderer Sprachen:

- englisch (z.B. englisches Wort "pretty" wird zu "pritti" und bedeutet so viel wie cool, toll)
- französisch (z.B. französisches Wort "beaucoup" wird zu "buco" und bedeutet viel) 
- afrikanisch
- jamaikanisch
- indigene Sprachen



Typische Ausdrücke:

  • ahuevazón / qué huevo = doofe Situation
  • ahuevao = dumm
  • ¿Qué sopá?/ ¿Qué pasó? / ¿Qué hay? = Was geht? / Wie geht´s?
  • ayala = bei Überraschung oder Verärgerung oft auch "ayala vida, ayala mierda, ayala máquina"
  • yeyé = reich
  • to cul = alles gut
  • zambito = Bengel
  • dale pues = okay, in Ordnung
  • chuleta / chuzo = verdammt
  • Vaina = Sache / Ding / Teil
  • porfis / porfa = bitte
  • chéchere = Kram
  • revocón = Durcheinander
  • pocotón = viel
  • pocitín = wenig


Schimpfwörter:
chucha, jueputa, verga, perra, puta, desgraciado, hijoelaputa, hijo de la bestia, , estúpido, 


Schreibkürzel:

  • d...de
  • q...que
  • t...te
  • m...me
  • ksa... casa
  • X... por / ch


Verwirrungen mit dem "eigentlichen" Spanisch
  • "ahora" bedeutet nicht "jetzt" sondern "nachher". Jetzt = ya. Ahorita = gleich
  • "coche" bedeutet nicht "Auto" sondern "Kinderwagen". Auto = carro
  • "tirar" bedeutet nicht "ziehen" sondern "werfen". Ziehen = jalar 
  • "guindar" bedeutet nicht "klauen" sondern "aufhängen"
  • Brille = lentes, nicht gafas
  • Computer = computadora, nicht ordenador
  • Fahrkarte = pasaje, nicht billete
  • Blonder = fulo, nicht rubio, blonde Haare = pelo amarillo


Je ländlicher die Gegend ist, desto stärker ist normalerweise der Akzent und auf der Halbinsel Azuero (also wo ich wohne) wird am "hässlichsten" gesprochen, wie die Panameños sagen.

Sonntag, 9. Juli 2017

Sicherheit und Kriminalität

In Panama sollte man insgesamt schon mehr Vorsicht haben, als in Deutschland. Einigen aus unserer Gruppe wurde schon etwas geklaut und ich bin auch nicht die einzige, die hier überfallen und ausgeraubt wurde.

Es hängt ziemlich von der Gegend Panamas ab, wie kriminell oder friedlich es ist. Grob kann man sagen, je größer die Stadt oder je touristischer die Gegend ist, desto krimineller. Die Stadt Colón gilt als die gefährlichste Stadt Panamas, wo man als Tourist selbst tagsüber nicht hinsollte. Genauso gibt es in Panama Stadt Stadtteile (z.B. El Chorillo), von denen man sich als Weißer lieber fernhalten sollte. Von Bocas del Toro, der schönen Gegend mit den karibischen Inseln, will man sich nicht fernhalten, weil sie eins der schönsten Touristen-Ziele ist. Allerdings sollte man die Schönheit mit Vorsicht genießen, beispielsweise keine selbstständigen Wanderungen durch den Dschungel unternehmen (das war die Gelegenheit, bei der ich überfallen wurde) und bei der feierlichen Stimmung auf den Inseln gut auf seine Wertsachen aufpassen.

Darién, die Grenzprovinz zu Kolumbien, gilt wegen Drogenschmuggel auch als sehr unsicher. Die hauptsächlich in Kolumbien produzierten Drogen, müssen auf ihrem Weg nach Nordamerika alle das schmale Panama durchqueren, weswegen es hier also viel Drogenhandel gibt. Davon sollte man sich möglichst fern halten, man hört schon ab und zu mal von jemandem, der umgebracht wurde, weil er in Drogen-Angelegenheiten verwickelt war und sich so gefährliche Feinde gemacht hat. 

Hier in Pesé wird wohl auch viel mit Drogen gehandelt und es flüchten sich gerne Drogendealer die woanders zu viele Feinde haben, nach Pesé. Andererseits fühle ich mich in Pesé ziemlich sicher. Wenn man nichts mit Drogen zu tun hat, ist Pesé ungefährlich. Ich bin hier auch allein im Dunklen unterwegs, solang man seinen Ausweis mit hat (für den nicht unwahrscheinlichen Fall von der Polizei kontrolliert zu werden), ist alles gut. Einbrüche und Diebstähle kommen hier erstaunlich selten vor, dafür dass alle Türen immer offen stehen. Man kennt sich halt hier auf dem Dorf und wer bestiehlt schon einen Bekannten?

Überall gibt es eine höhere Polizeipräsenz, Polizisten die durch die mit dem Auto, Motorrad oder Fahrrad durch die Gegend fahren. Vor Banken und größeren Supermärkten steht immer ein Polizist oder eine Sicherheitskraft. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, weiß ich nicht.

Solang man vorsichtig ist, sollte einem in Panama eigentlich nichts passieren. Nicht viel Bargeld mit sich rumtragen (und wenn dann an verschieden Stellen am Körper aufbewahren), Wertgegenstände nicht auffällig herumtragen, Handy in Menschenmengen nicht sorglos in die Hosentasche stecken und keine einsamen Dschungelwege laufen. In unbekannten Gegenden nachts nicht zu Fuß unterwegs sein und als Frau nachts nicht allein in unbekannte Taxen steigen, sich von Colón und Darién fernhalten. Im Falle eines Überfalls, Geld hergeben.

Die höhere Kriminalität ist kein Grund, sich gegen eine Reise nach Panama zu entscheiden, oder nicht auszugehen und Spaß zu haben. Nur vernünftig muss man bleiben, dann kann man Panama voll und ganz genießen!

Donnerstag, 6. Juli 2017

Indigene Bevölkerung Panamas

Es gibt drei große Gruppen an Indigenen Völkern ("Indianern") in Panama. Je nach Gegend sieht man mehr oder weniger der verschiedenen Gruppen. Leider sind fast alle Indigene sehr arm, leben oft in sehr bescheidenen und unhygienischen Verhältnissen und genießen häufig weniger Bildung. Viele Indigene leben abgeschieden in "Comarcas", also Gebieten in denen auch ihre Regeln gelten. Meistens sind diese Comarcas recht schwer zugänglich und haben eine schlechte Infrastruktur.

Auch außerhalb der Comarcas gibt es einige Indigene, allerdings sind sie oft kaum in die restliche Gesellschaft integriert.
Viele Indigene sprechen neben spanisch noch ihre eigenen Sprachen. Ich kann mir auch vorstellen, dass viele aus den Comarcas nur ihre Sprache sprechen, aber da bin ich mir nicht sicher. Da sie insgesamt so wenig integriert ist, weiß ich nicht viel über die indigene Bevölkerung Panamas.

Guna Yala


Die Guna Yala kommen ursprünglich aus der Gegend von San Blas, man sieht sie aber auch in anderen Gegenden viel. Die Frauen tragen tragen normalerweise bunte Röcke, Köpftücher und Blusen und bunte Schnüre um Arme und Beine. Bekannt sind sie für die Mola, bunte Stoffe, die sie herstellen.

Kuna Frau, die unter anderem Mola verkauft, und ich



Ngöbe-Buglé


Die meisten wohnen in der gleichnamigen Provinz und Comarca in Westpanama. Aber auch in den Provinzen Chiriqui, Bocas del Toro und Veraguas (sprich in allen westlichen Provinzen Panamas) leben einige und sind zwischen anderen Panameños unterwegs. In Valórate, meiner Arbeitsstelle, gibt es auch 3 Ngöbe-Buglé Mädchen. 
Die Frauen tragen normalerweise immer ein langes, einfaches Kleid mit Musterstreifen.


Ngöbe-Buglé-Frauen in Boquete


Embera Wounaan 


Die Indianer der Stämme Embera und Wounaan leben vor allem in den östlichen Provinzen Panamas. Außer bei TECHO, wo wir ein Haus für eine Wounan-Familie gebaut haben, bin ich kaum in Kontakt mit ihnen gekommen. Es gibt wohl einige, die ganz traditionell im Dschungel in den Comarcas vom Fischfang leben. Klassischerweise tragen die Frauen bunte Röcke und viel Perlenschmuck. Auch starke Tätowierungen sind beliebt.


Wounaan, die allen TECHO-Freiwilligen einen Tanz aufführen   +  Verkauf typischer Handarbeiten

Ich mag es sehr gerne, Indigene zu treffen, finde zum Beispiel die Farbenfroheit, die sie meistens umstrahlt, toll. Und ich mag es, dass sie überall mit ihrer typischen Kleidung herumlaufen, diese Tradition noch nicht verloren haben. Schade ist nur wirklich, dass sie so wenig in die restliche Bevölkerung integriert sind.

Sonntag, 2. Juli 2017

Tipps für ein Auslandsjahr in Panama

Als allerwichtigster Tipp: Nicht zu viele Vorstellungen mitbringen, es wird so wieso alles ganz anders. Offen für alles sein, nicht mit eventuellen vorangegangenen Auslandsjahren vergleichen.

AFS

Die meisten Deutschen, die ein Auslandsjahr in Panama machen, sind mit AFS hier. Die Organisation kümmert sich unter anderem um den Flug, die Versicherung, die Gastfamilie und die Arbeitsstelle. Außerdem gibt es vorher in Deutschland 2 Vorbereitungsseminare, während des Aufenthaltes 4 Seminare und nach der Rückkehr nochmals ein Seminar in Deutschland.

Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist AFS Deutschland top. Die Vorbereitungsseminare waren super und sehr gut organisiert. Bei AFS Panama geht es allerdings etwas weniger organisiert zu. Die Seminare hatten kaum Programm und die Betreuung vor Ort ist auch relativ chaotisch. Wenn man Gastfamilie oder Projekt wechseln will und keinen ganz akuten Grund dafür hat, kann es unter Umständen ziemlich dauern, bis die neue Familie oder Arbeit gefunden bzw. genehmigt wird. Theoretisch gibt es für jede Gemeinde einen Voluntario von AFS der sich ein bisschen um die dort lebenden Ausstauschschüler und FSJ-ler kümmert. In manchen Orten klappt das super, da gibt es gemeinsame Treffen und Ausflüge. Viele haben aber kaum Kontakt zu ihrem Voluntario und zum Beispiel in Pesé gibt es seit letztem Jahr gar keinen, sodass ich ohne Ansprechpartner von AFS auskommen muss, und mich bei Problemen an die AFS Chefin wenden müsste. Insgesamt alles etwas chaotisch mit AFS Panama.


Jahr vor der Ausreise

So war die ungefähre Terminikette in meinem Jahr für die Teilnehmer von IJFD: 

September-Oktober:
 
Über die Website von AFS das Online-Bewerbungs-Formular ausfüllen, Motivationsschreiben und Lebenslauf, etc. hochladen.
November: Kennlernwochenende von AFS mit Spielen, Bewerbungsgespräch, Informationen
Dezember-Februar: Zu- oder Absage von AFS, danach über Online-Formular Präferenzen zur Arbeit, Gastfamilie, Wohnort ausfüllen; Brief an zukünftige Gastfamilie schreiben, usw.
bis April: Spendenkreis aufbringen
Juni-August: Informationen zu Ort, Gastfamilie und Projekt
Anfang August: 2 je 5-tägige Vorbereitungsseminare
Ende August: Ausreise

Selbstständige Vorbereitungen


  • Spanisch lernen! Das macht es um so viel einfacher
  • sich selbst um Impfungen kümmern. AFS sagt einem nicht Bescheid, gegen was und wann man sich impfen sollte. Plant etwas Zeit ein, da man oft 1-2 Wochen Abstand zwischen den Impfungen braucht. Ich habe mich neben den deutschen Standardimpfungen, gegen Gelbfieber, Tollwut, Meningokokken und Typhus geimpft.
  • Vollmachten schreiben. Damit können die Eltern sich dann z.B. um die Unibewerbung von Deutschland aus kümmern. Wenn man schon weiß, was man studieren will, kann man sich auch weitgehendst an den Hochschulen bewerben.
  • sich um ein Bankkonto kümmern, das man im Ausland benutzen kann (z.B. DKB mit der VISA-Karte)
  • Adapter für Steckdosen kaufen. Hier werden die Steckdosen und Stecker wie in den USA verwendet, es funktionieren also die Stecker der Typen A und B.
  • sich um passende Gepäckstücke kümmern. Als Handgepäck bietet sich ein großer Rucksack an, den kann man hier gut zum Reisen gebrauchen.


Gastgeschenke

Als Gastgeschenke für die Gastfamilie (und eventuell auch für das Projekt) bieten sich Sachen aus der Heimat an, wie ich finde. Hier mal ein paar Beispiel-Ideen:

  • deutsche Süßigkeiten: verschiedene Haribo, Ahojbrause, kleine Bretzeln, Wallnüsse, Kinderschokolade (Achtung Schmelzgefahr!)
  • Fußballshirt der deutschen Nationalmannschaft
  • Handtuch mit Deutschlandflagge oder Deutschlandkarte
  • deutsches Kochbuch auf Spanisch
  • Spielkarten mit Motiven der Heimatstadt
  • Kühlschrankmagneten
  • Kinderbuch "Oh wie schön ist Panama" auf Spanisch
  • bei kleinen Gastgeschwistern Plüsch-Tigerente
  • als Weihnachtsgeschenke aus der Heimat z.B. Weihnachtsdeko, Kalender mit Fotos der Heimatstadt

Außerdem würde ich euch empfehlen, Tagebuch, Rundmails oder einen Blog zu schreiben, so kann man  Erinnerungen festhalten und es hilft beim reflektieren von Erlebnissen und Eindrücken.

Macht euch auf einen Kulturschock gefasst. Man hört gerne, dass nach ca. einem halben Jahr alles einfacher wird, mit der Sprache und den neuen Regeln. Das ist auch so, aber es erstmal bis dahin auszuhalten, ist nicht leicht. Durchhalten und positiv bleiben! Es wird stetig immer besser und schnell merkt man, wie die Zeit fliegt.

Sonntag, 25. Juni 2017

Kulturschock

Wie schon im letzten Blogeintrag über Höflichkeit in Panama erklärt, gibt es in den verschiedenen Kulturen auch unterschiedliche Regeln. Auch wenn man sich vielleicht irgendwann daran gewöhnt, ständig Fehler zu machen, ist der Prozess der Anpassung anstrengend. Die Reaktion auf diese Konfrontierung mit der fremden Kultur nennt man Kulturschock.

Am Anfang ist man noch fasziniert von den ganzen Unterschieden, die man zwischen der eigenen und der fremden Kultur beobachtet. Ich weiß noch, wie spannend ich die kleinen bunt-gestrichenen Häuser und die laute Musik in den Bussen, wie bewundernswert die Herzlichkeit und Entspanntheit der Panameños, wie lecker das Essen war.

Bald fallen einem dann aber vor allem die Unterschiede auf, die man negativ findet. Der ganze Müll und das viele Fernsehen zum Bespiel. Und die Herzlichkeit wirkt vielleicht irgendwann oberflächlich, die Enspanntheit träge und faul. Und beim Essen ist mir irgendwann vor nur noch aufgefallen, wie ungesund es oft ist. Man beginnt Werte und Traditionen der fremden Kultur in Frage zu stellen und zu kritisieren. 

Das wirklich Anstrengende ist allerdings dass man irgendwann nicht mehr durchsieht. Die ganzen neuen Regeln verwirren einen, man kann die Verhaltensweisen der anderen nicht einschätzen und weiß nicht, wie man sich selber verhalten soll. Dauernd tritt man in Fettnäpchen und macht Fehler, ohne zu verstehen warum das jetzt falsch war. Dadurch fühlt man sich sehr unsicher, gestresst und einsam. Oft kommen noch Sprachschwierigkeiten dazu. Es entstehen Missverständnisse und es ist schwieriger Freundschaften zu schließen. Man weiß nicht, ob das Verhalten einer Person typisch für die Kultur ist, oder speziell zu dem Charakter der Person gehört. Man weiß nicht, was man nachmachen soll und was lieber nicht. Meine Gastschwester zum Beispiel duzt fast alle Leute und am Anfang habe ich ihr das nachgemacht, bis mir aufgefallen ist, dass das eine Eigenheit von ihr ist und nicht zu mir passt.

Muster, die in der eigenen Kultur logisch waren, funktionieren in der neuen Kultur plötzlich nicht mehr. Aus beobachtetem Verhalten zieht man falsche Schlussfolgerungen. Zum Beispiel sollte man nicht daraus, dass man sich gegenseitig Spitznamen gibt, sich zu zehnt ins Auto quetscht, seine Hose schon vor dem Bad aufmacht und sich über seine Tage unterhält, folgern, dass die Beziehung eng genug ist, um sich bei einer kleinen Wasserschlacht etwas nass zu spritzen (eigene Erfahrung!). Oder wieso kann man dem anderen ins Gesicht sagen, dass er dick ist, aber in anderen Situationen muss man sich umständlich indirekt ausdrücken? 

Irgendwann beginnt man, die neuen Handlungsweisen nach und nach zu verstehen und sich sicherer zu fühlen. Nach einiger Zeit kann man sich etwas anpassen und es gefallen einem vielleicht einige neue Verhaltensweisen sogar besser als die der eigenen Kultur und man übernimmt sie. Das ist ein sehr befriedigendes Gefühl, wie ich finde.

Einem wird klar, wie verschieden die Welt in ihren verschiedenen Teilen ist, wie unterschiedlich Kulturen sein können. Alte Sichtweisen werden auf den Kopf gestellt, man lernt, noch so absurd erscheinende Sichtweisen ernst zu nehmen, sie zu akzeptieren, irgendwann zu verstehen und zu übernehmen. Ich finde z.B. rosa mit Glitzer inzwischen nicht mehr schrecklich; und ein Haus brauch nicht unbedingt eine Haustür und Fensterscheiben, da ist vielleicht schöner, das Geld stattdessen für ab und zu mal essen gehen auszugeben. Man muss wirklich an alles mit 0% Vorurteilen und Erwartungen rangehen und offen für alles sein.

Auch wenn dieser Prozess der Anpassung wirklich schwer und hart ist (das ist er wirklich!), bin ich froh, die Herausforderung angenommen zu haben. Zugegebenermaßen wusste ich vor Beginn des FSJ noch nicht, wie groß die Herausforderung tatsächlich ist, aber ich denke ich bin auf dem besten Wege, sie zu bestehen. Umso schöner ist es nämlich,  wenn man sich dann eingefunden hat und die Leute so unvoreingenommen kennen- und lieben gelernt hat.


¡Vorsicht Fettnäpfchen! - Höflichkeit in Panama

Wenn man in einer anderen Kultur ankommt, gibt es oft auch andere Regeln was Höflichkeit und Respekt angeht. Und man braucht lange, um diese Regeln zu verstehen, oder um sie überhaupt mitzubekommen. Ständig passieren einem Fehler, oft auch ohne dass man es merkt. Oder andersrum, man fühlt sich unhöflich behandelt, dabei ist das Verhalten vielleicht ganz normal in der fremden Kultur.

In Panama spielt Respekt eine sehr wichtige Rolle. Das merkt man auch schon allein in der Sprache, statt "Höflichkeit" sagt man eigentlich immer "Respekt" und statt "unhöflich" sagt man  "Respektlosigkeit". Will man höflich sein, behandelt man einen mit viel Respekt. Besonders älteren Leuten sollte man viel Respekt zeigen.


¿Tú o Usted? - Duzen oder Siezen?


Stark damit hängt auch das Duzen und Siezen zusammen. Je nach dem, wie sehr man den anderen als Respektperson sieht, duzt oder siezt man ihn. Das bedeutet keinesfalls, dass man Leute, die man duzt, nicht respektiert, mit denen fühlt man sich nur mehr auf einer Ebene. Und Leute, die man siezt, sind nicht unbedingt fremde Leute, das kann auch die eigene Mutter oder der Ehemann sein. Es hat wenig damit zu tun, wie gut man sein Gegenüber kennt, wirklich eher mit der Stellung der jeweiligen Person. Während es uns Deutschen unpersönlich vorkommen mag, seine eigene Großmutter zu siezen, ist das hier mehr oder weniger ein Muss. Alte Leute werden so gut wie immer gesiezt, sie sind große Respektpersonen, genauso wie Personen, die beruflich eine hohe Stellung haben. Ich sieze meine Gasteltern und alle Gasttanten und -onkels, die über 40 sind. Dafür duze ich, wie alle, den Verkäufer im Chino (Mini-Super). Fast alle spricht man mit seinem Vornamen (oder Spitznamen) an, aber heißt das nicht unbedingt, dass man mit allen vertraut genug für DU ist. Siezt man sein Gegenüber, hängt man oft einfach ein "Señor" oder "Señora" vor den Namen. Oft ist es so, dass zwischen zwei Erwachsenen der eine zum anderen Sie sagt, während der andere einen duzt.

Es wird noch komplizierter: Leute, zu denen man eigentlich Du sagt, siezt man in manchen Situationen auch. Besonders Kindern gegenüber wechselt man stark zwischen Du und Sie. Ja, auch Kinder und Babys (und sogar Hunde) werden hier oft gesiezt. Siez-Situationen sind zum Beispiel beim Schimpfen, Erklären von Regeln, sehr direkte Ansprache einer einzelnen Person aus einer Gruppe. Kinder gegenüber will man oft damit zeigen, dass man eine Respektperson ist und erwartet, gesiezt zu werden.



Was sollte man in Panama lieber nicht machen?


Respekt bedeutet auch, dass man dem anderen nicht zu viele Fragen stellt. Fragen kommen oft so an, als würde man sich in Privatangelegenheiten des Anderen einmischen wollen, den Anderen überwachen oder kontrollieren wollen. "Wohin gehst du, wann kommst du wieder, was hast du gemacht, wer war am Telefon, warum hast du das gemacht,..?" Solche Fragen kann man sich vor allem Respektpersonen gegenüber auf keinen Fall erlauben. Wenn der andere will, dass du es weißt, erzählt er es dir auch ohne dass du fragst, wenn nicht, dann nicht. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass man nie Fragen stellen darf. Neutrale Dinge wie "Wo ist die Schere, hat der Laden heute offen, gibt es in Panama Mangos, Schneit es in Deutschland?" kann man natürlich trotzdem stellen. An persönlichen Fragen gelten Fragen wie "Wie geht es dir, wie war es in Panama Stadt, schmecken dir Linsen, gefällt dir Panama?" nicht als unhöflich.

Obwohl man hier ständig mit den Händen ist, ist es unmöglich, sich zu viel die Finger abzulecken. Sie bleiben dann halt dreckig, bis man sie sich wäscht oder abtrocknet. 

Wenn man Husten hat, und so husten muss, dass man den Schleim im Hals hört, sollte man dazu unbedingt auf´s Klo gehen und dort den Schleim ausspucken. 

Als Mädchen oder Frau sollte man sich nicht breitbeinig hinsetzen, oder die Beine zu sehr anwinkeln. 

Wenn man angerufen wird und gerade in einer Gruppe zusammen ist (z.B. auf Arbeit), ist es in Deutschland ja üblich, entweder den Anruf abzulehnen, oder zum Telefonieren aus dem Raum zu gehen, um die anderen nicht zu stören. In Panama würde das aber eher so ankommen, als wollte man etwas verbergen und nicht wollen, dass die anderen einem beim Telefonieren zuhören können.

Wenn einem jemand im Weg ist (z.B. wenn man durch eine Tür durch will, oder eine Schublade aufmachen will), sagt man "permiso" (Erlaubnis). Wenn nicht, kommt das unhöflich an.

Wenn man auf eine Frage mit "Nein" antwortet, gehört eine Begründung dazu, wieso "Nein".

Beim Händeschütteln nicht zu fest zudrücken.



Wann sollte man sich nicht wundern, wenn man das Gefühl hat, unhöflich behandelt zu werden?


Da es unhöflich ist, zu viele Fragen zu stellen, sollte man es nicht als Desinteresse deuten, wenn einen nichts gefragt wird und das Gegenüber stattdessen nur von sich selbst erzählt. Kommt man zum Beispiel von einer Reise zurück und es wird höchstens gefragt "Wie war´s?", ist das keineswegs Desinteresse, sondern Respekt. Es wird erwartet, dass man Einzelheiten von sich aus erzählt.

Bitten werden meist wie ein Befehl formuliert. "Bring mir Wasser!" statt "Kannst du mir bitte Wasser bringen?" Bitte und Danke wird oft weggelassen. Das ist keine Unhöflichkeit, sondern einfach Teil der Sprache oder Kultur.

Wie schon im Eintrag über Essen beschrieben, ist es nicht unhöflich, nicht zusammen zu essen. Und sitzt man doch mal zusammen am Tisch, sollte man sich nicht wundern wenn die anderen anfangen zu Essen, bevor alle etwas auf dem Teller haben. Und man sollte sich auch nicht unhöflich behandelt fühlen, wenn alle aufstehen und einen allein am Tisch zurück lassen, wenn man selbst noch beim Essen ist.

Ist jemand scheinbar mehr in sein Handy interessiert, als in sein Gegenüber, sollte man auch nicht beleidigt sein. Das ist hier (leider) sehr normal und kann auch als Mittel benutzt werden, dass kein gezwungenes Gespräch oder eine peinliche Stille ensteht.

Ähnlich ist es mit dem Fernseher. Wird man zum Beispiel als Gast gefragt, welches Fernsehprogramm man sehen will, kommt einem das als Deutschem so vor, als würde man einfach vor dem Fernseher abgesetzt werden, statt dass man sich mit einem unterhält. Dabei möchte der Gastgeber nur, dass man sich entspannt und wohl, wie zu Hause fühlt.

Kommen Gäste eine Stunde zu spät, ist das nicht unhöflich, sondern normal und z.B. bei Feiern sogar üblich und erwartet.

Es ist relativ normal, dass Leute, die nicht im Haus wohnen, ohne anzuklopfen reinkommen und oft noch nicht mal "Hallo" sagen.

"Du bist aber dick geworden" ist nicht als Beleidigung zu verstehen, sondern als selbstverständliche Ehrlichkeit.

Schlaf wird hier weniger respektiert als in Deutschland, man sollte sich also nicht wundern, wenn sich laut unterhalten wird oder es laute Musik gibt, wenn man schläft oder schlafen will.

Lautes Rülpsen ist nicht unhöflich, soweit  ein "Perdón"  folgt.


Das waren ein paar Regeln, die mir in den 10 Monaten, die ich hier bin, aufgefallen sind. Sicher gibt es noch einiges mehr, was ich hier noch nicht mitbekommen habe und vielleicht die ganze Zeit falsch mache.

Donnerstag, 22. Juni 2017

Hygiene, Pflege, Krankheit

Es ist das ganze Jahr über schwül-heiß, man schwitzt also viel. Deswegen ist es üblich und selbstverständlich, sich jeden Tag mindestens zwei Mal zu duschen. Auch gerne drei Mal, aber weniger als zweimal gilt als unhygienisch. Statt Duschgel wird übrigens Kernseife benutzt.

Klamotten
Oberteile werden täglich gewechselt. Auch Hosen wechseln viele jeden Tag. Oft hat man sogar an einem Tag mehrere Outfits an.

Haare
Haare sind im Optimalfall glatt und gekämmt. Lockere Frisuren oder Locken passen nicht in das Schönheitsbild der Panameños, ebenso wenig wie kurze Haare bei Mädchen und Frauen oder längere bei Jungs und Männern. Fettige Haare sind nicht so schlimm. Es ist sehr beliebt, sich die Haare zu färben, zu glätten, Strähnen machen zu lassen oder eine langanhaltende Rundum-Behandlung, die die Haare glatt macht. Männer sind eigentlich fast immer rasiert und haben nur selten einen Bart.

Gesicht
hier wurde ich mal
geschminkt
Gilt für Frauen: Schminke wird im Normalfall sehr viel benutzt. Es geht meist nicht darum, unauffällig etwas hervorzuheben, sondern darum, möglichst viel Farbe ins Gesicht zu bringen. Am Anfang habe ich oft nicht geglaubt, dass die Portion Schminke ernst gemeint war, aber inzwischen habe ich mich an die knallroten Lippen und den intensiven Lidschatten gewöhnt. Auch kleine Mädchen werden zu besonderen Anlässen mal geschminkt. Ansonsten werden auch gerne Sachen im Gesicht längerfristig verändert. Augenbrauen zupfen ist ganz normal, aber auch Wimpern pflanzen oder Pigmentierung der Haut unter den Augenbrauen ist nichts Besonderes.


Aktion in Valórate am "Tag der Mädchen"
Die Mädchen wurden frisiert, geschminkt und haben lackierte Nägel bekommen. Und alle mussten rosa tragen.

Häusliche Hygiene
Hängt natürlich ganz schön vom Haushalt ab, oft ist es aber generell dreckiger in den hiesigen Häusern als in Deutschland. Es wird zwar sehr häufig geputzt, aber man geht zum Beispiel auch immer mit Schuhen durchs ganze Haus, wodurch auch alles schneller wieder dreckig wird. Schimmel im Bad, Ameisenstraßen an der Wand, sowie Geckos im Küchenschrank sind ganz normal und manchmal läuft einem die ein oder andere Kakerlake über den Weg. Insgesamt fühlt sich alles sehr wie Camping an, man muss Essensreste zum Beispiel immer gut verpacken und kann nichts offen stehen lassen.

Fitness
Man kann es schon so einfach sagen: Der durchschnittliche Panameño ist dicker als der durchschnittliche Deutsche. Das liegt einerseits natürlich an der ungesünderen Ernährung und andererseits daran, dass Sport weniger beliebt ist. 
Allerdings ist schlank-sein auch nicht unbedingt das Ziel aller Panameños. Zwar wollen die meisten auch nicht dick sein, und wollen ihren Bauchspeck loswerden, aber das lange und dünne Schönheitsideal wie es in Deutschland gilt, herrscht hier auch nicht. Frauen wünscht man sich möglichst kurvig und "mit ein bisschen was dran".

Gesundheit
Das Schreckgespenst der Panameños ist eindeutig der Regen. Wenn man krank ist, ist der Regen dran Schuld und die übliche Reaktion ist, so viel Medizin wie möglich zu nehmen. Antibiotika sind hier ganz normale Mittel, die auch für kleine Erkältungen selbstverständlich verschrieben werden. Außerdem noch jede Menge Tabletten; hingegen Hausmittel wie z.B. Inhalieren, sind nicht besonders beliebt.

Krankheiten
Im Prinzip gibt es hier die gleichen Krankheiten wie in Europa auch, Schnupfen, Grippe, etc. Durchfall ist bei Ausländern etwas häufiger.
In Panama kommen auch ein paar tropische Krankheiten vor (Dengue-Fieber, Gelbfieber, Zika-Virus, sehr selten Malaria). Wirklich mitbekommen habe ich aber bisher nur einen Fall von Dengue-Fieber.

Arzt und Krankenhaus 
Es gibt verschiedene medizinische Einrichtungen, z.B. Kliniken, Krankenhäuser, Gesundheitszentren. Ich war ein Glück noch nie ernsthaft krank in Panama, weswegen mir der Einblick in die verschiedenen Einrichtungen fehlt. Ich glaube, sie unterscheiden sich vor allem darin, wie man versichert ist, wie teuer sie sind und wie lange man warten muss (manchmal bis zu 6 Stunden Wartezeit). Die Standards sind insgesamt niedriger als in Deutschland. Oft muss man auch weit fahren, um zum nächsten Arzt zu kommen, vor allem wenn es sich um eine kompliziertere Krankheit oder Verletzung handelt.



Kleinigkeiten
  • Kontaktlinsen und Kontaktlinsenflüssigkeit kann man auch in Panama finden, es ist allerdings schwieriger als in Deutschland. Sie werden vor allem zur Veränderung der Augenfarbe benutzt.
  • In geschlossene Schuhe streut man sich hier Puder, damit die Füße nicht stinken.
  • An Straßenränden, in Gräben, im Garten und überall ist herumliegender Müll ein normaler Anblick.
  • In Panama findet man in den Läden nur sehr schwer Tampons.
  • Zum Putzen wird fast immer Chlor oder Alkohol verwendet.
  • Das Klopapier wird meist nicht ins Klo, sondern in einen Eimer daneben geworfen.
  • Läuse sind sehr viel stärker verbreitet als in Deutschland und Bettwanzen in Hostels gibt es leider auch ab und zu.