Samstag, 3. Dezember 2016

November in Panama und Reise nach Boquete

Der Monat Panamas

November ist hier der "mes de la patria" also der "Monat des Vaterlandes" und wird auch als Geburtstmonat Panamas gesehen. Es gibt einige Feiertage, die mit der Geschichte Panamas zu tun haben. 

3. November: Abspaltung Panamas von Kolumbien
4. November: Tag der Flagge
5. November: Seperationsbewegung in Colón
10. November: Schrei der Unabhängigkeit in Los Santos
28. November: Unabhängigkeit von Spanien

Bis auf den 4. November, sind alle diese Tage in ganz Panama frei. In vielen Orten gibt es Defilees, am größten sind die Umzüge am 10. in Los Santos und am 28. in Boquete.

Alle öffentlichen Gebäude, also zum Beispiel Schulen, Krankenhäuser oder Polizeistationen, sind den ganzen November über in den Farben Panamas (blau-weiß-rot) geschmückt. Auch wir haben in Valórate Girlanden und Fahnen aufgehängt und die Kinder haben ein Gedicht über die Flagge Panamas gelernt. 



Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Panameños sehr nationalstolz sind. Sie sind stolz auf alles typische, auf ihr typisches Essen, die typische Kleidung, typische Musik, die typischen Tänze und sie leben diese typischen Sachen auch sehr aus. Während in Deutschland nicht so oft Bratwurst mit Sauerkraut gegessen wird, oder sich die Jugend in Lederhose oder Dirndl kleidet, wird hier schon sehr oft das Nationalgericht gegessen und typische Kleidung angezogen. In Schulen wird jeden Montag die Nationalhymne gesungen und die Flagge gehisst. 

Im November ist dieser Stolz nochmal besonders groß. Am 1. November hatten viele eine Panama-Flagge mit "Feliz cumpleaños, Panama" als WhattsApp-Profilbild. Es gab in meinem Projekt einen typischen Morgen, von dem ich schon im letzten Blogeintrag berichtet habe und unabhängig davon einen Tag, an dem alle Kinder und Erzieherinnen in typischer Kleidung und Schmuck zu Valórate gekommen sind. Bestimmt variiert dieser Stolz auch je nach Region, hier in Azuero scheint er jedenfalls sehr groß zu sein.

Boquete

Fast alle freien Tage habe ich am Strand verbracht, war, wie ich schon erzählt habe, am Playa Venao und in Pedasi. Am 28. November und das Wochenende davor bin ich allerdings für drei Tage nach Boquete gefahren, um dort meine Freundin Hannah aus Deutschland zu besuchen und das berühmte Defilee anzuschauen. Die Freude war natürlich riesig, als Hannah und ich uns wiedergesehen haben.

Wir sind ziemlich gleich nach meiner Ankunft aufgebrochen um auf einen Aussichtspunkt hoch zu wandern und dadurch ein bisschen der Natur zu sehen. Der Weg war sehr abenteuerlich, ging steil Berg auf, durch Gestrüpp und war oft kaum zu erkennen. Genau das Richtige für uns! 


an Baumruinen vorbei, unter umgefallenen Bäumen durch und beim Kochbananen ernten
Aussicht auf Boquete


Am Nachmittag sind wir noch ein bisschen durch Boquete gelaufen, Hannah hat mir touristische Stationen des Städtchens und ihren Arbeitsplatz gezeigt. Ich bin ziemlich begeistert von einem Kunstmarkt, auf dem Taschen, Schmuck und Kleinkrams, alles in sehr bunt, verkauft wird. 


Kunstmarkt

Auch am Sonntag haben wir ein bisschen Natur Panamas erkundet. Wir sind durch den Regenwald zu einem versteckten Wasserfall gewandert. Es war schon sehr beeindruckend, was man alles sehen konnte, die dicken Bäume, ganz viele Lianen, riesige Bambus- und Farnpflanzen und wir konnten die Affen brüllen hören. Auch die Busfahrten sind immer sehr spannend, man sieht viel von der Gegend, zum Beispiel sind wir an mehreren Indianerdörfern vorbeigefahren.




Am Abend haben wir uns noch eine Pferdeparade und einen Fackelmarsch angeschaut, die Eröffnung des Defilees was am nächsten Tag stattfinden sollte.
Dieses "desfile de bandas" am 28.11. in Boquete ist in Panama sehr bekannt und normalerweise kommen wohl sehr viele Leute aus dem ganzen Land nach Boquete um es sich anzuschauen. Dieses Jahr war der Präsident Panamas da, aber aufgrund des Regens kamen ansonsten vergleichsweise wenige Leute. Hannah und ich waren abgesehen von einer längeren Mittagspause den ganzen Tag dort. Vormittags, als auch noch das Wetter gut war und die Ohren noch nicht so abgenutzt, hat mir das Defilee eigentlich ganz gut gefallen. Am Abend hatte ich dann aber schon sehr viele in Uniform marschierende Menschen gesehen und  lautes Getrommele gehört, sodass es für mich eher langweilig war. Wir sind mit der Familie aber noch bis zum Ende dageblieben.




Am nächsten Morgen ging es für mich wieder zurück nach Pesé, wo noch ein halber Restarbeitstag auf mich gewartet hat.

Boquete liegt in der westlichen Region Chiriqui, in den Bergen. Bevor ich dorthin gefahren bin, wurde mir hier von vielen Leuten angekündigt, wie anders und besonders dieses Städtchen doch ist. Das erste was einem hier zu Boquete einfällt, ist dass es kalt ist. Dann noch, dass es Blumen und Erdbeeren gibt und Kaffe und andere Lebensmittel angebaut werden. Dementsprechend sind auch die touristischen Attraktionen, es gibt einen botanischen Garten mit Blumen, außerdem bekannt ist auch ein Café in dem man Erdbeeren essen kann. Für Europäer sind diese Stationen jetzt nicht so besonders, aber es war trotzdem total schön, sich diese Seite Panamas anzuschauen. Mich hat am meisten die Natur beeindruckt, die ist in und um Boquete echt wundervoll. Die Stadt selbst (inklusive dem Kunstmarkt 😊) hat mir auch sehr gefallen, auch weil es relativ viele Freizeitangebote gibt.

Hier sind ein paar Unterschiede, die mir an Boquete im Vergleich zu meiner Gegend aufgefallen sind:
- es ist etwas kälter (statt durchschnittlich 29°C sind es ca. 23°C). Auf die Handschuh-Empfehlungen, die man in Pesé für Boquete bekommen kann, muss man also nicht hören.
- nachmittags ist es sehr oft nebelig
- es gibt Felder, auf denen Lebensmittel angebaut werden
- es gibt Blumen
- es gibt viel mehr Ausländer
- es gibt viel mehr Indianer (Ngöbe-Bugle)
- Taxen sind innerhalb der Stadt nicht teurer als Busse
- der Ort ist mehr auf Touristen ausgelegt


Der November ist vorbei

meine Chefin beim Öffnen
des Adventskalenders
Inzwischen ist die blau-weiß-rote November-Dekoration gegen rot-weiß-grüne Weihnachts-Dekoration ausgetauscht. Ich habe meiner Familie und meinen Kolleginnen Adventskalender gebastelt und wir haben mit den Kindern in Valórate schon eine Weihnachtsfeier gefeiert. Ansonsten fühle ich mich gar nicht weihnachtlich oder adventlich. Ich habe den Eindruck, dass hier im Dezember viel von Faulheit geprägt wird. Das Jahr ist fast aufgebraucht und den Satz "Tengo pereza" (=ich habe Faulheit/ich habe keine Lust) hört man andauernd. Es kommen kaum noch Kinder nach Valórate und die, die kommen werden eine halbe Stunde früher wieder nach Hause geschickt. 
Weihnachten und der am 8.12. anstehende Muttertag bewirken, dass die Geschäfte und Straßen voller sind und mehr Polizei zu sehen ist (weil die Leute mit mehr Geld unterwegs sind). Man gibt gerne mehr Trinkgeld, weil Dezember die Zeit des Gebens ist. Die Valórate-Kinder bringen uns Erzieherinnen statt Hausaufgaben Geschenke mit. Ich habe das Gefühl, dass der Dezember für mich ein sehr fauler Monat mit viel Essen wird.
Für mich gibt während diesem Monats eine Veränderung in der Gastfamilie. Mein Gastbruder mit Frau und 1-jährigem Sohn wohnt noch mit im Haus, da die Babysitterin des Kindes im Dezember keine Zeit für das Kind hat. So wird er hier im Haus von meiner Gastschwester, und sobald ich Ferien habe auch von mir, beaufsichtigt.


Neue Auffälligkeiten

- Mädchen- und Jungsklischees sind sehr stark ausgeprägt (z.B. rosa und blaues Spielzeug)
- Fremdgehen ist hier üblicher
- Schultaschen werden selten auf den Boden gestellt, eher auf Tische oder Stühle
- man nimmt wenn man krank ist, schnell starke Medikamente oder geht ins Krankenhaus
- Regen wird als etwas sehr gefährliches angesehen. Schon die kleinsten Tropfen könnten einen sofort krank machen
- "Danke" und "Bitte" sind nicht immer selbstverständlich, dafür sollte man immer "Permiso" (=Erlaubnis) sagen, wenn man irgendwo vorbei möchte und einem jemand im Weg steht.
- auf Schlaf wird oft weniger Rücksicht genommen (z.B. mit leise sein)
- in Pesé gibt es kaum Blumen
- statt Spülmittelflaschen wird hier oft festes Spülmittel in einem Töpfchen benutzt.

Montag, 14. November 2016

Familienausflug zum Strand und Folklore-Veranstaltung auf Arbeit

Ausflug zum Strand Pedasí 

Der 10. November ist in Panama ein Feiertag und normalerweiser fährt man hier in der Gegend an diesem Tag nach La Villa de Los Santos, wo es jedes Jahr ein großes Defilee gibt. Doch meine Gastfamilie hat dieses Jahr den freien Tag genutzt, um am den Strand zu fahren. Anfangs war ich ein bisschen enttäuscht, dass ich das Defilee in Los Santos verpasse, aber es war dann echt ein schöner Tag. 
Wir sind zu einem Strand in Pedasí gefahren und haben dort den Tag gefaulenzt. Unter Familienausflug muss man sich bei meiner Familie allerdings mehr Leute vorstellen, als wir drei, die hier im Haus wohnen. In sechs Autos sind insgesamt 22 Familienmitglieder nach Pedasí aufgebrochen. Der Weg zum Strand war ein Wechsel zwischen Um-die-Wette-Fahren und Um-die-Wette-hupen. 


meine Gast-Großfamilie

Angekommen haben wir die Hängematten aufgehängt und uns ausgebreitet, außer uns waren nämlich keine anderen Leute da. An sich war der Strand eigentlich echt schön, zwischen Sandfeldern gab es ab und zu Felsen und nah unserer Stelle ist ein Fluss ins Meer gemündet. Leider war der Strand auch ziemlich mit Müll übersät, und auch wir haben am Ende nicht all unseren Müll mitgenommen.


Strand und Fluss


Mañanita criolla

Letzten Samstag hatten die Kinder der kleinsten Gruppe aus Valórate ihren Abschluss. Dazu haben sie ein kleines Theaterstück und verschiedene typische Tänze aufgeführt, die wir seit einiger Zeit mit ihnen einstudiert haben. Sie haben sich typisch panamesische Kleidung angezogen (Blogeintrag zu Kleidung in Panama) und die Eltern kamen um sich die Aufführung anzuschauen.


Erzieherinnen, Mädchen und Jungs in typischer Kleidung auf der Bühne

Wir Kolleginnen haben uns auch typisch gekleidet und geschminkt. Die Blusen für dieses Event haben wir uns extra nähen lassen, nachdem wir Stoffe, Schleifen und Spitze gekauft haben. 


Ich in typischer Bluse, mit typischem Schmuck und der panamesischen Menge an Schminke



























Die Aktion hat sich "Mañanita criolla", also typischer Morgen genannt. Wieso genau die Kinder jetzt, einen Monat vor Ende des Schuljahres, Abschluss hatten, und was genau sie abgeschlossen haben, habe ich allerdings noch nicht verstanden. Heute haben sie dann Fotos in Graduationsgewand und -hut gemacht, mit Diplom in der Hand.


Kapellen-Defilee in Chitré

Nach diesem Event in Valórate bin ich dann noch mit zwei Kolleginnen nach Chitré gefahren, um ein weiteres Defilee anzuschauen. Diesmal allerdings kein "desfile típico", sondern ein "desfile de bandas", also mit Kapellen, Trommelumzügen und insgesamt eher wie ein Marsch. Leider hatte ich nicht so viel Zeit, weil am Wochenende weniger Busse von Chitré nach Pesé fahren und ich so relativ früh wieder zurück musste. Der Tag war aber ein richtig schöner Tag, vormittags die tanzenden Kinder und nachmittags Zeit mit meinen Kolleginnen.


desfile de bandas


Heute habe ich eine neue Kollegin kennengelernt. Sie war zuvor in Babyzeit und hatte heute wieder ihren ersten Arbeitstag. Sie kam mir sehr nett und fröhlich vor, auch wenn ich echt traurig bin, dass ihre Vertretung nun nicht mehr da ist.


Neue Auffälligkeiten

- viel weniger Leute rauchen, auch Alkohol wird ein bisschen seltener getrunken als in Deutschland
- man organisiert hier sehr gerne Überraschungsfeiern
- wenn man mit den Fingern zählt, fängt man nicht mit dem Daumen, sondern mit dem kleinen Finger an
- statt mit dem Finger auf etwas zu zeigen, zeigt man oft mit dem Mund, indem man die Lippen spitz macht
- Profilbilder bei WhattsApp erfüllen hier nicht den Zweck, dass man einen Kontakt anhand des Fotos erkennen kann, sondern werden eher dazu genutzt, sich seiner Umgebung mitzuteilen. Beliebt sind Sprüche oder Gebete die die Stimmung wiedergeben, oder beispielsweise am Geburtstag einer Schwester ein Foto der jeweiligen Schwester mit dem Schriftzug "Feliz cumpleaños, hermanita". Das Profilbild wechselt dementsprechend 1-2 Mal täglich.
- WhattsApp-Nachrichten werden selten an einem Stück verschickt, sondern oft zerstückelt als mehrere Nachrichten, ein Bruch nach jedem halben Satz


Montag, 7. November 2016

Kurzurlaub am Playa Venao

Nachdem ich im September schon mal ganz kurz an dem Surfstrand Playa Venao war, hatte ich mir ja vorgenommen, hier in Panama surfen zu gehen. Und dieses Vorhaben konnte ich in den letzten Tagen in die Tat umsetzen. Da es Anfang November hier viele Feiertage gibt, hatte ich Mittwoch bis Freitag frei und bin mit Johanna und Bine (zwei anderen deutschen Freiwilligen) für vier Tage nochmals zum Playa Venao gefahren.

Playa Venao

Mittwoch morgen ging es los, Treffpunkt war ein Supermarkt in Chitré zum Essen einkaufen. Schließlich ging es mit einem Bus nach Las Tablas, wo wir uns ein sehr leckeres panamesisches Frühstück gegönnt haben, bevor wir in nächsten Bus gestiegen sind. Das Gepäck aufs Dach geschnallt und mit immer steigender Vorfreude ging es also weiter, bis direkt vor die Rezeption des "Venao Cove" Hostels. Dieses hat uns Zelte ausgeliehen und uns Küche und Geschirr zur Verfügung gestellt. Das Hostel kann ich nur weiterempfehlen, es war sauber, die Leute nett und hatte eine echt schöne Atmosphäre. Außer uns dreien kamen noch ein paar andere Deutsche, Schweizer, Dänen, US-Amerikaner, Australier, Venezolaner, Mexikaner, Iraner und Paname
ños unter, was dazu geführt hat, dass in der Küche schönerweise Essen aus aller Welt gekocht wurde und dass wir wir mit den verschiedenen Sprachen total durcheinander gekommen sind. 

Unser Hostel und die beiden Zelte
Den Nachmittag haben wir dazu genutzt, die Zelte aufzubauen, uns den Strand anzuschauen und uns nach einem Surfkurs zu erkundigen.

Am Donnerstag morgen haben wir den Surfkurs gemacht, der aus einer halben Stunde Theorie und einer Stunde Praxis bestand. Danach haben wir uns noch bis mittags mit dem Surfen versucht und schon erste Erfolge gehabt. Freitag vormittag liehen wir uns nochmal Bretter aus und nach diesem Tag hatte ich kaum noch Probleme, eine Welle zu nehmen und im Stehen zu fahren. Surfen ist ein Sport, der mir richtig viel Spaß macht und ich fände es schön, noch mehr zu lernen.




Surfboard ausrichten und paddeln...

...aufstehen und surfen...
...und irgendwann fängt man dann mit Experienten an :)


Freitag nachmittag wurden wir von einem Pick-Up abgeholt, auf dessen Ladefläche wir in Richtung Isla Cañas gefahren sind.

Fahrt auf der Ladefläche
Im Dschungel nahe dieser Halbinsel kann man mit einer Seilbahn durch die Bäume fliegen. Johanna und Bine haben mitgemacht, ich allerdings nicht, weil ich mir das für Boquete mit meiner Freundin zusammen vorgenommen hatte und das Geld nicht doppelt ausgeben wollte. Trotzdem hat sich der Ausflug für mich gelohnt, ich habe eine tolle Aussicht über die Isla Cañas gesehen und während die anderen Seilbahn gefahren sind, habe ich in einem Naturpool mit Wasserfall gebadet. 


Außerdem saßen in den Bäumen ganz viele Affen. Beim Hostel konnte man zwar viel Affengebrüll hören, aber gesehen hatte ich bis dahin noch keinen freien Affen.

Affen
Den Samstag Morgen haben wir wieder dem Surfen gewidmet, haben dann Essen gekocht und die Zelte abgebaut. Mit Bussen sind wir schließlich in Richtung nach Hause gefahren. Allerdings sind wir nur bis nach Las Tablas gekommen, als wir dort umsteigen wollten, war der letzte Bus schon abgefahren. Nachdem wir ein bisschen hin und herüberlegt hatten, beschlossen wir schließlich, eine Nacht im Hotel zu verbringen und erst am Sonntag weiterzufahren. Nachdem wir drei Nächte in sehr, sehr kleinen, einwändigen Zelten ohne Matratze geschlafen hatten, war ein Bett ein Luxus für mich.

Las Tablas ist echt eine schöne Stadt, im Zentrum gibt es hunderte kleine Lädchen in denen man Panama-typische Sachen kaufen kann. Zu Abend gegessen und gefrühstückt haben wir wieder in dem am Anfang der Reise schon getesteten Lokal. 

Johanna, Bine und ich in Las Tablas. Im Hintergrund kann man unser Lieblingslokal sehen.
Mit heftigem Sonnenbrand und trotzdem sehr erholt und glücklich ging es dann am Sonntag für mich wieder mit dem Bus nach Chitré und schließlich nach Pesé. 

Montag, 31. Oktober 2016

Portobelo, Spanischkurs und Defilee in Chitré

Diesmal erzähle ich ein bisschen von meinen Wochenenden. 

Verkauf von Instrumenten und Trinkbehältern
in Chitré
Seit letztem Samstag gibt es für uns AFS-Freiwillige in und um Chitré einen Spanischkurs. Dieser findet in Chitré statt und wird wohl in der in nächster Zeit meine Samstage dominieren. Das stört mich allerdings überhaupt nicht, im Gegenteil, ich freue mich eigentlich dass ich dadurch mal aus Pesé rauskomme. Außerdem war die erste Spanischstunde relativ viel versprechend, die 4 Stunden werden nur teilweise durch richtigen Unterricht beansprucht, es geht vor allem darum, dass wir mit anderen Panameños in Kontakt kommen. Letzten Samstag zum Beispiel, sind wir viel durch Chitré gelaufen, waren im Museum, in Geschäften, haben mit Händlern gesprochen und waren essen. Da wir mit drei Schülern eine kleine Gruppe sind, kommt man wirklich auch oft zum sprechen. 

Samstag ist außerdem der Tag, an dem mein 1-jähriger Gastneffe hier ist, um gehütet zu werden. So haben die Samstage einen mehr oder weniger regelmäßigen Ablauf.


Portobelo


Sonntag vor zwei Wochen bin ich sehr spontan mit einer Tante nach Portobelo gefahren. Das ist ein Dorf nördlich von Panama Stadt, an der Karibikküste. Hauptattraktionen sind die Kirche "Iglesia de San Felipe" 
und die Reste einer alten Festungsanlage. 

Bucht vor Portobelo

Da  es an diesem Tag ununterbrochen geregnet hat, haben wir uns vor allem der Kirche gewidmet. Diese ist (wie fast alle Kirchen hier) katholisch und beheimatet den "schwarzen Christus", eine Jesusfigur aus schwarzem Holz, die in Panama sehr bekannt ist und zu dessen Ehren jährlich am 21. Oktober ein großes Fest gefeiert wird. Dieses Fest lockt jedes Jahr viele Pilger an, ich war aber 6 Tage vor dem Fest dort, weswegen ich davon nicht so viel mitbekommen habe. 



Kirche von innen. Hinten links im "Schaufenster" sieht man den schwarzen Christus.


Trotz des Regens haben wir uns dann noch ein wenig die Festungsanlagen angeschaut. Portobelo (übersetzt "schöner Hafen") war während der spanischen Kolonialzeit ein wichtiger Hafen, an dem viel Gold und Silber verschifft wurde. Deswegen wurde er immer wieder von Piraten angegriffen. Um diese abzuwehren, gab es viele Kanonen und diese kann man sich auch heute noch anschauen.

Kanonen und Festungsanlage

Nach Portobelo ging es für uns noch nach Panama Stadt, wo wir die ganze Zeit in einem Einkaufszentrum, der Albrook Mall verbracht haben. 

Albrook Mall

Typisches Defilee


mit einem Cousin
Letzten Sonntag habe ich kennengelernt, wie ein typisches, panamesisches Defilee aussieht. Anlässlich der Gründung Chitrés sind viele Umzugswagen durch das Stadtzentrum gezogen und meine Gastfamilie und ich waren Teil der großen Zuschauermenge. Schon 3 Stunden bevor es los ging, waren wir da um mit unseren mitgebrachten Stühlen gute Plätze am Straßenrand zu ergattern. 


Es gab Wägen mit "Reinas" (=Königin), Frauen in Polleras, den typischen panamesischen Kleidern, Wägen mit Blasorchestern und zwischen den Wägen immer wieder Tanzpaare in typischer Kleidung, Trommler und als Teufel und Hexen verkleidete Tänzer. Die ganze Zeit gab es typische Musik und von den Wägen wurden Süßigkeiten geworfen. 





Umzugswagen mit Reinas

Tänzer in typischer Kleidung


Hexen und Teufel
Frauen in Polleras

Alles in allem hat mich dieses Defilee sehr an Karneval erinnert und ich bin echt gespannt, was mich am wirklichen Karneval erwartet, wenn schon so ein vergleichsweise kleines Defilee so groß und aufwendig auf mich gewirkt hat. Im nächsten Monat werde ich aber sicher noch mehr Feste dieser Art erleben, November ist nämlich der Monat Panamas, mit vielen Festen und Feiertagen.

Blaskapelle und Palmenwagen
Diesen Sonntag war ich mit meiner Familie in Chitré einkaufen, essen und meinen Gastbruder besuchen. So sind die Sonntage hier jedes Mal anders und sehr abwechslungsreich.



Weitere Auffälligkeiten

- statt mit "Hallo Anna" grüßt man oft auch einfach nur mit "Anna"
- wenn man sich die Hände schüttelt, macht man das mit ganz schwachem Händedruck (zumindest Frauen gegenüber)
- Viele Männer bellen als Ausdruck von Freude (auch zum Beispiel Radiosprecher)
- die Leute sind oft krank. Schuld daran ist laut ihnen der Regen.
- Es gibt viele Polizeikontrollen auf den Straßen

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Zufriedenheit mit Projekt, Verschiedene Feste und AFS-Camp

Jetzt bin ich schon sieben Wochen in Panama und arbeite die siebte Woche in meinem Projekt. Und ich habe das Gefühl, dass meine Zeit hier noch echt toll werden kann. Noch ist natürlich nicht alles ideal, ich hätte mir mehr Arbeit und Aufgaben im Projekt erhofft  und schnellere Fortschritte mit dem Spanisch. Gespräche zu zweit, wenn ich ab und zu nachfragen kann, kriege ich inzwischen ziemlich gut hin, es ist aber immer noch hauptsächlich so, dass ich bei Unterhaltungen zwischen anderen nur dabei sitze und grob das Thema verstehe. Wenn ich mal sehr ausgeschlafen bin, kann ich auch ein bisschen mitreden.

Aber die Stimmung zwischen meinen Arbeitskolleginnen ist so toll, dass ich mir sicher bin, wenn ich dann mal ausreichend verstehe, werde ich viel Spaß haben. Ich gehe jetzt schon total gern zur Arbeit, einfach weil meine Kolleginnen so viel lachen. Kleinigkeiten, wie zusammen kochen und backen, wöchentliches Wichteln und viel Musik, machen es noch zusätzlich schön. Ich kann es wirklich kaum erwarten, noch mehr von den Späßen zu verstehen. Langsam fange ich an, selber Scherze zu machen und werde in die Witze von den anderen mit eingebunden und mich stört es so sehr, dass ich nicht noch mehr mitmachen kann, weil halt alles auf Spanisch ist. Es ist also wie gesagt noch nicht ideal, aber die Hoffnung, dass es ein tolles Jahr wird, ist so groß, dass ich zurzeit trotzdem ganz glücklich bin.

Kinder der kleinsten Gruppe beim Kneten und basteln


An den letzten Wochenenden habe ich mich über jede Unternehmung gefreut. Es gab mehrere Feste, zu denen ich eingeladen war. Ich war auf einer Taufe, einer Babyshower-Party und zwei Geburtstagen. Einer der Geburtstage war von meinem Gastneffen und wurde von uns schon Wochen im Voraus geplant. Nachdem jeder einzelne Lebensmonat gefeiert wurde, ist der erste Geburtstag hier etwas Besonderes. 160 Gäste waren eingeladen, wir haben für jedes Kind einen Geschenkebeutel befüllt, es gab eine riesengroße Tafel mit Kuchen und Süßigkeiten, alles mit Käpt´n Jake, der Lieblings-Zeichentrickfigur des Geburtstagskindes. 

Geburtstagstafel meines Gastneffen

Der andere Geburtstag den ich besucht habe, war der  9. Geburtstag eines Verwandten und zwar viel kleiner als der erste, aber verglichen zu einem Kindergeburtstag in Deutschland, trotzdem sehr aufwändig und mit vielen Gästen. Eine bekannte lateinamerikanische Tradition, die hier tatsächlich viel ausgeübt wird, ist das Schlagen einer Piñata. Eine mit Süßigkeiten gefüllte Pappmachéfigur wird mit einem Seil aufgehängt und alle Kinder schlagen nacheinander mit einem Stock dagegen, bis die Süßigkeiten herausfallen. Damit es schwieriger ist, wird ab und zu an dem Seil gezogen, sodass die Piñata mal höher mal tiefer hängt. Schließlich stürzen sich alle auf die Süßigkeiten und es gibt ein großes Durcheinander.




Bei allen Festen gab es laute Musik und viel Essen. Als Gast hat man zuerst den Gastgeber begrüßt und eventuell sein Geschenk abgegeben. Dann hat man ziemlich schnell einen Stuhl untergeschoben bekommen und es gab etwas zu Essen. Der Gastgeber selbst hat die ganze Zeit organisiert, Essen und Stühle gebracht und Wünsche von Gästen erfüllt. Bei der Babyshower-Party, die 1-2 Monate vor der Geburt eines Kindes gefeiert wird, wurden Spiele gespielt, genauso auf dem 1. Geburtstag meines Gastneffen.

Einmal habe ich in Chitré bei „FANLYC“ mitgemacht, einem Lauf für Kinder mit Krebs. Man bezahlt 5 Dollar und rennt dann theoretisch 3 Kilometer. Allerdings sind fast alle Teilnehmer die Strecke gegangen, weswegen das auch für mich keine besonders sportliche Aktion war.

FANLYC-Lauf in Chitré

Letztes Wochenende haben sich alle AFS-Freiwilligen, die mit dem „Internationalen Jugendfreiwilligendienst“ in Panama sind, einem Hostel nahe Penonomé getroffen. Wir haben über Probleme gesprochen, die eventuell in Familie und Projekt bis jetzt schon aufgetreten sind. Außerdem haben wir einen Ausflug gemacht, der genau nach meinem Geschmack war. Erst einen Fluss durchqueren, dann am felsigen Ufer entlang klettern und schließlich in einem Wasserfall baden und von Felsen ins strömende Wasser springen. Abgesehen von dem guten Programm, hat es echt gut getan, mal wieder alles zu verstehen und von anderen über deren Situation zu hören. Nachdem ich jetzt so einen Vergleich habe, weiß ich, dass ich mit allem echt Glück habe.

mit anderen Freiwilligen bei einer Flussdurchquerung und das felsige Ufer, an dem wir später entlang geklettert sind

Weitere Auffälligkeiten aus der letzten Zeit:

- statt Tauben gibt es hier überall Rabengeier.
- Quintero ist hier in der Gegend ein echt beliebter Nachname. Zum Beispiel in einer meiner Gruppen in Valórate heißen 4 der 25 Kinder Quintero und sind nicht miteinander verwandt. Auch eine Kollegin, meine Nachbarn und meine Cousinen heißen Quintero.
- viele sind verrückt nach Babies und sprechen gern in Babysprache.
- Ein Stromausfall ist nicht so besonders. In meinen knapp 7 Wochen in Pesé ist schon 4 Mal der Strom ausgefallen, einmal davon für einen ganzen Tag.
- Beim sprechen werden die Leute schamlos in dick und dünn und in hell- und dunkelhäutig aufgeteilt. So ist es ganz normal und überhaupt keine Beleidigung, von "dem Dicken" zu reden und manche werden "Schwarzer" oder "Blasser" genannt. Auch "Danke, Chinese" wird gesagt.
- die Mimik um wütend auszudrücken, ist Backen aufblasen
die Geste um jemanden zu sich zu winken, kann auch andersrum gemacht werden, also mit der Handfläche nach unten
- Größen und Längen werden nicht dadurch gezeigt, dass man beide Hände auseinander hält, sondern eine Hand misst die Länge am anderen Arm ab
- es wird oft eingeklatscht
- viele Frauen haben keinen Führerschein
- bevor man in eine Bank reingeht, wird man mit einem Metalldetektor geprüft
- statt Mülltonnen gibt es Metallkörbe auf Stelzen


Natur

Montag, 19. September 2016

Tagesausflug: Isla Iguana und Playa Venao

Diesen Sonntag hatte ich das Glück, mit einer anderen Freiwilligen aus Deutschland und deren Gastfamilie mehr von Panama kennen lernen zu können: Den Strand vor Pedasí, die Isla Iguana und den Strand Venao.
Gestartet sind wir morgens um 6 in Chitré. Mit dem Auto sind wir ca. 1,5 nach Pedasí gefahren, ein Dorf ganz im Südosten der Halbinsel Azuero, nahe einem schönen Strand. Dort haben wir auf unser kleines Motorboot gewartet, was uns zur Isla Iguana bringen sollte.
Strand vor Pedasí. Am Horizont kann man schon die Isla Iguana sehen.
Die Bootsfahrt hat echt Spaß gemacht! Es war total schnell und die Wellen waren wie Sprungschanzen. Als wir kurz vor der Insel waren, sind wir angehalten um das zu tun, wofür wir eigentlich bezahlt hatten: Wale anschauen. Allerdings sind auch nach kurzem Warten keine Wale aufgetaucht, was ein bisschen enttäuschend war. Dafür konnten wir aber ganz viele Pelikane entdecken.
Pelikane

Schließlich haben wir an der Insel angelegt, in einer Bucht mit feinem weißen Sand und Stücken von Korallen. Das war ein tolles Gefühl! Relativ bald habe ich dann auch verstanden, woher die Isla Iguana (deutsch: Insel Leguan) ihren Namen hat. Zwischen hunderten von Einsiedlerkrebsen sind ganz viele Leguane herumgelaufen und haben sich nicht von uns stören lassen.

Ich am Strand

Leguane und Krebse

Von der Reiseleiterin wurden wir nach einem kleinen Snack durch die Insel geführt. In dem dschungel-artigem Wald lagen die Kokosnüsse auf dem Boden, wie in Deutschland die Eicheln im Herbst. Es war sehr schwül.

Weg durch den Dschungel
Auf der anderen Seite der Insel gab es noch einen genauso schönen Strand, an dem wir auch gebadet haben. Auch schnorcheln konnte man, was ich natürlich ausgenutzt habe und was eine tolle Erfahrung war. Ich konnte Korallenriffe, Kugelfische, Flötenfische und vieles mehr sehen.

Ich, zwischen Korallen und bunten Fischen. Die Farben sind auf dem Foto leider ein bisschen milder.

Auf der Rückfahrt von der Insel zum Festland konnten wir dann doch noch die erhofften Wale sehen. Mich hat echt beeindruckt, wie groß so ein Wal ist. Ich dachte beim ersten Wal erst, dass dort ein riesiger Baumstamm im Wasser liegt. Ein wirklich gutes Foto konnte ich allerdings nicht machen, da sie nur kurz über Luft geholt haben und dann gleich wieder untergetaucht sind.


Zurück in Pedasí haben wir schließlich zu Mittag gegessen und sind weiter zum Playa Venao gefahren. Dieser Strand liegt in einer Bucht im Süden Azueros und ist bei Surfern sehr beliebt. Wir haben uns nach Preisen für Übernachtung und Surfkurse erkundigt und ich habe mir vorgenommen, während meines Jahres in Panama, dort Surfen zu lernen.

Playa Venao

Diesen Ausflug fand ich echt toll! Selbst Wolken und Erkältung konnten das nicht ändern. Ich denke, ich habe echt Glück, nach 3,5 Wochen schon so viel von Panama gesehen zu haben.


Samstag, 17. September 2016

Mein Heimatdorf Pesé

Pesé ist ein Dorf, was in dem gleichnamigen Distrikt liegt, und hat ungefähr 2500 Einwohner.
Pesé in Panama
In den letzten 3 Wochen konnte ich Pesé schon ein bisschen kennen lernen. Es kommt mir, als Großstädtlerin zwar schon sehr klein vor, aber es hat auf jeden Fall etwas zu bieten. Bisher habe ich eine Schulanlage (Kinder von 6-18 Jahre), eine Kirche, einen Park, einen Basketballplatz, ein Fitnessstudio, eine Tankstelle, eine Bank, mehrere Handyläden, ein paar Imbissstände und ganz viele Chinos (Mini-Supermärkte) gesehen. Außerdem wird gerade eine Polizeistation und eine zweite Tankstelle gebaut.
Etwas außerhalb liegt eine Rumfabrik, die ich auch schon besichtigt habe. Hier wird das ganze Zuckerrohr, was rund um Pesé wächst, zu Alkohol verarbeitet. Sie gehört dem jetzigen Präsidenten von Panama, der hier aus Pesé kommt.


Abgesehen von den ganzen öffentlichen Plätzen gibt es natürlich noch die Privathäuser. So wirklich privat sind die aber meinem Gefühl nach auch nicht. Immer wenn jemand zu Hause ist, steht die Haustür offen und mehr oder weniger jeder geht ein und aus. Am Anfang war ich erstaunt, dass so viele Leute so eng mit der Familie befreundet sind, dass sie ohne anklopfen reinkommen und sich am Kühlschrank bedienen. Und ich habe mich gewundert, dass ich diesen Leuten nicht immer vorgestellt werde,  wo sie doch anscheinend so eng mit meiner Gastfamilie sind. Auch fand ich es komisch, wenn ich bei jemand anderem zu Besuch war, schnurstracks ins Schlafzimmer zu gehen um mich dort auf das Bett zu legen und mich dort mit den anderen zu unterhalten. Aber das scheint hier normal zu sein. Bekannte, übernächste Nachbarn und Verwandte x-ten Grades sind im Haus willkommen. Auch mir wurde schon von vielen nach 5 Minuten Bekanntschaft gesagt, ich solle wiederkommen, wann immer ich will. Das Schlafzimmer ist mit dem Wohnzimmer in Deutschland zu vergleichen.

Schätzungsweise 95% der Wohnhäuser in Pesé weisen folgende Merkmale auf:
- Einstöckig
- Buntgestrichen
- Terrasse
- Lochmuster in Außenwänden
- Ventilator oder Klimaanlage in vielen Räumen
- kein Warmwasser
- keine Türklingel



Außerdem normal ist, dass mehrere Generationen zusammen wohnen und dass Gitter vor den Fenstern sind. Festnetz Telefon gibt es sehr selten im Haus, aber meistens mehrere Fernseher.

Neues von meiner Seite

Seit meinem letzten Blogeintrag habe ich meine Umgebung natürlich noch besser kennengelernt. Sowohl mit meiner Gastfamilie, als auch mit meinem Projekt bin ich immer noch sehr zufrieden.

So richtig ein Alltag ist nach drei Wochen in Pesé natürlich noch nicht eingetreten, aber ich habe mich an viele Sachen schon ein bisschen gewöhnt. So zum Beispiel das klebrige Gefühl auf der Haut, was das tropische Klima verursacht. Das ständige nur-daneben-sitzen bei Gesprächen ist mir auch schon vertraut, genauso wie die viele Handybenutzung und das Fernsehen. Außerdem ist inzwischen noch ein bisschen mehr Besteck aufgetaucht und es gibt ein neues Klo, das man nicht vor jedem Spülen auseinanderbauen muss. Manche Sachen sind aber auch komisch für mich, zum Beispiel die Frage meiner Gastmutter, wie lange ich eigentlich bleibe, eher 2 Monate, 6 Monate oder eher 1 Jahr. Auch die feste Überzeugung, es gäbe Hexen und Kobolde in nahen den Hügeln, fand ich komisch.

Mit meiner Gastmutter verstehe ich mich nach wie vor super gut. Meine Schwester Male sehe ich unter der Woche kaum, da sie kurz bevor ich von der Arbeit komme, zur Spät-Uni nach Chitré fährt und erst wiederkommt wenn ich schon schlafe.  

an der Küste
Am Wochenende habe ich auch schon ein bisschen die Umgebung von Pesé kennengelernt. Ich war wieder in Chitré, im Schwimmbad, und an der Küste nahe Chitré (der Strand dort ist nicht so schön). Jeden Samstag passen wir auf den bald 1jährigen Neffen meiner Gastschwester auf und verbringen viel Zeit mit Verwandten. Ich habe außerdem angefangen, dreimal die Woche morgens joggen zu gehen.


Las Tablas
In Valórate mag ich meine Kolleginnen sehr! Vergangene Woche hatten die Kinder hier Ferien und sind nicht gekommen. Wir haben deswegen Papierkram gemacht, ein bisschen Bänke geputzt, Anstecker für ein Fest gebastelt und Spiele gespielt. Ich kann mich zwar nicht so gut mit ihnen unterhalten, aber ich habe gemerkt, dass ich mich unter meinen Kolleginnen echt wohl fühle. Einmal zum Beispiel sind wir zu acht mit dem PKW der Chefin 1 Stunde nach Las Tablas gefahren – 4 Leute auf der Rückbank und 2 im Kofferraum, zur Musik tanzend. In Las Tablas haben wir nur Stoff gekauft, haben zu Mittag gegessen und sind wieder zurück gefahren.  Total unnötig, dass alle acht mitgekommen sind, aber einfach nur cool!

Tanzen typischer Tänze in Valórate

Die Woche vor den Ferien kam ich mir sehr oft nutzlos vor, da die Kinder keine Hausaufgaben hatten, bei denen ich helfen konnte. Ich bin mal gespannt, wie es nächste Woche wird. Bis jetzt ist wirklich jeder Tag eine Herausforderung und jeder Tag anders. Gut fühlen und schlecht fühlen wechselt stündlich und hängt vor allem davon ab, wie viel Spanisch ich verstehe und ob ich was zu tun habe, oder mich langweile.




Neue Auffälligkeiten und was ich vorher vergessen hatte:

- das Leitungswasser ist gechlort
- man zeigt sich gerne auf dem Handy Fotos und sagt „que lindo“ (=wie schön)
- mehr Körperkontakt beim reden
- die Frauen haben oft Stifte im Haar
- man rülpst mehr
- es gibt viele hübsche Menschen
- es gibt mehr Erwachsene mit Zahnspange
- alle Mädchen bekommen direkt nach der Geburt Ohrlöcher
- beim Telefonieren gibt es oft kein richtiges „Hallo“ und „Tschüss“
- die Gehgeschwindigkeit ist langsamer
- Supermärkte in Chitré: oft Sicherheitskräfte + Leute, die einem den Einkauf in Tüten verpacken und bei großem Einkauf zu Auto tragen. Die Einkaufswägen lässt man nach dem Ausräumen einfach vor der Kasse stehen
- die Geschäfte haben sonntags geöffnet
- es gibt fast keine Bücher (ich habe seit meiner Ankunft in Panama noch keins gesehen)
- es ist normal, morgens mit nassen Haaren auf Arbeit zu kommen
- die Fußgänger haben im Verkehr weniger Rechte
- es gibt viele Taxen
- es wird viel gelästert
- es gibt fast nur fröhliche Musik
- viele Panameñas mögen Kitsch
- die Fahrräder haben Nummernschilder
- Schulgebäude sind immer weiß-blau