Pesé ist ein Dorf, was in dem gleichnamigen Distrikt liegt,
und hat ungefähr 2500 Einwohner.
Pesé in Panama |
In den letzten 3 Wochen konnte ich Pesé schon ein bisschen
kennen lernen. Es kommt mir, als Großstädtlerin zwar schon sehr klein vor, aber
es hat auf jeden Fall etwas zu bieten. Bisher habe ich eine Schulanlage (Kinder
von 6-18 Jahre), eine Kirche, einen Park, einen Basketballplatz, ein
Fitnessstudio, eine Tankstelle, eine Bank, mehrere Handyläden, ein paar Imbissstände und
ganz viele Chinos (Mini-Supermärkte) gesehen. Außerdem wird gerade eine
Polizeistation und eine zweite Tankstelle gebaut.
Etwas außerhalb liegt eine Rumfabrik, die ich auch schon
besichtigt habe. Hier wird das ganze Zuckerrohr, was rund um Pesé wächst, zu
Alkohol verarbeitet. Sie gehört dem jetzigen Präsidenten von Panama, der hier
aus Pesé kommt.
Abgesehen von den ganzen öffentlichen Plätzen gibt es
natürlich noch die Privathäuser. So wirklich privat sind die aber meinem Gefühl
nach auch nicht. Immer wenn jemand zu Hause ist, steht die Haustür offen und mehr
oder weniger jeder geht ein und aus. Am Anfang war ich erstaunt, dass so viele
Leute so eng mit der Familie befreundet sind, dass sie ohne anklopfen
reinkommen und sich am Kühlschrank bedienen. Und ich habe mich gewundert, dass
ich diesen Leuten nicht immer vorgestellt werde, wo sie doch anscheinend so eng mit meiner
Gastfamilie sind. Auch fand ich es komisch, wenn ich bei jemand anderem zu
Besuch war, schnurstracks ins Schlafzimmer zu gehen um mich dort auf das Bett
zu legen und mich dort mit den anderen zu unterhalten. Aber das scheint hier
normal zu sein. Bekannte, übernächste Nachbarn und Verwandte x-ten Grades sind
im Haus willkommen. Auch mir wurde schon von vielen nach 5 Minuten
Bekanntschaft gesagt, ich solle wiederkommen, wann immer ich will. Das
Schlafzimmer ist mit dem Wohnzimmer in Deutschland zu vergleichen.
Schätzungsweise 95% der Wohnhäuser in Pesé weisen folgende Merkmale
auf:
- Einstöckig
- Buntgestrichen
- Terrasse
- Lochmuster in Außenwänden
- Ventilator oder Klimaanlage in vielen Räumen
- kein Warmwasser
- keine Türklingel
Außerdem normal ist, dass mehrere Generationen zusammen wohnen
und dass Gitter vor den Fenstern sind. Festnetz Telefon gibt es sehr selten im
Haus, aber meistens mehrere Fernseher.
Neues von meiner Seite
Seit meinem letzten Blogeintrag habe ich meine Umgebung
natürlich noch besser kennengelernt. Sowohl mit meiner Gastfamilie, als auch
mit meinem Projekt bin ich immer noch sehr zufrieden.
So richtig ein Alltag ist nach drei Wochen in Pesé natürlich
noch nicht eingetreten, aber ich habe mich an viele Sachen schon ein bisschen
gewöhnt. So zum Beispiel das klebrige Gefühl auf der Haut, was das tropische
Klima verursacht. Das ständige nur-daneben-sitzen bei Gesprächen ist mir auch
schon vertraut, genauso wie die viele Handybenutzung und das Fernsehen.
Außerdem ist inzwischen noch ein bisschen mehr Besteck aufgetaucht und es gibt
ein neues Klo, das man nicht vor jedem Spülen auseinanderbauen muss. Manche
Sachen sind aber auch komisch für mich, zum Beispiel die Frage meiner
Gastmutter, wie lange ich eigentlich bleibe, eher 2 Monate, 6 Monate oder eher
1 Jahr. Auch die feste Überzeugung, es gäbe Hexen und Kobolde in nahen den
Hügeln, fand ich komisch.
Mit meiner Gastmutter verstehe ich mich nach wie vor super
gut. Meine Schwester Male sehe ich unter der Woche kaum, da sie kurz bevor ich
von der Arbeit komme, zur Spät-Uni nach Chitré fährt und erst wiederkommt wenn
ich schon schlafe.
an der Küste |
Am Wochenende habe ich auch schon ein bisschen die Umgebung
von Pesé kennengelernt. Ich war wieder in Chitré, im Schwimmbad, und an der
Küste nahe Chitré (der Strand dort ist nicht so schön). Jeden Samstag passen
wir auf den bald 1jährigen Neffen meiner Gastschwester auf und verbringen viel
Zeit mit Verwandten. Ich habe außerdem angefangen, dreimal die Woche morgens
joggen zu gehen.
Las Tablas |
In Valórate mag ich meine Kolleginnen sehr! Vergangene Woche
hatten die Kinder hier Ferien und sind nicht gekommen. Wir haben deswegen
Papierkram gemacht, ein bisschen Bänke geputzt, Anstecker für ein Fest
gebastelt und Spiele gespielt. Ich kann mich zwar nicht so gut mit ihnen
unterhalten, aber ich habe gemerkt, dass ich mich unter meinen Kolleginnen echt
wohl fühle. Einmal zum Beispiel sind wir zu acht mit dem PKW der Chefin 1
Stunde nach Las Tablas gefahren – 4 Leute auf der Rückbank und 2 im Kofferraum,
zur Musik tanzend. In Las Tablas haben wir nur Stoff gekauft, haben zu Mittag
gegessen und sind wieder zurück gefahren. Total unnötig, dass alle acht mitgekommen
sind, aber einfach nur cool!
Tanzen typischer Tänze in Valórate |
Die Woche vor den Ferien kam ich mir sehr oft nutzlos vor,
da die Kinder keine Hausaufgaben hatten, bei denen ich helfen konnte. Ich bin
mal gespannt, wie es nächste Woche wird. Bis jetzt ist wirklich jeder Tag eine
Herausforderung und jeder Tag anders. Gut fühlen und schlecht fühlen wechselt
stündlich und hängt vor allem davon ab, wie viel Spanisch ich verstehe und ob
ich was zu tun habe, oder mich langweile.
Neue Auffälligkeiten und was ich vorher vergessen hatte:
- das Leitungswasser ist gechlort
- man zeigt sich gerne auf dem Handy Fotos und sagt
„que lindo“ (=wie schön)
- mehr Körperkontakt beim reden
- die Frauen haben oft Stifte im Haar
- man rülpst mehr
- es gibt viele hübsche Menschen
- es gibt mehr Erwachsene mit Zahnspange
- alle Mädchen bekommen direkt nach der Geburt
Ohrlöcher
- beim Telefonieren gibt es oft kein richtiges „Hallo“
und „Tschüss“
- die Gehgeschwindigkeit ist langsamer
- Supermärkte in Chitré: oft Sicherheitskräfte +
Leute, die einem den Einkauf in Tüten verpacken und bei großem Einkauf zu Auto
tragen. Die Einkaufswägen lässt man nach dem Ausräumen einfach vor der
Kasse stehen
- die Geschäfte haben sonntags geöffnet
- es gibt fast keine Bücher (ich habe seit meiner
Ankunft in Panama noch keins gesehen)
- es ist normal, morgens mit nassen Haaren auf
Arbeit zu kommen
- die Fußgänger haben im Verkehr weniger Rechte
- es gibt viele Taxen
- es wird viel gelästert
- es gibt fast nur fröhliche Musik
- viele Panameñas mögen Kitsch
- die Fahrräder haben Nummernschilder
- Schulgebäude sind immer weiß-blau
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