Samstag, 17. September 2016

Mein Heimatdorf Pesé

Pesé ist ein Dorf, was in dem gleichnamigen Distrikt liegt, und hat ungefähr 2500 Einwohner.
Pesé in Panama
In den letzten 3 Wochen konnte ich Pesé schon ein bisschen kennen lernen. Es kommt mir, als Großstädtlerin zwar schon sehr klein vor, aber es hat auf jeden Fall etwas zu bieten. Bisher habe ich eine Schulanlage (Kinder von 6-18 Jahre), eine Kirche, einen Park, einen Basketballplatz, ein Fitnessstudio, eine Tankstelle, eine Bank, mehrere Handyläden, ein paar Imbissstände und ganz viele Chinos (Mini-Supermärkte) gesehen. Außerdem wird gerade eine Polizeistation und eine zweite Tankstelle gebaut.
Etwas außerhalb liegt eine Rumfabrik, die ich auch schon besichtigt habe. Hier wird das ganze Zuckerrohr, was rund um Pesé wächst, zu Alkohol verarbeitet. Sie gehört dem jetzigen Präsidenten von Panama, der hier aus Pesé kommt.


Abgesehen von den ganzen öffentlichen Plätzen gibt es natürlich noch die Privathäuser. So wirklich privat sind die aber meinem Gefühl nach auch nicht. Immer wenn jemand zu Hause ist, steht die Haustür offen und mehr oder weniger jeder geht ein und aus. Am Anfang war ich erstaunt, dass so viele Leute so eng mit der Familie befreundet sind, dass sie ohne anklopfen reinkommen und sich am Kühlschrank bedienen. Und ich habe mich gewundert, dass ich diesen Leuten nicht immer vorgestellt werde,  wo sie doch anscheinend so eng mit meiner Gastfamilie sind. Auch fand ich es komisch, wenn ich bei jemand anderem zu Besuch war, schnurstracks ins Schlafzimmer zu gehen um mich dort auf das Bett zu legen und mich dort mit den anderen zu unterhalten. Aber das scheint hier normal zu sein. Bekannte, übernächste Nachbarn und Verwandte x-ten Grades sind im Haus willkommen. Auch mir wurde schon von vielen nach 5 Minuten Bekanntschaft gesagt, ich solle wiederkommen, wann immer ich will. Das Schlafzimmer ist mit dem Wohnzimmer in Deutschland zu vergleichen.

Schätzungsweise 95% der Wohnhäuser in Pesé weisen folgende Merkmale auf:
- Einstöckig
- Buntgestrichen
- Terrasse
- Lochmuster in Außenwänden
- Ventilator oder Klimaanlage in vielen Räumen
- kein Warmwasser
- keine Türklingel



Außerdem normal ist, dass mehrere Generationen zusammen wohnen und dass Gitter vor den Fenstern sind. Festnetz Telefon gibt es sehr selten im Haus, aber meistens mehrere Fernseher.

Neues von meiner Seite

Seit meinem letzten Blogeintrag habe ich meine Umgebung natürlich noch besser kennengelernt. Sowohl mit meiner Gastfamilie, als auch mit meinem Projekt bin ich immer noch sehr zufrieden.

So richtig ein Alltag ist nach drei Wochen in Pesé natürlich noch nicht eingetreten, aber ich habe mich an viele Sachen schon ein bisschen gewöhnt. So zum Beispiel das klebrige Gefühl auf der Haut, was das tropische Klima verursacht. Das ständige nur-daneben-sitzen bei Gesprächen ist mir auch schon vertraut, genauso wie die viele Handybenutzung und das Fernsehen. Außerdem ist inzwischen noch ein bisschen mehr Besteck aufgetaucht und es gibt ein neues Klo, das man nicht vor jedem Spülen auseinanderbauen muss. Manche Sachen sind aber auch komisch für mich, zum Beispiel die Frage meiner Gastmutter, wie lange ich eigentlich bleibe, eher 2 Monate, 6 Monate oder eher 1 Jahr. Auch die feste Überzeugung, es gäbe Hexen und Kobolde in nahen den Hügeln, fand ich komisch.

Mit meiner Gastmutter verstehe ich mich nach wie vor super gut. Meine Schwester Male sehe ich unter der Woche kaum, da sie kurz bevor ich von der Arbeit komme, zur Spät-Uni nach Chitré fährt und erst wiederkommt wenn ich schon schlafe.  

an der Küste
Am Wochenende habe ich auch schon ein bisschen die Umgebung von Pesé kennengelernt. Ich war wieder in Chitré, im Schwimmbad, und an der Küste nahe Chitré (der Strand dort ist nicht so schön). Jeden Samstag passen wir auf den bald 1jährigen Neffen meiner Gastschwester auf und verbringen viel Zeit mit Verwandten. Ich habe außerdem angefangen, dreimal die Woche morgens joggen zu gehen.


Las Tablas
In Valórate mag ich meine Kolleginnen sehr! Vergangene Woche hatten die Kinder hier Ferien und sind nicht gekommen. Wir haben deswegen Papierkram gemacht, ein bisschen Bänke geputzt, Anstecker für ein Fest gebastelt und Spiele gespielt. Ich kann mich zwar nicht so gut mit ihnen unterhalten, aber ich habe gemerkt, dass ich mich unter meinen Kolleginnen echt wohl fühle. Einmal zum Beispiel sind wir zu acht mit dem PKW der Chefin 1 Stunde nach Las Tablas gefahren – 4 Leute auf der Rückbank und 2 im Kofferraum, zur Musik tanzend. In Las Tablas haben wir nur Stoff gekauft, haben zu Mittag gegessen und sind wieder zurück gefahren.  Total unnötig, dass alle acht mitgekommen sind, aber einfach nur cool!

Tanzen typischer Tänze in Valórate

Die Woche vor den Ferien kam ich mir sehr oft nutzlos vor, da die Kinder keine Hausaufgaben hatten, bei denen ich helfen konnte. Ich bin mal gespannt, wie es nächste Woche wird. Bis jetzt ist wirklich jeder Tag eine Herausforderung und jeder Tag anders. Gut fühlen und schlecht fühlen wechselt stündlich und hängt vor allem davon ab, wie viel Spanisch ich verstehe und ob ich was zu tun habe, oder mich langweile.




Neue Auffälligkeiten und was ich vorher vergessen hatte:

- das Leitungswasser ist gechlort
- man zeigt sich gerne auf dem Handy Fotos und sagt „que lindo“ (=wie schön)
- mehr Körperkontakt beim reden
- die Frauen haben oft Stifte im Haar
- man rülpst mehr
- es gibt viele hübsche Menschen
- es gibt mehr Erwachsene mit Zahnspange
- alle Mädchen bekommen direkt nach der Geburt Ohrlöcher
- beim Telefonieren gibt es oft kein richtiges „Hallo“ und „Tschüss“
- die Gehgeschwindigkeit ist langsamer
- Supermärkte in Chitré: oft Sicherheitskräfte + Leute, die einem den Einkauf in Tüten verpacken und bei großem Einkauf zu Auto tragen. Die Einkaufswägen lässt man nach dem Ausräumen einfach vor der Kasse stehen
- die Geschäfte haben sonntags geöffnet
- es gibt fast keine Bücher (ich habe seit meiner Ankunft in Panama noch keins gesehen)
- es ist normal, morgens mit nassen Haaren auf Arbeit zu kommen
- die Fußgänger haben im Verkehr weniger Rechte
- es gibt viele Taxen
- es wird viel gelästert
- es gibt fast nur fröhliche Musik
- viele Panameñas mögen Kitsch
- die Fahrräder haben Nummernschilder
- Schulgebäude sind immer weiß-blau

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