Freitag, 2. September 2016

Gastfamilie und Projekt

Meine Gastfamilie


Nach einer sehr chaotischen Busfahrt, bin ich Samstagnacht schließlich in Pesé angekommen und wurde irgendwann auch von meiner Gastfamilie abgeholt. 

Solche Busse gibt es in Panamá Stadt ganz viele. Ich bin aber mit einem anderen gefahren.


Meine Gastfamilie besteht aus:
- Gastmutter: Magalis, Krankenschwester
- Gastschwester: Marielys (Male genannt), 20 Jahre alt, studiert Psychologie

Ich verstehe mich mit beiden bisher echt gut! Sie sind richtig herzlich und haben mich richtig nett aufgenommen. Es gab zum Beispiel ein kleines Willkommens-Tischchen mit ganz vielen Süßigkeiten und sie haben auch extra für mich WiFi eingerichtet. Das versprochene typisch-panamaische Gericht gab es zwar nicht, aber das war dann auch nicht so schlimm. Ich schlafe mit Male in einem Zimmer und das gefällt mir eigentlich ganz gut. Der Vater (Miguel) wohnt nicht in Pesé und kommt nur am Wochenende. Es gibt auch noch einen Bruder, aber der ist schon ausgezogen und verheiratet.





vor einer Bananenstaude im Garten von Verwandten
Am Sonntag habe ich sämtliche Familienmitglieder kennengelernt. Wir sind nach Chitré gefahren, der nächsten Stadt, und haben alle möglichen Verwandten besucht. Der Neffe meiner Gastschwester wurde an dem Tag 11 Monate alt und deswegen sind wir mit ihm in ganz viele Geschäfte gegangen, damit er sich einen Kuchen aussuchen darf. Nach und nach sind immer mehr Verwandte dazu gekommen, sodass ich an dem Tag insgesamt 23 Leute kennengelernt habe. Um den Überblick nicht zu verlieren, habe ich mir zu Hause einen Stammbaum gemalt, auf dem jetzt über 50 Leute stehen. Familie scheint hier richtig wichtig zu sein, mit Freunden macht meine Gastfamilie eher selten was. Dafür kommt immer mal irgendeine Schwester oder Cousine vorbei.

Was mir an meiner Familie nicht so gefällt, ist, dass wir sehr viel Fernsehen und viel Fastfood essen. Das Essen ist hier auch ein bisschen  ungeselliger. Als ich zum Beispiel den Tisch decken wollte, wurde ich ganz komisch angeguckt, weil wir hier eigentlich fast nie am Tisch essen, sondern immer im Zimmer. Jeder bereitet sich das vor, was er essen möchte, oder kauft sich was. Es gibt auch nicht wirklich Besteck, sondern nur 1 Löffel, 1 Brotmesser und 2 Gabeln.
Aber abgesehen davon, fühle ich mich hier echt wohl!



Mein Projekt: Fundación Valórate


Am Montag war ich zum ersten Mal in meinem Projekt.
Valórate ist eine Einrichtung für Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen und Lernschwierigkeiten. Durch Spiele und Nachhilfe sollen Probleme in Alltag und Schule verringert werden.



Es gibt drei Gruppen, die nacheinander kommen: 2-4jährige, 5-8jährige und 9-12jährige. Jede Gruppe beginnt mit dem „magischen Moment“. Alle Kinder versammeln ich im Kreis, es wird gesungen und das Kind, was sich gut benommen, oder viel gesteigert hat, bekommt einen Stern auf die Stirn. Das gehört zur psychologischen Betreuung und soll sie motivieren. Nach diesem „Magischen Moment“ unterscheidet sich das Programm je nach Gruppe. Mit den Kleinen, die vormittags kommen, malen wir Tiere aus, spielen Lego, tanzen, kneten und spielen mit Luftballons. Was mir echt gut gefällt, ist dass die Erzieherinnen nicht so viel mit den Kindern schimpfen und sie sich richtig austoben lassen. 
Die beiden größeren Gruppen  kommen nach der Schule und machen in Valórate ihre Hausaufgaben, bekommen Nachhilfe und spielen Spiele. Ich bin die Hauptansprechpartnerin für Englisch. Das ist echt toll, weil ich an dieser Stelle wirklich helfen kann. Die anderen Erzieherinnen können nicht so gut englisch und dann kann ich mit den Kindern englisch üben. Abgesehen von der Zeit, die ich mit den Kindern verbringe, helfe ich auch beim putzen, Essen austeilen, Pflanzen gießen, usw.

mit Kindern aus der mittleren Gruppe beim Mensch-ärgere-dich-nicht spielen

Ansonsten komme ich mir manchmal überflüssig vor, weil Valórate schon ziemlich gut organisiert ist und man erstmal seinen Platz finden muss. Ich denke aber, dass das mit meinem Spanisch besser wird. Bisher verstehe ich nur, wenn sie etwas zu mir sagen und langsam reden. Wenn sich meine Kolleginnen oder Gastfamilie aber unter sich unterhalten, reden sie viel zu schnell, als dass ich sie verstehen könnte. Deswegen sitze ich bei den Gesprächen oft nur dabei und kann mich nicht so viel einbringen. Aber mich merke schon Fortschritte bei meinem Spanisch und habe auch keine Angst, zu reden.

Meine Arbeitszeiten sind von 9:00 Uhr bis 17:30 Uhr, was, verglichen zu anderen Projekten, eher lang ist. Dafür kann ich in 10 Minuten hinlaufen, das ist echt praktisch. Nachdem ich jetzt eine Woche bei Valórate gearbeitet habe, bin ich sehr, sehr zufrieden und bin mir auch echt sicher, dass ich mich bald gut integrieren kann. Meine Kolleginnen sind auch alle richtig nett! Und das Essen wird jeden Tag selber gekocht und ist total lecker!

Der Alltag ist für mich noch ziemlich anstrengend, sowohl zu Hause, als auch auf Arbeit. Alles ist neu, überall Spanisch und überall Kinder und man ist eigentlich immer in Gesellschaft. Und weil ich für die anderen natürlich auch neu bin und ich noch nicht so gut Spanisch kann, bin ich noch nicht wirklich integriert. Ich bin mir sicher, dass das sich bessert und hoffe nur, dass ich es bis dahin gut überstehe. Allen anderen Freiwilligen geht es genauso, deswegen mache ich mir darüber keine so großen Sorgen. Und ich denke, wenn es dann soweit ist, dass ich integriert bin, wird es mir echt richtig gut gehen, weil ich riesengroßes Glück mit meiner Familie und meinem Projekt habe.


Was mir bis jetzt so in Pesé aufgefallen ist:

- die beiden Fernseher laufen ständig (auch nachts, meine Gastschwester kann sonst nicht einschlafen)
- das Smartphone ist immer dabei und es wird viel nebenbei gechattet. Wenn ich meiner Gastmutter schreibe, kommt die Antwort innerhalb von 3 Minuten.
- es wird einem auf der Straße viel hinterher gepfiffen
- es gibt viele dicke Menschen
- im Haus gibt es richtig viele Geckos und Ameisen
- es gibt viele Straßenhunde
- alle lachen und lächeln viel mehr
- man wird immer mit „meine Liebe“, „mein Herz“, oder „Mami“ angesprochen
- die Anziehsachen und Schuhe, oder generell das Aussehen, wird ganz oft gelobt
- anschnallen im Auto ist nicht üblich
- die Leute reden viel, laut und schnell
- in der Freizeit kann man auch kurze Hosen und Tops anziehen


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