Mittwoch, 12. Oktober 2016

Zufriedenheit mit Projekt, Verschiedene Feste und AFS-Camp

Jetzt bin ich schon sieben Wochen in Panama und arbeite die siebte Woche in meinem Projekt. Und ich habe das Gefühl, dass meine Zeit hier noch echt toll werden kann. Noch ist natürlich nicht alles ideal, ich hätte mir mehr Arbeit und Aufgaben im Projekt erhofft  und schnellere Fortschritte mit dem Spanisch. Gespräche zu zweit, wenn ich ab und zu nachfragen kann, kriege ich inzwischen ziemlich gut hin, es ist aber immer noch hauptsächlich so, dass ich bei Unterhaltungen zwischen anderen nur dabei sitze und grob das Thema verstehe. Wenn ich mal sehr ausgeschlafen bin, kann ich auch ein bisschen mitreden.

Aber die Stimmung zwischen meinen Arbeitskolleginnen ist so toll, dass ich mir sicher bin, wenn ich dann mal ausreichend verstehe, werde ich viel Spaß haben. Ich gehe jetzt schon total gern zur Arbeit, einfach weil meine Kolleginnen so viel lachen. Kleinigkeiten, wie zusammen kochen und backen, wöchentliches Wichteln und viel Musik, machen es noch zusätzlich schön. Ich kann es wirklich kaum erwarten, noch mehr von den Späßen zu verstehen. Langsam fange ich an, selber Scherze zu machen und werde in die Witze von den anderen mit eingebunden und mich stört es so sehr, dass ich nicht noch mehr mitmachen kann, weil halt alles auf Spanisch ist. Es ist also wie gesagt noch nicht ideal, aber die Hoffnung, dass es ein tolles Jahr wird, ist so groß, dass ich zurzeit trotzdem ganz glücklich bin.

Kinder der kleinsten Gruppe beim Kneten und basteln


An den letzten Wochenenden habe ich mich über jede Unternehmung gefreut. Es gab mehrere Feste, zu denen ich eingeladen war. Ich war auf einer Taufe, einer Babyshower-Party und zwei Geburtstagen. Einer der Geburtstage war von meinem Gastneffen und wurde von uns schon Wochen im Voraus geplant. Nachdem jeder einzelne Lebensmonat gefeiert wurde, ist der erste Geburtstag hier etwas Besonderes. 160 Gäste waren eingeladen, wir haben für jedes Kind einen Geschenkebeutel befüllt, es gab eine riesengroße Tafel mit Kuchen und Süßigkeiten, alles mit Käpt´n Jake, der Lieblings-Zeichentrickfigur des Geburtstagskindes. 

Geburtstagstafel meines Gastneffen

Der andere Geburtstag den ich besucht habe, war der  9. Geburtstag eines Verwandten und zwar viel kleiner als der erste, aber verglichen zu einem Kindergeburtstag in Deutschland, trotzdem sehr aufwändig und mit vielen Gästen. Eine bekannte lateinamerikanische Tradition, die hier tatsächlich viel ausgeübt wird, ist das Schlagen einer Piñata. Eine mit Süßigkeiten gefüllte Pappmachéfigur wird mit einem Seil aufgehängt und alle Kinder schlagen nacheinander mit einem Stock dagegen, bis die Süßigkeiten herausfallen. Damit es schwieriger ist, wird ab und zu an dem Seil gezogen, sodass die Piñata mal höher mal tiefer hängt. Schließlich stürzen sich alle auf die Süßigkeiten und es gibt ein großes Durcheinander.




Bei allen Festen gab es laute Musik und viel Essen. Als Gast hat man zuerst den Gastgeber begrüßt und eventuell sein Geschenk abgegeben. Dann hat man ziemlich schnell einen Stuhl untergeschoben bekommen und es gab etwas zu Essen. Der Gastgeber selbst hat die ganze Zeit organisiert, Essen und Stühle gebracht und Wünsche von Gästen erfüllt. Bei der Babyshower-Party, die 1-2 Monate vor der Geburt eines Kindes gefeiert wird, wurden Spiele gespielt, genauso auf dem 1. Geburtstag meines Gastneffen.

Einmal habe ich in Chitré bei „FANLYC“ mitgemacht, einem Lauf für Kinder mit Krebs. Man bezahlt 5 Dollar und rennt dann theoretisch 3 Kilometer. Allerdings sind fast alle Teilnehmer die Strecke gegangen, weswegen das auch für mich keine besonders sportliche Aktion war.

FANLYC-Lauf in Chitré

Letztes Wochenende haben sich alle AFS-Freiwilligen, die mit dem „Internationalen Jugendfreiwilligendienst“ in Panama sind, einem Hostel nahe Penonomé getroffen. Wir haben über Probleme gesprochen, die eventuell in Familie und Projekt bis jetzt schon aufgetreten sind. Außerdem haben wir einen Ausflug gemacht, der genau nach meinem Geschmack war. Erst einen Fluss durchqueren, dann am felsigen Ufer entlang klettern und schließlich in einem Wasserfall baden und von Felsen ins strömende Wasser springen. Abgesehen von dem guten Programm, hat es echt gut getan, mal wieder alles zu verstehen und von anderen über deren Situation zu hören. Nachdem ich jetzt so einen Vergleich habe, weiß ich, dass ich mit allem echt Glück habe.

mit anderen Freiwilligen bei einer Flussdurchquerung und das felsige Ufer, an dem wir später entlang geklettert sind

Weitere Auffälligkeiten aus der letzten Zeit:

- statt Tauben gibt es hier überall Rabengeier.
- Quintero ist hier in der Gegend ein echt beliebter Nachname. Zum Beispiel in einer meiner Gruppen in Valórate heißen 4 der 25 Kinder Quintero und sind nicht miteinander verwandt. Auch eine Kollegin, meine Nachbarn und meine Cousinen heißen Quintero.
- viele sind verrückt nach Babies und sprechen gern in Babysprache.
- Ein Stromausfall ist nicht so besonders. In meinen knapp 7 Wochen in Pesé ist schon 4 Mal der Strom ausgefallen, einmal davon für einen ganzen Tag.
- Beim sprechen werden die Leute schamlos in dick und dünn und in hell- und dunkelhäutig aufgeteilt. So ist es ganz normal und überhaupt keine Beleidigung, von "dem Dicken" zu reden und manche werden "Schwarzer" oder "Blasser" genannt. Auch "Danke, Chinese" wird gesagt.
- die Mimik um wütend auszudrücken, ist Backen aufblasen
die Geste um jemanden zu sich zu winken, kann auch andersrum gemacht werden, also mit der Handfläche nach unten
- Größen und Längen werden nicht dadurch gezeigt, dass man beide Hände auseinander hält, sondern eine Hand misst die Länge am anderen Arm ab
- es wird oft eingeklatscht
- viele Frauen haben keinen Führerschein
- bevor man in eine Bank reingeht, wird man mit einem Metalldetektor geprüft
- statt Mülltonnen gibt es Metallkörbe auf Stelzen


Natur

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen