Donnerstag, 13. Juli 2017

Offizielles Ende meines FSJs

Mein Freiwilliges Soziales Jahr in Panama ist offiziell beendet! Das heißt, ich muss nicht mehr arbeiten gehen und meine Gastfamilie ist theoretisch auch von ihren "Pflichten" frei. Eigentlich würde ich noch diesen Monat wieder zurück nach Deutschland fliegen, doch da ich das Jahr hier verlängert habe, bin ich noch bis zum 13. August in Panama. 

Letztens wurde ich von meiner Chefin ins Schwimmbad nach Chitré eingeladen, in dem Glauben, dort mit ihr und ein paar ihrer Freundinnen zu sein. Als wir dann angekommen sind, waren dort auf einmal alle meine Kolleginnen versammelt, mit frühzeitigen Abschiedsgeschenken. Sie hatten mir heimlich diese Überraschungsparty organisiert und wir haben einen tollen Tag verbracht.


Im Schwimmbad. Sogar Familie meiner Kolleginnen und Ex-Kolleginnen waren da!

Heute wurde ich dann auf Arbeit offiziell verabschiedet. Von den Eltern der kleinsten Kinder habe ich ein gerahmtes Gruppenfoto geschenkt bekommen und von meinen Kollegen gab auch es nochmal Geschenke.


Gruppenfoto mit der Gruppe der kleinsten Kinder



Auch die Schulkinder wollten mich überraschen und haben mir jeder einen Brief geschrieben und etwas gemalt, während ich einkaufen war. Schließlich wurde ich von einer Kollegin in den dunklen, scheinbar leeren Gruppenraum geschickt, angeblich um etwas zu holen, da sind mir plötzlich von unter den Tischen alle Kinder entgegen gestürmt, haben "sorpresa" geschrien und mir ihre Briefe entgegen gehalten. Es war wohl eigentlich sogar eine Piñata und ein Schokokuchen geplant, aber das hat wegen einem Durcheinander von meiner Seite nicht geklappt. Nach einigem Danke-Sagen, Küssen und vielen Tränen haben wir uns dann aus der Massenumarmung gelöst (bei der bestimmt ganz schön viele Läuse übertragen worden).



Dieser Abschied war zwar der offizielle Abschied und tatsächlich auch sehr emotional, aber für mich nicht der wirkliche Abschied. Im August, in der Woche, bevor ich zurück fliege, werde ich nochmal nach Pesé kommen und sozusagen freiwillig (obwohl ja das ganze Jahr schon freiwillig war) wieder arbeiten gehen. Ich habe mich auf Arbeit so wohl gefühlt, dass ich das aller Freizeit vorziehe.

Morgen fahre ich nach Panama Stadt, um dort meine deutsche Familie vom Flughafen abzuholen. Wiedersehen nach 11 Monaten, ich bin schon ganz aufgeregt... Zusammen werden wir etwas durch Panama reisen, hier in Pesé ein paar Tage verbringen und dann mit meiner Kollegin Marlenis und ihrer Tochter für eine Woche nach Kolumbien fliegen. Dann, nach 3 Wochen, fliegen sie wieder zurück und ich habe noch eine Woche bis zu meinem Abflug, in der ich wie gesagt nochmal in Valórate arbeiten werde.

Viele Grüße :)

Panamaisches Spanisch

In Panama spricht man Spanisch (neben den kaum gesprochenen indigenen Sprachen). Allerdings hat das Spanisch in Panama ein paar Eigenheiten, die man mit dem Wörterbuch nicht versteht und gerne zu Missverständnissen führen.


Besonderheiten:
- "vosotros" wird nicht verwendet, stattdessen benutzt man "ustedes"
- oft werden Wortteile verschluckt, zum Beispiel das s am Wortende ("meno" statt "menos"), das r am Ende von Verben ("llorá" statt "llorar"), das d in der Wortmitte ("aonde" statt "adonde", "cansao" statt "cansado")
- es werden gerne Abkürzungen verwendet (z.B. profesor=profe, refrigeradora=refri, televisión=tele, universidad=U)
- es wird oft die Verniedlichungsform verwendet ("sopita" statt "sopa")


Einflüsse anderer Sprachen:

- englisch (z.B. englisches Wort "pretty" wird zu "pritti" und bedeutet so viel wie cool, toll)
- französisch (z.B. französisches Wort "beaucoup" wird zu "buco" und bedeutet viel) 
- afrikanisch
- jamaikanisch
- indigene Sprachen



Typische Ausdrücke:

  • ahuevazón / qué huevo = doofe Situation
  • ahuevao = dumm
  • ¿Qué sopá?/ ¿Qué pasó? / ¿Qué hay? = Was geht? / Wie geht´s?
  • ayala = bei Überraschung oder Verärgerung oft auch "ayala vida, ayala mierda, ayala máquina"
  • yeyé = reich
  • to cul = alles gut
  • zambito = Bengel
  • dale pues = okay, in Ordnung
  • chuleta / chuzo = verdammt
  • Vaina = Sache / Ding / Teil
  • porfis / porfa = bitte
  • chéchere = Kram
  • revocón = Durcheinander
  • pocotón = viel
  • pocitín = wenig


Schimpfwörter:
chucha, jueputa, verga, perra, puta, desgraciado, hijoelaputa, hijo de la bestia, , estúpido, 


Schreibkürzel:

  • d...de
  • q...que
  • t...te
  • m...me
  • ksa... casa
  • X... por / ch


Verwirrungen mit dem "eigentlichen" Spanisch
  • "ahora" bedeutet nicht "jetzt" sondern "nachher". Jetzt = ya. Ahorita = gleich
  • "coche" bedeutet nicht "Auto" sondern "Kinderwagen". Auto = carro
  • "tirar" bedeutet nicht "ziehen" sondern "werfen". Ziehen = jalar 
  • "guindar" bedeutet nicht "klauen" sondern "aufhängen"
  • Brille = lentes, nicht gafas
  • Computer = computadora, nicht ordenador
  • Fahrkarte = pasaje, nicht billete
  • Blonder = fulo, nicht rubio, blonde Haare = pelo amarillo


Je ländlicher die Gegend ist, desto stärker ist normalerweise der Akzent und auf der Halbinsel Azuero (also wo ich wohne) wird am "hässlichsten" gesprochen, wie die Panameños sagen.

Sonntag, 9. Juli 2017

Sicherheit und Kriminalität

In Panama sollte man insgesamt schon mehr Vorsicht haben, als in Deutschland. Einigen aus unserer Gruppe wurde schon etwas geklaut und ich bin auch nicht die einzige, die hier überfallen und ausgeraubt wurde.

Es hängt ziemlich von der Gegend Panamas ab, wie kriminell oder friedlich es ist. Grob kann man sagen, je größer die Stadt oder je touristischer die Gegend ist, desto krimineller. Die Stadt Colón gilt als die gefährlichste Stadt Panamas, wo man als Tourist selbst tagsüber nicht hinsollte. Genauso gibt es in Panama Stadt Stadtteile (z.B. El Chorillo), von denen man sich als Weißer lieber fernhalten sollte. Von Bocas del Toro, der schönen Gegend mit den karibischen Inseln, will man sich nicht fernhalten, weil sie eins der schönsten Touristen-Ziele ist. Allerdings sollte man die Schönheit mit Vorsicht genießen, beispielsweise keine selbstständigen Wanderungen durch den Dschungel unternehmen (das war die Gelegenheit, bei der ich überfallen wurde) und bei der feierlichen Stimmung auf den Inseln gut auf seine Wertsachen aufpassen.

Darién, die Grenzprovinz zu Kolumbien, gilt wegen Drogenschmuggel auch als sehr unsicher. Die hauptsächlich in Kolumbien produzierten Drogen, müssen auf ihrem Weg nach Nordamerika alle das schmale Panama durchqueren, weswegen es hier also viel Drogenhandel gibt. Davon sollte man sich möglichst fern halten, man hört schon ab und zu mal von jemandem, der umgebracht wurde, weil er in Drogen-Angelegenheiten verwickelt war und sich so gefährliche Feinde gemacht hat. 

Hier in Pesé wird wohl auch viel mit Drogen gehandelt und es flüchten sich gerne Drogendealer die woanders zu viele Feinde haben, nach Pesé. Andererseits fühle ich mich in Pesé ziemlich sicher. Wenn man nichts mit Drogen zu tun hat, ist Pesé ungefährlich. Ich bin hier auch allein im Dunklen unterwegs, solang man seinen Ausweis mit hat (für den nicht unwahrscheinlichen Fall von der Polizei kontrolliert zu werden), ist alles gut. Einbrüche und Diebstähle kommen hier erstaunlich selten vor, dafür dass alle Türen immer offen stehen. Man kennt sich halt hier auf dem Dorf und wer bestiehlt schon einen Bekannten?

Überall gibt es eine höhere Polizeipräsenz, Polizisten die durch die mit dem Auto, Motorrad oder Fahrrad durch die Gegend fahren. Vor Banken und größeren Supermärkten steht immer ein Polizist oder eine Sicherheitskraft. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, weiß ich nicht.

Solang man vorsichtig ist, sollte einem in Panama eigentlich nichts passieren. Nicht viel Bargeld mit sich rumtragen (und wenn dann an verschieden Stellen am Körper aufbewahren), Wertgegenstände nicht auffällig herumtragen, Handy in Menschenmengen nicht sorglos in die Hosentasche stecken und keine einsamen Dschungelwege laufen. In unbekannten Gegenden nachts nicht zu Fuß unterwegs sein und als Frau nachts nicht allein in unbekannte Taxen steigen, sich von Colón und Darién fernhalten. Im Falle eines Überfalls, Geld hergeben.

Die höhere Kriminalität ist kein Grund, sich gegen eine Reise nach Panama zu entscheiden, oder nicht auszugehen und Spaß zu haben. Nur vernünftig muss man bleiben, dann kann man Panama voll und ganz genießen!

Donnerstag, 6. Juli 2017

Indigene Bevölkerung Panamas

Es gibt drei große Gruppen an Indigenen Völkern ("Indianern") in Panama. Je nach Gegend sieht man mehr oder weniger der verschiedenen Gruppen. Leider sind fast alle Indigene sehr arm, leben oft in sehr bescheidenen und unhygienischen Verhältnissen und genießen häufig weniger Bildung. Viele Indigene leben abgeschieden in "Comarcas", also Gebieten in denen auch ihre Regeln gelten. Meistens sind diese Comarcas recht schwer zugänglich und haben eine schlechte Infrastruktur.

Auch außerhalb der Comarcas gibt es einige Indigene, allerdings sind sie oft kaum in die restliche Gesellschaft integriert.
Viele Indigene sprechen neben spanisch noch ihre eigenen Sprachen. Ich kann mir auch vorstellen, dass viele aus den Comarcas nur ihre Sprache sprechen, aber da bin ich mir nicht sicher. Da sie insgesamt so wenig integriert ist, weiß ich nicht viel über die indigene Bevölkerung Panamas.

Guna Yala


Die Guna Yala kommen ursprünglich aus der Gegend von San Blas, man sieht sie aber auch in anderen Gegenden viel. Die Frauen tragen tragen normalerweise bunte Röcke, Köpftücher und Blusen und bunte Schnüre um Arme und Beine. Bekannt sind sie für die Mola, bunte Stoffe, die sie herstellen.

Kuna Frau, die unter anderem Mola verkauft, und ich



Ngöbe-Buglé


Die meisten wohnen in der gleichnamigen Provinz und Comarca in Westpanama. Aber auch in den Provinzen Chiriqui, Bocas del Toro und Veraguas (sprich in allen westlichen Provinzen Panamas) leben einige und sind zwischen anderen Panameños unterwegs. In Valórate, meiner Arbeitsstelle, gibt es auch 3 Ngöbe-Buglé Mädchen. 
Die Frauen tragen normalerweise immer ein langes, einfaches Kleid mit Musterstreifen.


Ngöbe-Buglé-Frauen in Boquete


Embera Wounaan 


Die Indianer der Stämme Embera und Wounaan leben vor allem in den östlichen Provinzen Panamas. Außer bei TECHO, wo wir ein Haus für eine Wounan-Familie gebaut haben, bin ich kaum in Kontakt mit ihnen gekommen. Es gibt wohl einige, die ganz traditionell im Dschungel in den Comarcas vom Fischfang leben. Klassischerweise tragen die Frauen bunte Röcke und viel Perlenschmuck. Auch starke Tätowierungen sind beliebt.


Wounaan, die allen TECHO-Freiwilligen einen Tanz aufführen   +  Verkauf typischer Handarbeiten

Ich mag es sehr gerne, Indigene zu treffen, finde zum Beispiel die Farbenfroheit, die sie meistens umstrahlt, toll. Und ich mag es, dass sie überall mit ihrer typischen Kleidung herumlaufen, diese Tradition noch nicht verloren haben. Schade ist nur wirklich, dass sie so wenig in die restliche Bevölkerung integriert sind.

Sonntag, 2. Juli 2017

Tipps für ein Auslandsjahr in Panama

Als allerwichtigster Tipp: Nicht zu viele Vorstellungen mitbringen, es wird so wieso alles ganz anders. Offen für alles sein, nicht mit eventuellen vorangegangenen Auslandsjahren vergleichen.

AFS

Die meisten Deutschen, die ein Auslandsjahr in Panama machen, sind mit AFS hier. Die Organisation kümmert sich unter anderem um den Flug, die Versicherung, die Gastfamilie und die Arbeitsstelle. Außerdem gibt es vorher in Deutschland 2 Vorbereitungsseminare, während des Aufenthaltes 4 Seminare und nach der Rückkehr nochmals ein Seminar in Deutschland.

Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist AFS Deutschland top. Die Vorbereitungsseminare waren super und sehr gut organisiert. Bei AFS Panama geht es allerdings etwas weniger organisiert zu. Die Seminare hatten kaum Programm und die Betreuung vor Ort ist auch relativ chaotisch. Wenn man Gastfamilie oder Projekt wechseln will und keinen ganz akuten Grund dafür hat, kann es unter Umständen ziemlich dauern, bis die neue Familie oder Arbeit gefunden bzw. genehmigt wird. Theoretisch gibt es für jede Gemeinde einen Voluntario von AFS der sich ein bisschen um die dort lebenden Ausstauschschüler und FSJ-ler kümmert. In manchen Orten klappt das super, da gibt es gemeinsame Treffen und Ausflüge. Viele haben aber kaum Kontakt zu ihrem Voluntario und zum Beispiel in Pesé gibt es seit letztem Jahr gar keinen, sodass ich ohne Ansprechpartner von AFS auskommen muss, und mich bei Problemen an die AFS Chefin wenden müsste. Insgesamt alles etwas chaotisch mit AFS Panama.


Jahr vor der Ausreise

So war die ungefähre Terminikette in meinem Jahr für die Teilnehmer von IJFD: 

September-Oktober:
 
Über die Website von AFS das Online-Bewerbungs-Formular ausfüllen, Motivationsschreiben und Lebenslauf, etc. hochladen.
November: Kennlernwochenende von AFS mit Spielen, Bewerbungsgespräch, Informationen
Dezember-Februar: Zu- oder Absage von AFS, danach über Online-Formular Präferenzen zur Arbeit, Gastfamilie, Wohnort ausfüllen; Brief an zukünftige Gastfamilie schreiben, usw.
bis April: Spendenkreis aufbringen
Juni-August: Informationen zu Ort, Gastfamilie und Projekt
Anfang August: 2 je 5-tägige Vorbereitungsseminare
Ende August: Ausreise

Selbstständige Vorbereitungen


  • Spanisch lernen! Das macht es um so viel einfacher
  • sich selbst um Impfungen kümmern. AFS sagt einem nicht Bescheid, gegen was und wann man sich impfen sollte. Plant etwas Zeit ein, da man oft 1-2 Wochen Abstand zwischen den Impfungen braucht. Ich habe mich neben den deutschen Standardimpfungen, gegen Gelbfieber, Tollwut, Meningokokken und Typhus geimpft.
  • Vollmachten schreiben. Damit können die Eltern sich dann z.B. um die Unibewerbung von Deutschland aus kümmern. Wenn man schon weiß, was man studieren will, kann man sich auch weitgehendst an den Hochschulen bewerben.
  • sich um ein Bankkonto kümmern, das man im Ausland benutzen kann (z.B. DKB mit der VISA-Karte)
  • Adapter für Steckdosen kaufen. Hier werden die Steckdosen und Stecker wie in den USA verwendet, es funktionieren also die Stecker der Typen A und B.
  • sich um passende Gepäckstücke kümmern. Als Handgepäck bietet sich ein großer Rucksack an, den kann man hier gut zum Reisen gebrauchen.


Gastgeschenke

Als Gastgeschenke für die Gastfamilie (und eventuell auch für das Projekt) bieten sich Sachen aus der Heimat an, wie ich finde. Hier mal ein paar Beispiel-Ideen:

  • deutsche Süßigkeiten: verschiedene Haribo, Ahojbrause, kleine Bretzeln, Wallnüsse, Kinderschokolade (Achtung Schmelzgefahr!)
  • Fußballshirt der deutschen Nationalmannschaft
  • Handtuch mit Deutschlandflagge oder Deutschlandkarte
  • deutsches Kochbuch auf Spanisch
  • Spielkarten mit Motiven der Heimatstadt
  • Kühlschrankmagneten
  • Kinderbuch "Oh wie schön ist Panama" auf Spanisch
  • bei kleinen Gastgeschwistern Plüsch-Tigerente
  • als Weihnachtsgeschenke aus der Heimat z.B. Weihnachtsdeko, Kalender mit Fotos der Heimatstadt

Außerdem würde ich euch empfehlen, Tagebuch, Rundmails oder einen Blog zu schreiben, so kann man  Erinnerungen festhalten und es hilft beim reflektieren von Erlebnissen und Eindrücken.

Macht euch auf einen Kulturschock gefasst. Man hört gerne, dass nach ca. einem halben Jahr alles einfacher wird, mit der Sprache und den neuen Regeln. Das ist auch so, aber es erstmal bis dahin auszuhalten, ist nicht leicht. Durchhalten und positiv bleiben! Es wird stetig immer besser und schnell merkt man, wie die Zeit fliegt.