Dienstag, 11. April 2017

Umgang mit Kindern

Ich arbeite ja in Valórate sehr viel mit Kindern zusammen, aber auch in meiner Freizeit, durch Gastfamilie, Kollegen und Bekannte habe ich ständig mit Kindern zu tun.  

Anna mit Kindern


Hier mal ein paar Kleinigkeiten, die mir in Panama beim Umgang mit Kindern aufgefallen sind:
  • Kinder werden hier gerne wie kleine Prinzen und Prinzessinnen behandelt. Kosenamen wie "mein König", "mein Leben", "mein Herz", "meine Liebe", "mein Himmel" oder einfach nur "Mami" oder "Papi" sind sehr gebräuchlich. Wenn eine Gruppe von mehreren Erwachsenen und einem kleinem Kind zu Besuch kommt, wird das Kind ganz großartig begrüßt, jedes einzelne Küsschen wird groß beklatscht und jedes Hände-Einschlagen bestaunt. Die Erwachsenen werden normal begrüßt.
  • Mit Babys wird fast immer in übertrieben wirkender Babystimme geredet.
  • Es ist leider etwas ganz  normales, dass Kinder in der Familie geschlagen werden. Oft sind es zwar keine harten, schmerzvollen Schläge, sondern eher kleine Klapser mit der Hand oder z.B. Schuhen oder Heften. Aber bei größeren Kindern wird auch manchmal härter zugeschlagen, auch mal mit einem Gürtel. Viele meinen, ansonsten würden die Kinder nicht verstehen, wenn sie etwas falsch machen. Wie man allerdings Kindern durch Schläge beibringen will, dass man andere nicht schlägt, verstehe ich nicht. In Valórate werden die Kinder nicht geschlagen.
  • Die schlimmste Strafe in Valórate ist "tiempo fuera", man wird also vor die Tür geschickt. Entweder man muss einfach einige Minuten die Wand anschauen und darüber nachdenken, was man gemacht hat, oder die Psychologin führt ein Gespräch mit dem Kind.
  • Schon ab Babyalter werden Kinder an Fernsehen und Smartphones gewöhnt. Es gibt einen Baby-Kanal im Fernsehen und Handyspiele, mit denen Kleinkinder Zählen, Farben, Tiere, rechts und links, etc. lernen sollen. Einige Kleinkinder haben sogar ihr eigenes Tablet, was dann voller solcher Spiele und Videos ist. Ein 1 jähriges Kind mit Smartphone in der Hand beim Youtube-Video schauen, ist ein Anblick, an den ich mich hier leider schon gewöhnt habe. Manche Kinder wissen schon mit 2 Jahren, wie man das Handy der Mutter entsperrt und zu den Videos kommt. Selbst in Valórate gibt es einen Fernseher, auf dem die Kinder manchmal kleine Musikviedeos schauen. 
  • Gespielt wird meistens mit Platikspielzeug. Beschäftigungen wie malen, kneten, basteln, mit Bauklötzen spielen sind eher Sachen, die in Erziehungseinrichtungen, wie Valórate gemacht werden, zu Hause aber eher selten. Ich habe nur einmal jemanden gesehen, der Kindern aus einem Buch vorgelesen hat.
Kinder auf den Schößen von
Erzieherinnen sind ganz normal
  • Kinder werden von allen abgeknutscht. Ich habe am Anfang nie richtig verstanden, wer das Kind von wem ist, weil alle die Kinder geküsst haben, als wären sie die Mutter. Selbst die Erzieherinnen in Valórate küssen die Kinder (auf dem Mund jetzt nicht). Generell ist man hier sehr körperlich und herzlich zu den Kindern.
  • Mädchen-Jungs-Klischees sind sehr ausgeprägt. Mädchen mögen pink, Jungs mögen blau. Mädchen haben einen rosanen Rucksack mit Disney-Prinzessinnen und pinker Brotdose, Jungs mit Autos und Superhelden. Es gibt in der kleinsten Gruppe in Valórate bei den 38 Kindern tatsächlich keine einzige Ausnahme, was diese Ruckackregel angeht. Mädchen dürfen Lippenstift und Nagellack benutzen, wenn allerdings ein Junge mal mit Knete seine Nägel beklebt, damit es so aussieht wie Nagellack, wird das gar nicht gern gesehen.
  • Ich habe das Gefühl, dass Kinder hier leichter mal angeschrien werden als in Deutschland.
  • Kinder werden auch manchmal gesiezt, als Zeichen von Respekt und wenn man selber von den Kindern mit Sie angesprochen werden will. 
  • Generell wird von Kindern sehr viel Respekt gegenüber Erwachsenen erwartet.
  • Babies trinken wenn dann meistens nur ganz kurz an der Brust der Mutter. Spätestens ab dem 2. Monat wird die Brustmilch meistens ersetzt durch aus Milchpulver und Wasser zubereiteteter Milch, die mit Fläschchen gegeben wird.
  • Sobald die Kinder auch feste Nahrung zu sich nehmen, essen sie mindestens genauso ungesund wie die Erwachsenen. Vesper aus Marshmallows, Chips, Pommes Frites und Cola ist ganz normal.
  • Babies werden bei jedem Mal Windeln wechseln und auch so mal zwischendurch immer geduscht.

Ich persönlich bin natürlich die ganze Zeit am dazulernen, wie man mit Kindern umgeht, wie man eine Kindergruppe möglichst ruhig hält und sie zu etwas motiviert. Es ist super anstrengend und manchmal macht es richtig viel Spaß, manchmal ist man am verzweifeln. Das dazulernen und Erfolge merken ist aber auf jeden Fall toll!

Mein Gastneffe versucht seine Großcousine zu küssen

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