Dienstag, 18. April 2017

Außergewöhnliche Ostern: Häuser bauen mit TECHO

Nachträglich noch schöne Ostern an alle! Ich hoffe, ihr habt die Tage gensossen und genießt auch den Frühling :)

Ich habe dieses Jahr Ostern mehr oder weniger weggelassen. Und zwar bin ich von Mittwoch bis Montag nach Chepo gefahren, um dort Häuser für arme Familien zu bauen. Das Projekt, an dem ich teilgenommen habe, heißt TECHO (übersetzt "Dach") und ist eine internationale Organisation aus Freiwilligen, die kostenlos Häuser, Sanitäranlagen, etc. für extrem arme Familien baut. 


Hauptsächlich panamesische Studenten und Schüler, die freiwillige Arbeitsstunden abarbeiten müssen, fassen mit an. Ich habe zwar über AFS-Freiwillige von TECHO erfahren, aber die beiden Organisationen sind völlig unabhängig voneinander und meine Teilnahme war auch völlig freiwillig.

Die Konstruktion, an der ich  teilgenommen habe, ging über 4 Tage und fand in Chepo,  ca. 30 km östlich von Panama Stadt entfernt, statt. Wir waren ca. 170 junge Freiwillige und haben in einer schon bestehenden Siedlung von indigenen Menschen insgesamt 21 Häuser dazu gebaut. Vor der Konstruktion hat TECHO sich informiert, welche Familien am dringendsten ein (neues) Dach über dem Kopf brauchen. Die Leute aus der Comunidad für die wir jetzt gebaut haben, hatten alle vorher schon eine Art Haus oder Dach zum wohnen, aber entweder zu kaputt oder zu eng oder undicht und ohne Wände. 

schon bestehende Häuser in der Comunidad (dem Dorf)
Es wurden also 21 Familien ausgewählt und denen jeweils ca. 8 Leute zugeteilt, die zusammen ein neues Haus für sie gebaut haben. Jede Gruppe hat mindestens 2 Leute, die schonmal an einer Konstruktion teilgenommen haben, also über Arbeitsschritte und -ablauf Bescheid wissen. Insgesamt haben übrigens (für mich überraschenderweise) viel mehr Mädchen als Jungs mitgemacht.

In meiner Gruppe waren wir zu siebt und zwischen 17 und 22 Jahre alt. Wir haben für eine Indianerfamilie gebaut, die vorher zu zehnt in einer kleinen Holzhütte gewohnt und auf bloßem Boden geschlafen haben. Zusammen mit den Nachbarn hatten sie einen Wasserhahn und einen Stromanschluss. Sie waren super nett und haben uns immer Frühstück und zu Trinken angeboten. Die Männer haben auch ziemlich viel beim Bauen mitgeholfen. Geredet haben sie aber alle fast gar nicht, dafür umso mehr gelächelt. Ein Teil der zehn Leute sollte am Ende in das fertige Haus einziehen. Es gab von der ganzen Comunidad eine Begrüßungs- und Abschlussveranstaltung und Mittags wurde für uns gekocht.

Tanz zur Begrüßung und Kochen zum Mittagessen


Die vier Arbeitstage liefen wie folgt ab:

1. Tag: Descarga
Materialien (Wandteile, Fenster, Dachteile,...) vom LKW abladen und zum Zielort bringen. Die Plätze, wo die Häuser gebaut werden sollten, waren sehr verteilt und man musste oft ziemlich weit und immer ziemlich schwer schleppen. Mal durch einen Bach hindurch, mal steile Abhänge hoch und runter, mal zwischen Bäumen und Gestrüpp hindurch. Das war mit den oft sehr sperrigen Teilen echt anstrengend und ein ziemlich harter Tag. Man musste auch immer aufpassen, dass das richtige Teil zum richtigen Ort gebracht wird und ein Haus nicht auf einmal 2 Rückwände hat.

beim Abladen vom LKW


2. Tag:  Pflöcke in den Boden stecken
Erst am zweiten Tag haben wir tatsächlich in unserer kleineren Gruppe mit zugeteilter Familie gearbeitet und mit dem wirklichen Bauen angefangen. Nachdem geklärt war, wohin genau und mit welcher Ausrichtung das Haus gebaut werden sollte, haben wir den höchsten Eckpunkt gesucht und den ersten Eckpfosten eingegraben. Ab da wurde eigentlich fast nur noch gemessen. Mit Maßbändern, Wasserwaage, Wasserschläuchen und Schnüren haben wir Entfernungen und Höhen millimetergenau abgemessen und weitere Pfosten eingegraben. Mich hat erstaunt, wie viel man letztendlich mit Messen beschäftigt ist und dass Löcher graben im Vergleich eine Leichtigkeit ist. Wir hatten am Abend nach 8,5 Stunden Arbeit tatsächlich nur 7 Pfosten eingegraben.

Der noch freie Platz für das Haus                         Die Messarbeiten und ersten Pfosten


3. Tag: Boden und Wände
Vormittags waren wir erstmal damit beschäftigt,  die restlichen 8 Pfosten einzugraben. Das ging dann etwas schneller als am Vortag, da die vier Eckpfosten als Orientierung schonmal da waren. Danach die Bodenbalken und Bodenplatten aufgenagelt und begonnen, die verschiedenen Wandteile zusammenzunageln. 



4. Tag: restliche Wände, Dach und Streichen
An diesem Tag war der sichtbare Fortschritt am größten. Wir haben erst die restlichen Wandteile noch zusammengenagelt, sodass das Haus erstmal mehr oder weniger stand. Dann die Dachbalken und die Wellbläche die als Dach gedient haben drauf und Fenster und die Tür einsetzen. Zum Schluss noch anstreichen und schließlich die feierliche Übergabe an die Familie.



Die Häuser haben 4m x 7m gemessen und waren somit natürlich keineswegs luxuriös. Auf jeden Fall waren sie aber besser als die Hütten, in denen die Familien vorher gewohnt hatten, schon allein dadurch, dass sie einen erhöhten Boden statt Lehm als Untergrund hatten. Wände und Boden waren aus Zementfaserplatten und das Dach aus Blech. Ich denke, die Indianer haben sich riesig darüber gefreut, dass sie nun kostenlos ein neues Haus hat und sich so viele Leute freiwillig für sie engagieren und sich für sie interessieren. Allerdings war ich persönlich auch etwas von dem Endergebnis enttäuscht. Unsere Arbeit war ziemlich genau und sauber, aber einige Materialien wurden schon halb kaputt oder schief angeliefert. Natürlich wurde repariert wo es ging, aber am Ende gab es trotzdem noch Mängel (z.B. große Spalten zwischen Fenster und Rahmen). Auch finde ich es nicht so gut, dass wir fast nur genagelt und gar nicht geschraubt haben. Die neuen Häuser waren also zwar deutlich besser als die alten, aber keineswegs qualitativ hochwertig.

Bettenlager in einem der
Klassenzimmer der Grundschule,
wo wir geschlafen haben
Die vier Tage waren richtig anstrengend. Einmal natürlich wegen der harten körperlichen Arbeit, dann weil wir den ganzen Tag in der prallen Sonne gearbeitet haben und uns auch fast keine Pausen gegönnt haben. Geschlafen haben wir in einer Grundschule, von der wir 1 Stunde erstmal zum Bauort laufen mussten. Wenn man so viele Leute ist (und noch dazu fast nur Panameños), ist man ziemlich viel mit Warten beschäftigt, sodass die Tage immer erst frühestens  23 Uhr zu Ende waren und morgens um 5 begonnen. Schlafmangel und auch zu wenig Essen haben alles nochmal besonders anstrengend gemacht. 


Das Bauen und Werkeln selbst, das ganze Messen, Graben, Hämmern, Sägen, Meißeln, Streichen, etc. hat mir aber richtig viel Spaß gemacht. Und es macht auch irgendwie glücklich, wenn am Ende ein Haus da steht, das man wirklich selbst gebaut hat und das noch dazu für jemanden ist, der es wirklich braucht.
Ich fand es auch irgendwie schön, mit so vielen jungen Panameños zusammen zu sein, die sich für praktische Sachen interessieren und wo auch die Mädchen kein Problem haben, sich in den Dreck zu schmeißen und kräftig mit anzupacken.

Für mich war es auch interessant, mit "normalen" Panameños und indigenen Menschen gleichzeitig zusammen zu arbeiten. Normalerweise bin ich immer diejenige, die versucht, sich in die panamesische Kultur einzuleben und anzupassen. Dieses Wochenende bin ich ZUSAMMEN mit Panameños in eine für uns beide fremde Kultur (die der Indigenen) eingetreten. Das war auf jeden Fall ein sehr interessanter Perspektivenwechsel. Insgesamt finde ich auch trotz der Kritik, dass das Häuser-Bauen mit TECHO eine sehr schöne Erfahrung war.


Am Sonntag sehr spät abends sind wir wieder in Panama Stadt angekommen, wo ich noch eine Nacht geschlafen habe. Am Montag habe ich mich mit Hannah und ihren Eltern, die aus Deutschland zu Besuch sind, getroffen. Wir sind ein bisschen durch das Casco Viejo gebummel, ich habe mich riesig gefreut, sie zu sehen und es war ein echt schöner Tag. 

Abends bin ich schließlich wieder nach Pesé gefahren. Da hatte ich die sogenannte "Semana Santa" also die Woche vor Ostern wegen TECHO ziemlich verpasst.
Die Semana Santa ist in Panama eigentlich schon eine wichtige Woche. In Pesé gab es Schauspiele der Leidensgeschichte von Jesus. In den ersten Tagen konnte man bei der sogenannten "vejación" die Nacht über bei einer Jesusfigur sitzen, beten und singen und hat zwischendurch immer wieder Snacks angeboten bekommen. 
Am Gründonnerstag gab es das letzte Abendmahl und zum Karfreitag wurde tatsächlich jemand gekreuzigt. Davon kann ich aber nicht viel berichten, da ich ja selbst nicht dabei war. 

Fotos vom Karfreitag in Pesé, die ich mir geben lassen habe

Osterhasen und Ostereier gibt es in Panama nicht. Ich habe mit den Kindern in Valórate Eier bemalt und aufgehängt, was uns allen glaube ich viel Spaß gemacht hat. 
Meinen Kolleginnen habe ich aus Papier Ostereier mit einem kleinen Gruß und Schokolade drin gebastelt und in ihren Taschen versteckt. Ansonsten habe ich hier (auch dadurch dass ich nicht zu Hause in Pesé war) wirklich gar kein Ostergefühl gehabt.

Kinder beim Ostereier anmalen und dann die aufgehängten Eier

Die Ostereier für meine Kolleginnen

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