Donnerstag, 23. Februar 2017

Aufstieg auf den Volcán Baru

Die Nacht, die mein Jahr hier in Panama in erste Hälfte und zweite Hälfte teilt,  habe ich an einem ganz besonderen Ort verbracht: In einem Zelt am höchsten und kältesten Punkt Panamas und gleichzeitig dem einzigen Ort Amerikas, von dem aus man beide Ozeane sehen kann - dem Vulkan Baru.

Diese Kurzreise war relativ spontan. Erst am Dienstag stand fest, dass ich mich am Freitag auf nach Chiriqui machen würde. Zusammen mit Laila, Lotta und Antonia, ebenfalls AFS-Freiwillige, habe ich eine geführte Tour auf den Vulkan gebucht. Ursprünglich hatten wir überlegt, statt mit einem Tourguide, mit einem Bekannten, der den Weg kennt, den Vulkan hochzulaufen. Da aber von dem keine Rückmeldung mehr kam und es einige Gerüchte über zwei Holländerinnen gibt, die sich im Nationalpark Baru verirrt haben und von wilden Tieren gefressen wurden, haben wir dann also die Tour mit Guide gemacht. Der Weg war aber meistens relativ eindeutig  (einfach dem Müll folgen) und unser Guide war auch nicht besonders professionel oder gut in Form. Ansonsten war die Tour aber sehr gut und billig.

Geschlafen haben wir erstmal in dem Dorf Volcán in einem unbedingt empfehlenswerten Hostel "La petite maison". Für den Luxus den es dort gab, ist es wirklich billig. Wir wurden gleich am Abend auch schon mit  Zelten, Isomatten, Schlafsäcken, Taschenlampen und Wanderstöcken für den nächsten Tag ausgestattet. Dies alles, zusätzlich vielen dicken Klamotten und Essen und Trinken für 2 Tage, hat natürlich sein Gewicht und beim Probe-Aufsetzen der Rucksäcke waren wir schon erstmal ziemlich erschrocken. Da wir auch sehr viele Erfahrungsberichte über die Kälte, den steilen und anstrengenden Weg und die dünne Höhenluft gehört hatten, sind wir ziemlich aufgeregt und mit viel Respekt vor dem nächsten Tag ins Bett gegangen.

meine Ration Essen und Trinken

Morgens um 7 wurden wir dann zum Eingang in den Nationalpark des Volcán Baru gebracht, wo 7.30 Uhr unser Aufstieg begann.

startklar!

Der Volcán Baru ist ein inaktiver Vulkan, der ca. 500 n.Chr. das letzte Mal ausgebrochen ist. Seine Spitze auf 3478 Metern über dem Meeresspiegel ist die höchste Panamas. 
Um dort hinzugelangen, gibt es zwei Wege. Einen von Volcán aus und einen anderen von Boquete aus, der allerdings weniger schön sein soll und den man auch mit dem Jeep hochfahren kann. Wir sind den längeren und schöneren Weg von Volcán aus hochgelaufen. Die Strecke wird als eine der extremsten Wanderungen Panamas ausgegeben und dauert zwischen 7 und 12 Stunden. Auf 16.5 km Wanderstrecke gewinnt man 1578m an Höhe. Es geht die ganze Zeit entweder steil hoch oder steil runter, den Weg muss man größtenteils eher klettern, statt gehen. Dies ist mit schweren Rucksäcken und bei immer dünner werdender Luft nicht unbedingt eine Leichtigkeit.


auf dem Weg nach oben

immer wieder kurze Pausen zwischendurch

das Ziel kommt näher...

angekommen
Von Höhenkrankeit verschont und sehr stolz auf uns, sind wir nach 9 Stunden endlich oben angekommen. Unser Guide, der uns am Anfang noch wegen unserer großen Rucksäcke ausgelacht hatte, begann oben mit seinen dünnen Anziehsachen ziemlich zu frieren und hatte außerdem seinen Wasserkanister verloren und benutzte fleißig unsere Sonnenchreme, Wasser und Essen. Die Spitze des Vulkanes habe ich mir ehrlich gesagt ein bisschen schöner vorgestellt, überall waren Strom- und Sendemasten und gezeltet haben wir an der Rückwand von einem Lagerhaus mit Ventilatorenlärm. Außerdem gab es auch ganz viele Menschen dort oben, was ich nach dem leeren Wanderweg nicht erwartet hätte. Viele sind aber von der anderen Seite aus hochgelaufen oder sogar gefahren und haben dann zahllose Selfies am Gipfelkreuz des höchsten Berges Panamas gemacht. Tagsüber sind oben immer ca. 10°C, nachts sinkt es auf 1°C bis 4 °C. Dementsprechend trifft man oben auf viele Panameños, die sich extra Handschuhe, Schal und Mütze gekauft haben und diese auf den Fotos präsentieren wollen. Naja, tatsächlich war es ziemlich kalt dort oben und ein Glück hatten wir gute Schlafsäcke, sodass wir die Nacht ohne Frieren überstanden haben.



Noch im Dunklen sind wir wieder aufgestanden, um vom Gipfelkreuz aus den Sonnenaufgang anzuschauen. Morgens hat man die klarste Sicht auf die Landschaft und Atlantik und Pazifik. Sonst ist es immer sehr wolkig und nebelig und man sieht nicht sehr viel. Der Sonnenaufgang war toll und auch der Blick auf den Pazifik, aber leider sind nicht alle Wolken verschwunden, sodass wir den Atlantik nur erahnen konnten.



Müll
Nach dem Frühstück haben wir dann die Zelte abgebaut und unser Guide war inzwischen auch aufgestanden, und wir haben uns mit deutlich leichterem Gepäck auf den Rückweg gemacht. Den steilen Weg zurück, erst über Geröllfelder und dann durch den Dschungel sind wir  wieder nach unten geklettert. Die Natur ist echt sehr schön, vor allem die Pflanzen. Tiere haben wir leider keine besonderen gesehen (angeblich gibt es einige Raubkatzen) und einen kleinen Dämpfer hat die Schönheit auch durch den ganzen herumliegenden Müll bekommen. Nach 6 Stunden und mit schmerzenden  Knien waren wir schließlich unten. 



Super Team: Antonia, Laila, ich und Lotta
Die beiden Tage waren echt anstrengend,  aber gleichzeitig einfach so toll. Der Wanderweg und die Natur waren wunderschön und wir hatten die ganze Zeit gute Laune und haben immer wieder gesungen und gelacht. Und dann noch der Sonnenaufgang und die Aussicht auf dem Gipfel und das leckere mitgebrachte Essen! Alles echt zwei wirklich schöne Tage.

Zurück im Hostel haben wir uns entschieden, noch eine Nacht länger zu bleiben. Das Hostel war so toll, der Weg nach Chiriqui ist immer so weit und wir waren froh über einen zusätzlichen Tag zum Umgebung anschauen und auch zum Ausruhen. Außerdem war ein Teil unserer Sachen noch in einem Auto der Tour unterwegs, sodass wir sowieso noch warten wollten. Wir haben also spontan auf Arbeit und in den Gastfamilien um einen Tag Verlängerung gebeten und bekommen.

Trotz starkem Muskelkater, haben wir uns  am nächsten Morgen auf nach Cerro Punta gemacht, ein Gebiet in den Bergen, bekannt für seine Erdbeeren. Von denen haben wir auch einige gekauft und als Eis genossen. Dann noch stöhnend auf einen Aussichtspunkt hochgekraxelt und uns auf die Suche nach Wasserfällen gemacht, die wir allerdings nicht gefunden haben. Abends haben wir uns endlich ausgeruht und am Dienstag bin ich wieder nach Pesé gefahren, mit vielen Erdbeeren als Mitbringsel im Gepäck.

Man beachte: Felder im Hintergrund sind in Panama etwas Besonderes. Sowas sieht man vor allem in der kälteren Provinz Chiriqui, zum Beispiel in Cerro Punto.


Daran,  dass ich schon die Hälfte meines Auslandsjahres ausrechnen konnte, kann man erkennen, dass ich inzwischen mein Rückflugdatum kenne. Ich habe mein Programm hier um einen halben Monat verlängert und fliege nun am 13. August wieder zurück nach Deutschland. Ursprüngliches Rückflugdatum wäre der 24. Juli gewesen, doch da ich noch Besuch aus Deutschland bekomme und noch etwas Zeit zum Reisen und verabschieden haben möchte, habe ich noch den halben Monat zusätzlich dran gehängt.

Die erste Hälfte dieses Jahres verging unglaublich schnell, trotzdem finde ich es lang, noch mal so lange hier zu bleiben. Das ist komisch zu beschreiben. Es gibt so viele so schöne Momente, ist aber gleichzeitig immer so schwierig. Es ist schwer in einer komplett anderen Kultur zu leben und sowohl Sprache, als auch Verhalten oft nicht zu verstehen. Ich merke aber auch dass alles (zwar sehr langsam) immer einfacher wird und ich habe schon so viel erlebt und bin auch bei vielen Sachen stolz auf mich. Ich weiß auch, dass ich einiges an Panama vermissen werde. Und bestimmt lerne ich vieles an Panama erst zu schätzen, wenn ich wieder in Deutschland bin. Auf jeden Fall freue ich mich auf die zweite Hälfte meines FSJ, genauso freue ich mich aber auch schon wieder auf vieles in Deutschland. 


Es werden in letzter Zeit immer weniger Sachen, die mir so auffallen, aber hier noch ein paar neue Punkte:

- viele Panameños merken sich sehr gut Geburtstage
- in der Werbung sind fast alle Leute weiß
- man macht gerne viele Versprechungen und hält nicht viele davon
- viele Frauen sprechen gerne über ihre Tage

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