Sonntag, 1. Januar 2017

Geburtstag, Weihnachten und Silvester

Ferienbeginn und mein Geburtstag


Jacqui und ich mit
unseren Geschenken
Die letzten "Arbeitstage" in Valórate gab es für mich nicht mehr viel zu tun, da keine Kinder mehr gekommen sind und ich bei der Papierarbeit nicht sehr viel helfen kann. Als kleine Weihnachtsfeier haben wir uns unter den Kolleginnen an einem eigentlich freien Tag in Chitré zum Essen gehen getroffen. Da nicht alle pünktlich waren (Überraschung!), sind diejenigen von uns, die schon da waren, vorher noch ins Kasino gegangen. Für mich das erste Mal, dass ich überhaupt ein Kasino betrete, war ich ziemlich überrascht, dass die anderen dann tatsächlich gespielt haben.
Schließlich sind wir zum Restaurant gegangen um dort typisch panamesisch zu essen (Blogeintrag zum Essen in Panama). Als wir eigentlich schon fertig waren, kam der Kellner mit zwei Stück Kuchen mit brennenden Kerzen drauf und meine Kolleginnen haben angefangen "cumpleaños feliz" (zum Geburtstag viel Glück) zu singen. Diese Überraschung galt einer meiner Kolleginnen und mir, die beide am gleichen Tag Geburtstag hatten. Das lag zwar noch 5 Tage hin, aber umso größer war die Überraschung. Außer dem Kuchen gab es noch für jede ein Geschenk.

Am nächsten Tag war die große Valórate-Weihnachtsfeier. Nachdem die Kinder schon ihre Feier hatten, wurden nun alle Mitarbeiter aller Valórate-Zentren ganz Panamas nach Punta Barco eingeladen, wo die Chefin Valórates eine Villa mit Pool hat. Für mich war das eine tolle Gelegenheit, die anderen deutschen Freiwilligen, die in Valórate arbeiten, wiederzusehen. Nach dieser Weihachtsfeier sind wir wieder nach Pesé gefahren und ich stand plötzlich einer, für mich in Panama ganz neuen, Situation gegenüber: Ferien. Die Ferienzeit hängt von der Arbeitsstelle ab und für mich gehen die Ferien vom 15.12. bis zum 15.01. Die erste Hälfte habe ich, bis auf 4 Tage AFS-Seminar in Panama Stadt, in meiner Familie in Pesé verbracht, Weihnachten und Silvester gefeiert und meinen kleinen Gastneffen gesittet.
In der zweiten Hälfte werde ich auf Reise durch Panama gehen.

Das besagte AFS-Seminar war das Midstay-Camp, ist also eigentlich das Seminar in der Mitte des Auslandsjahres. Es soll über Stimmungskurven, Erfahrungen und Erwartungen und auch über Karneval gesprochen werden und eigentlich war das Seminar auch dazu da, um unser Visum in Panama Stadt abzuholen. Das Camp war weder in der Mitte meines Aufenthalts hier in Panama (sondern nach knapp 4 Monaten), noch wurde das Programm sehr ernst genommen, noch war das Visum abholbereit. Stattdessen hatten wir sehr viel Freizeit, die wir unter anderem dazu genutzt haben, uns Panama Stadt ein bisschen anzuschauen. Ich war zum Beispiel im Casco Viejo, der Altstadt Panamas; auf dem Hardrock Hotel, einem 62-stöckigem Hochhaus mit Blick über die ganze Stadt; an der Cinta Costera, einer Uferstraße und bei einem sehr bekannten Fischmarkt, der mich allerdings etwas enttäuscht hat, da er relativ klein war und weniger wie ein Markt als wie ein Restaurant. Ansonsten hat  es mir aber alles sehr gut gefallen, Panamá ist echt eine beeindruckende Stadt. Riesig, viel Verkehr, viel Hitze, und viel Lärm.


Casco Viejo, Blick vom Hardrock Hotel und ich an der Cinta Costera




Während dieses Seminars, am 19.12. hatte ich auch Geburtstag. Anfangs war ich etwas enttäuscht,  dass ich meinen Geburtstag nicht in Pesé mit meiner Familie feiern konnte, aber letztendlich war ich doch sehr froh, diesen Tag mit anderen Freiwilligen zusammen zu verbringen. Am Abend des 18. Dezembers haben wir im Supermarkt einen Kuchen gekauft und um Mitternacht wurde mir wieder "cumpleaños feliz" gesungen und der Kuchen verteilt. Am Morgen des 19.12. wurde ich von meiner Freundin Hannah geweckt, die auch zu dem Seminar gekommen ist. Der Tag wurde zwar nicht speziell gefeiert, war aber trotzdem sehr schön und auch von meiner Gastfamilie habe ich viele Glückwünsche per WhatsApp empfangen. Leider haben Sie meinen Geburtstag aber nicht einmal erwähnt, als wir uns 2 Tage später wieder gesehen haben.



beim Tamales machen


Nach dem Seminar sind Hannah und ich zusammen nach Pesé gefahren, Hannah blieb noch für eineinhalb Tage, bevor sie weiter nach Boquete fuhr. Außer einem kleinen Pesé-Rundgang, haben wir auch noch einen Ausflug zu "La Villa de Los Santos" gemacht. Nach Kirche, Park und Museum sind wir zu einer meiner Kolleginnen nach Hause gefahren, wo wir Tamales gemacht haben. Dieses typische Weihnachtsessen bestheht aus einer Masse aus Mais, vermischt mit Fleisch und Gemüse, die in ein Bananenblatt gewickelt wird. 






Danach ging es, hinten auf dem Motorrad mitfahrend, zu einem See, in dem man manchmal Krokodile sehen kann und danach zum Strand "El Rompio". Ein sehr toller Tag, mit Tamales, Motorradfahren, Krokodilen und Strand und alles war mehr oder weniger spontan!



Die Tage in meiner Gastfamilie waren für mich sehr anstrengend, da das Aufpassen auf meinen 1-jährigen Gastneffen ziemlich erschöpft.

Weihnachten


Vorweihnachtszeit

Mir war schon vorher ziemlich klar, dass man vom Advent in Panama sehr viel weniger spüren würde, als in Deutschland. Und so ist es auch. Viele Leute haben zwar einen Adventskranz, aber der wird oft auch erst nach dem 1. Advent aufgestellt und ich weiß auch nicht, ob er überhaupt manchmal angezündet wird. Ansonsten werden normalerweise die Häuser geschmückt, meist mit sehr bunt blinkenden Lichterketten, Tannenzweigen aus Plastik und Plüschtieren. 
Es ist üblich in seinem Haus das sogenannte "nacimiento" aufzubauen, eine Krippe mit Jesus, Josef, Maria, den drei Königen und Schafen. Der Weihnachtsbaum wird oft schon im November aufgestellt, sehr üppig geschmückt und sobald man ein Geschenk gekauft hat, wird es oft auch schonmal darunter gelegt.


Unser Weihnachtsbaum und links oben das "nacimiento"
Abteilung für Weihnachtsschmuck im Geschäft (das Foto habe ich Anfang September gemacht)


Adventskalender und Weihnachtsmärkte gibt es nicht und Plätzchen werden höchstens gekauft. 

Genauso wie in Deutschland ist aber auch in Panama die Vorweihnachtszeit voller Weihnachtsfeiern und alle sind beschäftigt, Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Die Weihnachtsfeiern beinhalten, außer viel Essen und Musik, auch ein Geburtstagsständchen und Geburtstagskuchen für Jesus.


Weihnachtsfeier der Valórate-Kinder. Die Weihnachtsbaum-Piñata habe ich gebastelt.

In vielen Städten und Dörfern wird der Park weihnachtlich geschmückt und es gibt Weihnachtsdesfilees. In Pesé ging es am 15.12. los, jeden Abend bis Heiligabend gab es eine kleine Veranstaltung im Park, mal gab es Musik und Tanz auf einer Bühne, mal ein Feuerwerk, mal wurden Geschenke verlost und schließlich am 23.12. das Weihnachtsdesfilee. Dieses bestand aus mehreren Autos, Wägen mit Papierschneekanonen, Blaskapellen und Tänzern mit Weihnachtsmützen. Es wurde Weihnachtsmusik gespielt und kleine Geschenke von Autos geworfen. Insgesamt eine sehr laute und bunte Veranstaltung.


Krippe in Pesé

Heiligabend

Der 24.12. verlief bei uns erstmal wie ein ganz normaler Tag. Viele mussten ganz normal arbeiten und man geht seinen alltäglichen Beschäftigungen nach. Einige Familien verbringen den Tag mit Kochen und Essen vorbereiten, wir allerdings haben alles fertig gekauft. Bei uns hätte der 24. jeder beliebige Tag sein können.
Abends gegen 20 Uhr bin ich mit meiner Gastmutter und einer Cousine in die Kirche gegangen, alle sehr schick gemacht. Im Gottesdienst wurde kein einziges Weihnachtslied gesungen, nur am Ende wieder das Geburtstagslied für Jesus. Wieder zu Hause, waren inzwischen noch mehr Familienmitglieder da, in Kleid, mit Stöckelschuhen und viel Schminke. Meine Familie hat bei uns im Haus gefeiert, es kamen und gingen ab und zu noch verschiedene Familienmitglieder, durchschnittlich waren wir immer ca. 10-20 Leute. Um Mitternacht gibt es Feuerwerk, alle haben sich frohe Weihnachten gewünscht und Geschenke wurden übergeben. Was das Schenken angeht, gibt es hier in meiner Gegend allerdings kleine Unterschiede zu Deutschland. So wird hauptsächlich Kindern etwas geschenkt, Erwachsenen eher selten. Und eigentlich werden Geschenke fast nie selber gemacht, sondern immer etwas gekauft und meist direkt im Geschäft eingepackt. 


Teil unseres Buffets
Das Weihnachtsbuffet, wurde eröffnet. Jeder bringt irgendwas mit, typisch sind Tamales, Bollos (Maismasse in Zuckerrohrblatt gewickelt), Trauben, Nüsse, Reis mit Straucherbsen, Milchzopf und Äpfel. Auch der Alkohol wurde freigegeben und viele haben viel getrunken. Mit lauter lateinamerikanischer Musik und Tanz ging die Fiesta bis 6 Uhr morgens und ich war froh, mich schon 4 Uhr zurückziehen zu können und auch dass die anderen verstanden haben, dass ich kein Alkohol will.



25. Dezember

Die Geschenke, die noch nicht in der Nacht ausgepackt wurden, werden am Morgen des 25. Dezembers noch ausgepackt. Bei uns sind wieder etliche Verwandte aus und ein gegangen und es wurde aufgeräumt, geputzt und gekocht.
Üblich ist es, am 25. Dezember mit der Familie an den Strand zu fahren, das haben wir aber nicht gemacht.

26. Dezember

Einen zweiten Weihnachtsfeiertag gibt es in Panama nicht, der 26. Dezember ist normalerweise wieder ein Arbeitstag. Da aber dieses Jahr der 25. ein Sonntag war, wurde der freie Tag auf den Montag, also den 26. verlegt. Wir haben den Tag zu Hause verbracht, mit Kochen, Aufräumen, Putzen, Babysitten und mit Besuch unterhalten beschäftigt.



Insgesamt hat sich die Weihnachtszeit für mich überhaupt nicht weihnachtlich angefühlt, woran wahrscheinlich hauptsächlich die 30°C schuld sind. Die blau-rot-grün-weiß-gelb-blinkende Weihnachtsbeleuchtung, sowie die fröhliche lateinamerikanische Musik haben für mich auch keine Weihnachtsstimmung erzeugt.


beim Plätzchen backen
Um ein Stück deutsche Weihnachtskultur zu zeigen, habe außer den Audventskalendern für meine Familie und meine Kolleginnen, auch Butterplätzchen gebacken. Das war eine größere Herausforderung als erwartet, angefangen hat es damit, dass ich keine ungesalzene Butter gefunden habe. Der Ofen bei uns zu Hause funktioniert nicht, weswegen ich in Valórate mit meinen Kolleginnen zusammen gebacken habe. Ein Backblech gab es allerdings auch dort nicht. Mit viel Zucker im Teig und Topfdeckeln und Pfannen als Bleche, sind die Plätzchen schließlich doch ganz gut geworden und das Wichtigste, den Panameños hat das Ausstechen und Backen glaube ich sehr viel Spaß gemacht.
Auch über die Adventskalender haben sich auch alle sehr gefreut, auch wenn die Benutzung etwas abgewandelt wurde. 



Silvester

Die Silvester-Feier ähnelte sehr der Weihnachtsfeier. Der 31.12. verläuft erstmal ganz normal, essen wird gekauft und manche arbeiten noch. Abends wird sich schick gemacht und Familie und diesmal auch Freunde kommen zusammen, wir waren um die 25 Leute. Um Mitternacht Feuerwerk, gute Wünsche und Essen und Alkohol. Alles hinterlegt durch laute lateinamerikanische Musik und Tanz, bis in den Morgen hinein.
Zusätzlich zu dem Feuerwerk und dem anstoßen und zuprosten gibt es in Panama noch einige andere Traditionen, was man um Mitternacht macht, aber nicht alle leben alle diese Traditionen aus.

- 12 Trauben essen für 12 Wünsche 
- die Farbe der Unterwäsche, die man in dieser Nacht trägt, steht für verschiedene Wünsche für das neue Jahr. So trägt man zum Beispiel rot, wenn man sich Liebe wünscht und gelb wenn man Glück mit Geld will 
- Stoffpuppen anzünden, um das schlechte aus dem Vorjahr zu vertreiben
- eine Münzen über die Schulter werfen ohne sich umzudrehen, soll viel Geld im neuen Jahr bringen
- mit leerem Koffer durch die Straßen ziehen, mit dem Wunsch im nächsten Jahr zu reisen


Den 1.1. verbringt man in der Familie, wir saßen den ganzen Tag auf unserer Terrasse, es kamen um die 15 Leute und es lief Musik und gab viele Snacks. Sehr üblich ist es, am Neujahrstag zu einem Fluss zum baden zu fahren.

Allen, mit denen ich noch nicht geschrieben oder gesprochen habe, wünsche ich jetzt noch nachträglich schöne Weihnachten und ein schönes neues Jahr!



Weitere Auffälligkeiten:

- Gewichtsangaben sind fast immer in Pfund
- die Häuser werden oft gestrichen
- man lügt oder verschweigt eher mal etwas, deswegen gibt es insgesamt auch weniger Vertrauen
- wenn ein Mädchen mal die Beine etwas breiter hat, geht das gar nicht
- man hat oft viele Schuhe, aber kein Schuhregal
- Staßenhändlern wird mehr Beachtung geschenkt und mehr respektiert.  Man kauft auch öfter etwas von umherziehenden Händlern
- WhatsApp Chatverläufe werden oft täglich geglöscht
- Einweg-Geschirr wie Plastikteller werden als besonders angesehen und immer zu Festen benutzt. 



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