Sonntag, 4. Juni 2017

Lebensstandard und Geldangelegenheiten

Wie leben die Panameños, was ist hier Standard und was Luxus?

Diese Fragen kann man natürlich nicht allgemein beantworten, wie in jedem anderen Land auch, gibt es auch hier Unterschiede der Lebensstandards, des Einkommens und wie gut man damit hinkommt. Aber an ein paar Beispielen, kann man vielleicht ein klareres Bild herstellen.

Je näher man an der Zivilisation lebt, desto höher sind meistens die Standards. Leute, die auf dem Land leben sind oft ärmer, als die aus dem Dorf und diese ärmer als die aus der Stadt.  Am ärmsten sind meist die indigenen Völker, das kann man leider so einfach sagen. Oft gibt es Probleme mit ausreichender Ernährung und für Schulmaterialien oder Medizin reicht es auch oft nicht. In den Comarcas (Verwaltungsgebiet von indigenen Gruppen) gibt es oft weder Strom noch fließend Wasser. Häuser bestehen oft aus zusammengenagelten Brettern, Stoffen und einem Blechdach und Lehmboden.

Der "durchschnittliche" Panameño hat aber meist etwas mehr Geld. Es wird insgesamt viel offener mit Geldangelegenheiten umgegangen, zum Beispiel damit, wie viel man verdient. Meine Kolleginnen verdienen umgerechnet 440 Euro pro Monat - bei ähnlichem Preisniveau wie in Deutschland - und müssen davon noch Versicherung bezahlen. Übrig zum Leben bleibt nicht viel. Für das Nötigste reicht es, aber oft auch nicht für mehr.

Es ist dabei interessant zu sehen, wie Präferenzen gesetzt werden, für was Geld ausgegeben wird. Smartphone und Fernseher hat fast jeder, während aber z.B. das Haus nur halb verputzt ist, ein Blechdach hat und Haustür und Fensterscheiben fehlen, sodass es zu allen Seiten offen stehtReisen und große Familienausflüge sind eindeutig Luxus, ganz viel Geld gibt man dafür aber für Feiern aus. Während in Deutschland Schreib- und Essenstisch zu jeder Wohnung dazugehören, war ich hier schon in Häusern, wo es keinen einzigen Tisch gab, da ist z.B. ein Ventilator oder eine Klimaanlage wichtiger. Statt 10 Minuten zu laufen, bezahlt man lieber den Dollar für das Taxi, aber zum Beispiel für gesundes Essen will man kein extra Geld ausgeben.
Spülmaschinen gibt es kaum und die Waschmaschinen sind oft sehr brutal und bewirken nicht so viel, weswegen viel per Hand gewaschen wird. Was Autos angeht, gibt es viele Schrottkarren, aber auch viele große und teuere Autos.

Die beiden üblichen Währungen sind der US-Dollar und der panamesische Balboa, der vom Wert 1:1 zum US-Dollar ist.

Mit der Visa-Karte (z.B. der DKB) kann man am Bankautomaten für eine Gebühr von ca. 5$ Geld abheben und in größeren Läden kann man sie auch zum bezahlen benutzen.

Jeder kennt das Datum, an dem gezahlt wird und Ausflüge, Speiseplan und Einkäufe werden dementsprechend geplant. Ich habe das Gefühl, am Anfang jeder Zahlungseinheit wird immer ganz viel Geld ausgegeben (z.B. shoppen gehen) und gegen Ende wird es dann knapp und es zählt jeder Viertel-Dollar. So ist es schon einige Male passiert, dass ich Ende des Monats geschickt wurde, um einzelne Scheiben Käse zu kaufen, für mehr hat es gerade nicht gereicht. Oder man hat Probleme, den Bus zur Arbeit zu bezahlen oder das Geld fürs Frühstück aufzutreiben.

Schlange vor der Bank am Zahltag. Alle heben sofort Geld ab, weil sie es sofort brauchen.

Für mich ist so ein Jahr in einem ärmeren Land eine Erfahrung um die ich froh bin, sie zu machen. Für die Leute, die es ihr Leben lang betrifft, ist ein Zustand der ihnen das Leben schwer machen kann. Für mich ist es häufig unverständlich, wie hier Geld ausgegeben und wie gespart wird, hier gehört es zu der Kultur dazu.
Ich finde bewundernswert, wie gerne Panameños schenken und einladen, obwohl sie selbst oft so wenig haben. Auch an fast fremde Leute wird gegeben, wenn man merkt, dass sie es brauchen, oder auch einfach nur um eine Freude zu machen.



Drei kleine Ergänzungen was mir in letzter Zeit in Panama noch aufgefallen ist:


- es gibt ganz viele Tage oder Monate mit einem bestimmten Thema und das wird gerne durch Veranstaltungen und Verkleidungen gefeiert. Außer den typischen Tagen, wie Valentinstag, Muttertag, etc. zum Beispiel: Oktober = Monat des Brustkrebses, Mai = Monat der Schwarzen Ethnie. 22. April = Tag der Erde
- Kaufen bei Straßenhändlern ist viel beliebter und oft auch günstiger
- man bezeichnet sich sehr schnell als Freunde, auch wenn man sich nur durch ein kurzes Gespräch kennt und noch nicht mal den Namen des anderen weiß. 
PS: Schöne Pfingsten euch! Hier in Panama wird Pfingsten nicht groß gefeiert.

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