Samstag, 28. Januar 2017

Neuigkeiten aus dem Alltag

Seit den Ferien, also in den letzten zwei Wochen, gab es hier ein paar kleine Veränderungen in meinem Alltag.

In Valórate hat das sogenannte Sommerprogram begonnen (ja, in Panama ist grade Sommer). Die Kinder haben noch bis Ende Februar Ferien und bringen somit keine Hausaufgaben mit. Es kommen auch in allen drei Gruppen andere Kinder als letztes Jahr. Statt also den Kindern bei ihren Hausaufgaben zu helfen, wird grundsätzlicher Lernstoff wiederholt, die Kleineren lernen zum Beispiel das Alphabet, den größeren Kindern werden unter anderem  Matheaufgaben gegeben. Insgesamt werden auch viel mehr Gemeinschaftsspiele gespielt.

gestriges Programm in Valórate: mit Füßen malen und Parkours überwinden

UND die für mich wichtigste Veränderung in Valórate: ich habe einen Englischkurs ins Leben gerufen! Während die eine Hälfte mit den Erzieherinnen also im Gemeinschaftsraum Mathe und Spanisch lernt, nehme ich die andere Hälfte mit in ein Klassenzimmer um ihnen dort Englisch beizubringen. Ich habe eine Gruppe von 7 bis 8-jährigen und eine Gruppe von 9 bis 12-jährigen Kindern. Mit den Kleineren habe ich bis jetzt Tiere und Farben durchgenommen und mit den Größeren habe ich angefangen kurze Sätze zu bilden. Es macht richtig viel Spaß und ist gar nicht ganz so schwer, wie ich gedacht hätte. Ich hoffe, dass ich den Kurs auch im März, wenn das Schuljahr wieder losgeht, irgendwie weiterführen kann. Es ist schön, endlich mal etwas selbstständiges zu machen, nicht immer nur hier und dort zu helfen, sondern wirklich ein eigenes Projekt zu haben.

Eine andere kleine Veränderung ist, dass meine Gastfamilie nun zwei Mal wöchentlich Bingo spielt. Montags und Freitags kommen jetzt immer um die 10 Familienmitglieder und versammeln sich bei uns auf der Terrasse. An sich finde ich das ziemlich schön, so kann man etwas Zeit miteinander verbringen und Spaß haben. Spiele spielen ist, wie ich finde, eine gute Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu kommen und zu kommunizieren, auch über die Sprach- und Kulturbarriere hinweg. Was ich allerdings nicht so toll finde, ist dass um Geld gespielt wird, ich will eigentlich nicht jede Woche 5 $ für Bingo spielen einrechnen müssen.

Seit Arbeitsbeginn gehe ich nun auch mit einer Kollegin zusammen zu einer Art Sportverein. Auf dem Sportplatz von Pesé treffen sich täglich um die 15 Leute (verschiedenster Breite) um während 45 Minuten ein paar Übungen zu machen. Abgesehen davon, dass Rennen als riesengroße Herausforderung angesehen wird, die Erwärmung also aus Runden um den Platz GEHEN besteht, ist das Programm sogar gar nicht so wenig anspruchsvoll, wie ich es in Panama erwartet hätte. Es ist jedenfalls richtig schön, außer dem morgendlichen joggen noch etwas mehr Sport zu machen. Ich wurde jetzt auch als Ersatz-Trainerin ernannt und leite das Training, wenn der andere Trainer nicht da ist (was jetzt schon 2 Mal vorgekommen ist).
Die Sportgruppe bringt mich zwar in die Zwickmühle - Zeit mit mit meiner Familie verbringen um mich weiter zu integrieren; oder meinen Spaß am Sport ausleben - aber ich denke mit der Zeit wird aus 5 Mal pro Woche nur noch 2 bis 3 Mal die Woche Sport, sodass ich wieder mehr Zeit für die Familie habe.

Soweit also aus meinem Alltag, alles wie ich finde sehr schöne Veränderungen! Das nächste Mal gibt es wieder etwas über Panama...

Sonntag, 22. Januar 2017

Panama Rundreise

So, jetzt bin ich seit einer Woche wieder zu Hause in Pesé. Und ich habe eine tolle zweiwöchige Reise hinter mir. Diese habe mich mit meiner Freundin Hannah aus Deutschland gemacht, wir haben schöne und sehr verschiedene Orte Panamas gesehen. 


Unsere Reiseroute


Von meinem zu Hause in Pesé bin ich am 2. Januar Richtung Boquete aufgebrochen. Dort wohnt Hannah in ihrer Gastfamilie und auch ich konnte dort wieder unterkommen. Am nächsten Tag sind wir direkt weitergefahren, zu einem Hostel, was ganz nah an der Costa-ricanischen Grenze, in der Punta Burica liegt. Dieses Hostel heißt Monofeliz (auf deutsch "glücklicher Affe") und ist ein besonderes Hostel. Man muss vom nächsten Dorf nämlich erstmal eine Stunde einen durch Felder, Wald und am Strand entlang hinlaufen und angekommen gibt es weder Handy-Empfang noch Strom. Und Affen gibt es dort tatsächlich einige. 

Geschlafen haben wir in halboffenen Hütten


Bei dieser Station unserer Reise waren außer Hannah und mir noch zwei andere Freiwillige aus Deutschland mit dabei, Shalina und Melanie. Wir waren also zu viert, was uns bei diesem etwas abenteuerlicheren Ort sicherer vorkam. 
Die kurze Zeit, die wir dort hatten, haben wir ausgenutzt und sind den wilden Strand entlang gelaufen, zu einer Schildkrötenstation. 

Der Strand: Felsen, Palmen, Baumskelette und schwarzer Sand
Dort hatten wir das große Glück, eine Befreiung von Babyschildkröten mit zu erleben. Die Schildkröteneier wurden vorher aufgesammelt, damit sie nicht geklaut oder gegessen werden und in der Station schlüpfen die kleinen Schildkröten. In der Befreiung schließlich, werden die Babyschildkröten in die freie Natur gelassen, das heißt, sie laufen über den Strand ins offene Meer. Das war ein tolles Erlebnis, zuzusehen, wie ganz viele kleine Schildkröten ins Meer rennen. Später, wenn die Weibchen ca. 1 Meter groß sind, kommen sie zur Eiablage wieder an den Strand zurück.

Shalina, Hannah und ich mit den Schildkröten und die Schildkröten auf ihrem Weg ins Meer
Abends haben wir uns noch den wunderschönen Sonnenuntergang angeschaut.


Nach zwei Nächten in der Einsamkeit ging es für Hannah und mich wieder zurück nach Boquete, wo wir den Geburtstag von Hannahs Gastvater gefeiert haben. Und am nächsten Morgen direkt weiter nach Bocas del Toro, eine Provinz im Nordwesten Panamas, dessen karibische Inseln ein sehr beliebtes Ziel für Touristen ist. Vor allem Deutsche habe wir viele getroffen und es hat sich irgendwie komisch angefühlt, Teil der ganzen Touristen zu sein, wo wir doch eigentlich hier in Panama wohnen.
Um zu unserem Hostel zu gelangen, welches sich auf der Insel "Bastimientos" befindet, mussten wir erst mit einem Boot zur Hauptinsel fahren "Isla Colon" (auch "Bocas Town") und dann ein Wassertaxi nehmen. Dass wir unwissende Touristen waren, hat sich sofort bewiesen, der Bootsfahrer hat uns nämlich erfolgreich einen zu hohen Preis berechnet.

Insel Bastimientos vom Wasser und vom Land

Die Decke der Grotte,
voll behangen von Fledermäusen
Unser erste Tagesausflug ging mit Leihfahrrädern einmal quer durch die Hauptinsel zum Playa Estrella. Nach zwei Stunden Fahrt und einer Zwischenstation in einer Grotte mit Fledermäusen und Tropfsteinen, kamen wir am Playa de Drago an. Hier haben wir unsere Fahrräder abgestellt und sind zu Fuß weiter. Der Strand und der Weg zum Playa Estrella waren tatsächlich wunderschön. Nach den ganzen Erzählungen über Bocas del Toro, habe ich mir den Sand zwar noch weißer und das Wasser noch türkiser vorgestellt, aber es war trotzdem ein sehr schöner Karibikstrand und Palmen und Kokosnüsse gab es auch. Und ganz wichtig, was dem Playa Estrella ("Stern-Strand") seinen Namen gibt: der Meeresboden in Strandnähe war voll von tellergroßen Seesternen. Je näher man dem wirklich bekannten Teil des Strandes kommt, an dem die ganzen Touristen in Booten ankommen, desto mehr Menschen,  mehr Händler, mehr Musik gibt es. Dieser Teil ist so voll, dass man den Strand kaum noch genießen kann, während nur ein keines Stück vorher fast keine Menschen sind, der Strand selbst aber mindestens genauso schön ist. 






Am zweiten Tag sind wir der Empfehlung unseres Hostels gefolgt und zum Redfrog-Beach gelaufen, ein Strand auf der Bastimientos-Insel. Der Weg hat zuerst zum Wizard-Beach geführt, der menschenleer und echt schön war. Dort haben wir uns aber nicht lange aufgehalten und sind zwischen Strand und Dschungel weiter zum Redfrog-Beach gelaufen. Auch den Namensgeber dieses Strandes haben wir unterwegs getroffen, den roten Pfeilgiftfrosch.



Und noch jemanden sind wir begegnet, über den wir uns allerdings nicht ganz so gefreut haben. Als wir schon fast angekommen waren und froh waren, gleich aus dem dichten Dschungel raus zu sein, kam uns ein von oben bis unten in dunkelgrün gekleideter, maskierter Mann mit Machete entgegen. Unsere kurze Hoffnung, es wäre nur ein gruselig aussehender Waldarbeiter, wurde mit den Worten "gebt mir euer Geld" ziemlich gleich zerstört. Er hat also den Rucksack durchsucht und unsere beiden Geldbeutel mitgenommen. Danach hat er uns eine schöne Reise gewünscht und ist weiter gegangen. Irgendwie hatte ich mir einen Überfall schlimmer vorgestellt, Hannah und ich waren beide eigentlich ganz ruhig danach und hatten auch beide nicht viel Geld mit gehabt. Zusammen damit, dass es dann angefangen hat zu regnen und dass der so bekannte Redfrog-Beach uns nicht ganz so beeindruckt hat, war es aber ein Grund ziemlich direkt wieder zum Hostel zu fahren, diesmal allerdings mit dem Wassertaxi.



Der Regen hat trotz Trockenzeit leider nicht aufgehört, trotzdem sind wir am nächsten Tag mit zwei anderen Deutschen aus dem Hostel und einem Tourguide auf Kajaktour gegangen. Und die hat sich gelohnt! Wir sind durch Magrowenwälder und stillen Dschungel gepaddelt und waren zwischendurch schnorcheln. Die Natureindrücke über und unter Wasser waren echt beeindruckend und es war lustig, zwischendurch immer wieder im strömenden Regen zu paddeln.

Der Magrowenwald, durch den wir durchgefahren sind


Bis zu unserer nächsten Station in Santa Catalina hatten wir einen weiten Weg vor uns. Und obwohl wir in Bocas frühs um 6 Uhr  aufgestanden sind, haben wir diesen Weg nicht in einem Tag geschafft und mussten eine Nacht in Soná einschieben, da dort der nächste Bus nach Santa Catalina erst am nächsten Morgen abfuhr. Schließlich angekommen in dem kleinen Dörfchen, sind wir auf Suche nach der besten Tauchschule gegangen und sind zum Strand gelaufen. 

und noch mal ein Sonnenuntergangsfoto :)

in unserem Hostel. Geschlafen und gekocht haben wir die ganze Reise in Hostels, eine sehr bequeme und relativ billige Möglichkeit in Panama

Mit einem Motorboot und Taucherausrüstung ging es am nächsten Morgen zum Coiba Nationalpark, sprich zur Insel Coiba. Und dort ab ins Wasser, Taucheranzug, Luftflaschen, Bleigürtel und Höhenregulator angelegt und die Theorie verstanden. Ein paar kurze Übungen und dann ging es auch schon los, 12m unter der Meeresoberfläche zwischen Fischschwärmen durch, durch Korallenriffe, an Seesternen und Rochen vorbei und - unglaublich aber wahr: auch Haie und 70cm große Meeresschildkröten haben wir gesehen, ganz nah! Der Weißspitzen-Riffhai, die Sorte von denen wir sechs Exemplare gesehen haben, ist allerdings eher klein und für Menschen ungefährlich. Als Schnorchler hätte man diese Tiere auch sehen können, aber Tauchen war einfach ein ganz anderes Erlebnis, wenn man unter Wasser atmen kann und so tief ist, dass man unter den Fischen durchschwimmen kann und alles ist still und sieht so anders aus.


Hannah (rechts) und ich (links) mit einem Seestern

Fische

Hier ist ein Video während des Tauchens. Am Anfang sieht man einen Hai zwischen den Fischen durchschwimmen und am Schluss winken Hannah (rechts) und ich (links) in die Kamera.




Eine teure Aktion, aber es hat sich auf alle Fälle gelohnt, es war echt ein tolles Erlebnis!


In El Valle de Anton mussten wir erstmal feststellen, dass unser eigentlich geplantes Hostel keine Plätze für uns hatte und durch die Suche nach einem neuen Hostel haben wir schon mal den Städtchen-Rundgang abgehakt. Die Kleinstadt liegt in den Bergen, in einem ehemaligen Kratersee (übrigens der größte besiedelte Vulkankrater der Erde) und ist touristisch geprägt. Es gibt viele kleine Souvenirläden und einen Markt, aber was Touristen eigentlich interessiert, ist die Umgebung des Städtchens. Am bekanntesten ist der Aufstieg auf die "India dormida" (eine Bergformation, die die Form einer schlafenden Frau hat). Der Weg nach oben führt außerdem an mehreren Wasserfällen und dem "Piedra Pintada" vorbei, einer Felswand mit Hieroglyphen der indigenen Bevölkerung. Wir sind hochgewandert und oben angekommen hatte man eine tolle Aussicht über den Krater mit El Valle de Anton darin liegend.


Der Aufstieg mit Piedra Pintada, Wasserfällen und Aussicht

Am selben Tag sind wir auch mit einer auch bei Touristen sehr beliebten vierteiligen Seilbahn durch den Dschungel gefahren. Außer einer Strecke, die an einem Wasserfall vorbei geführt hat, waren die Abfahrten aber nicht besonders spektakulär und lohnen sich für die 65 USD nicht.

Da sieht man mich ganz verschwommen am Wasserfall vorbei fahren


Die kurze restliche Zeit, die wir noch hatten, haben wir Geschenke für unsere Gastfamilien auf dem Markt gekauft, den bekannten Orchideengarten unseres Hostels angeschaut und nach "quadratischen Bäumen" gesucht, die uns empfohlen wurden. Diese Bäume haben wohl Stämme mit einem quadratischen Querschnitt, allerdings wurde es dunkel bevor wir sie gefunden haben.

auf dem Markt zusammen mit einer Indigenen des Stammes "Kuna Yala", die die für Panama bekannten "Molas" verkauft (bunte Stofftücher unten)


Leider, leider waren dann die zwei Wochen schon um und wir mussten beide wieder nach Hause fahren, Hannah nach Boquete und ich nach Pesé. Reisen macht in Panama echt ganz schön viel Spaß, man sieht und erlebt so viele schöne Sachen! Die meisten Panameños selbst reisen eigentlich fast gar nicht, sei es wegen der Kultur oder wegen des Geldes. Ich bin seit knapp 5 Monaten in Panama und kenne schon viel mehr Orte hier als die meisten Leute, die ihr ganzes Leben hier sind. Die Mehrheit der Panameños ist auch noch nie in einem anderem Land gewesen. Viele die ich kenne wohnen seit ihrer Geburt in dem gleichen Dorf und kommen außer zum Shoppen in Panama Stadt, auch nur sehr selten aus diesem Dorf heraus. Das ist natürlich sehr schade, so bin ich immer auf deutsche Reisepartner angewiesen, aber ich hoffe nur, dass meine Gastfamilie nichts dagegen hat, wenn ich viel reise. Ich denke schon, dass sie verstehen, dass ich das Land kennen lernen will, aber sie machen sich immer sehr große Sorgen, dass etwas passieren könnte oder ich auf dumme Ideen komme und es ist ihnen nicht so lieb, wenn sie nicht immer genau wissen, wo ich mit wem gerade was mache. Ich versuche deswegen immer so viel wie möglich über alles Bescheid zu geben, denn auf das Reisen möchte ich hier auf keinen Fall verzichten. Diese Reise war einfach nur toll und ich möchte unbedingt noch Orte in Panama bereisen und kennenlernen.

Sonntag, 1. Januar 2017

Geburtstag, Weihnachten und Silvester

Ferienbeginn und mein Geburtstag


Jacqui und ich mit
unseren Geschenken
Die letzten "Arbeitstage" in Valórate gab es für mich nicht mehr viel zu tun, da keine Kinder mehr gekommen sind und ich bei der Papierarbeit nicht sehr viel helfen kann. Als kleine Weihnachtsfeier haben wir uns unter den Kolleginnen an einem eigentlich freien Tag in Chitré zum Essen gehen getroffen. Da nicht alle pünktlich waren (Überraschung!), sind diejenigen von uns, die schon da waren, vorher noch ins Kasino gegangen. Für mich das erste Mal, dass ich überhaupt ein Kasino betrete, war ich ziemlich überrascht, dass die anderen dann tatsächlich gespielt haben.
Schließlich sind wir zum Restaurant gegangen um dort typisch panamesisch zu essen (Blogeintrag zum Essen in Panama). Als wir eigentlich schon fertig waren, kam der Kellner mit zwei Stück Kuchen mit brennenden Kerzen drauf und meine Kolleginnen haben angefangen "cumpleaños feliz" (zum Geburtstag viel Glück) zu singen. Diese Überraschung galt einer meiner Kolleginnen und mir, die beide am gleichen Tag Geburtstag hatten. Das lag zwar noch 5 Tage hin, aber umso größer war die Überraschung. Außer dem Kuchen gab es noch für jede ein Geschenk.

Am nächsten Tag war die große Valórate-Weihnachtsfeier. Nachdem die Kinder schon ihre Feier hatten, wurden nun alle Mitarbeiter aller Valórate-Zentren ganz Panamas nach Punta Barco eingeladen, wo die Chefin Valórates eine Villa mit Pool hat. Für mich war das eine tolle Gelegenheit, die anderen deutschen Freiwilligen, die in Valórate arbeiten, wiederzusehen. Nach dieser Weihachtsfeier sind wir wieder nach Pesé gefahren und ich stand plötzlich einer, für mich in Panama ganz neuen, Situation gegenüber: Ferien. Die Ferienzeit hängt von der Arbeitsstelle ab und für mich gehen die Ferien vom 15.12. bis zum 15.01. Die erste Hälfte habe ich, bis auf 4 Tage AFS-Seminar in Panama Stadt, in meiner Familie in Pesé verbracht, Weihnachten und Silvester gefeiert und meinen kleinen Gastneffen gesittet.
In der zweiten Hälfte werde ich auf Reise durch Panama gehen.

Das besagte AFS-Seminar war das Midstay-Camp, ist also eigentlich das Seminar in der Mitte des Auslandsjahres. Es soll über Stimmungskurven, Erfahrungen und Erwartungen und auch über Karneval gesprochen werden und eigentlich war das Seminar auch dazu da, um unser Visum in Panama Stadt abzuholen. Das Camp war weder in der Mitte meines Aufenthalts hier in Panama (sondern nach knapp 4 Monaten), noch wurde das Programm sehr ernst genommen, noch war das Visum abholbereit. Stattdessen hatten wir sehr viel Freizeit, die wir unter anderem dazu genutzt haben, uns Panama Stadt ein bisschen anzuschauen. Ich war zum Beispiel im Casco Viejo, der Altstadt Panamas; auf dem Hardrock Hotel, einem 62-stöckigem Hochhaus mit Blick über die ganze Stadt; an der Cinta Costera, einer Uferstraße und bei einem sehr bekannten Fischmarkt, der mich allerdings etwas enttäuscht hat, da er relativ klein war und weniger wie ein Markt als wie ein Restaurant. Ansonsten hat  es mir aber alles sehr gut gefallen, Panamá ist echt eine beeindruckende Stadt. Riesig, viel Verkehr, viel Hitze, und viel Lärm.


Casco Viejo, Blick vom Hardrock Hotel und ich an der Cinta Costera




Während dieses Seminars, am 19.12. hatte ich auch Geburtstag. Anfangs war ich etwas enttäuscht,  dass ich meinen Geburtstag nicht in Pesé mit meiner Familie feiern konnte, aber letztendlich war ich doch sehr froh, diesen Tag mit anderen Freiwilligen zusammen zu verbringen. Am Abend des 18. Dezembers haben wir im Supermarkt einen Kuchen gekauft und um Mitternacht wurde mir wieder "cumpleaños feliz" gesungen und der Kuchen verteilt. Am Morgen des 19.12. wurde ich von meiner Freundin Hannah geweckt, die auch zu dem Seminar gekommen ist. Der Tag wurde zwar nicht speziell gefeiert, war aber trotzdem sehr schön und auch von meiner Gastfamilie habe ich viele Glückwünsche per WhatsApp empfangen. Leider haben Sie meinen Geburtstag aber nicht einmal erwähnt, als wir uns 2 Tage später wieder gesehen haben.



beim Tamales machen


Nach dem Seminar sind Hannah und ich zusammen nach Pesé gefahren, Hannah blieb noch für eineinhalb Tage, bevor sie weiter nach Boquete fuhr. Außer einem kleinen Pesé-Rundgang, haben wir auch noch einen Ausflug zu "La Villa de Los Santos" gemacht. Nach Kirche, Park und Museum sind wir zu einer meiner Kolleginnen nach Hause gefahren, wo wir Tamales gemacht haben. Dieses typische Weihnachtsessen bestheht aus einer Masse aus Mais, vermischt mit Fleisch und Gemüse, die in ein Bananenblatt gewickelt wird. 






Danach ging es, hinten auf dem Motorrad mitfahrend, zu einem See, in dem man manchmal Krokodile sehen kann und danach zum Strand "El Rompio". Ein sehr toller Tag, mit Tamales, Motorradfahren, Krokodilen und Strand und alles war mehr oder weniger spontan!



Die Tage in meiner Gastfamilie waren für mich sehr anstrengend, da das Aufpassen auf meinen 1-jährigen Gastneffen ziemlich erschöpft.

Weihnachten


Vorweihnachtszeit

Mir war schon vorher ziemlich klar, dass man vom Advent in Panama sehr viel weniger spüren würde, als in Deutschland. Und so ist es auch. Viele Leute haben zwar einen Adventskranz, aber der wird oft auch erst nach dem 1. Advent aufgestellt und ich weiß auch nicht, ob er überhaupt manchmal angezündet wird. Ansonsten werden normalerweise die Häuser geschmückt, meist mit sehr bunt blinkenden Lichterketten, Tannenzweigen aus Plastik und Plüschtieren. 
Es ist üblich in seinem Haus das sogenannte "nacimiento" aufzubauen, eine Krippe mit Jesus, Josef, Maria, den drei Königen und Schafen. Der Weihnachtsbaum wird oft schon im November aufgestellt, sehr üppig geschmückt und sobald man ein Geschenk gekauft hat, wird es oft auch schonmal darunter gelegt.


Unser Weihnachtsbaum und links oben das "nacimiento"
Abteilung für Weihnachtsschmuck im Geschäft (das Foto habe ich Anfang September gemacht)


Adventskalender und Weihnachtsmärkte gibt es nicht und Plätzchen werden höchstens gekauft. 

Genauso wie in Deutschland ist aber auch in Panama die Vorweihnachtszeit voller Weihnachtsfeiern und alle sind beschäftigt, Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Die Weihnachtsfeiern beinhalten, außer viel Essen und Musik, auch ein Geburtstagsständchen und Geburtstagskuchen für Jesus.


Weihnachtsfeier der Valórate-Kinder. Die Weihnachtsbaum-Piñata habe ich gebastelt.

In vielen Städten und Dörfern wird der Park weihnachtlich geschmückt und es gibt Weihnachtsdesfilees. In Pesé ging es am 15.12. los, jeden Abend bis Heiligabend gab es eine kleine Veranstaltung im Park, mal gab es Musik und Tanz auf einer Bühne, mal ein Feuerwerk, mal wurden Geschenke verlost und schließlich am 23.12. das Weihnachtsdesfilee. Dieses bestand aus mehreren Autos, Wägen mit Papierschneekanonen, Blaskapellen und Tänzern mit Weihnachtsmützen. Es wurde Weihnachtsmusik gespielt und kleine Geschenke von Autos geworfen. Insgesamt eine sehr laute und bunte Veranstaltung.


Krippe in Pesé

Heiligabend

Der 24.12. verlief bei uns erstmal wie ein ganz normaler Tag. Viele mussten ganz normal arbeiten und man geht seinen alltäglichen Beschäftigungen nach. Einige Familien verbringen den Tag mit Kochen und Essen vorbereiten, wir allerdings haben alles fertig gekauft. Bei uns hätte der 24. jeder beliebige Tag sein können.
Abends gegen 20 Uhr bin ich mit meiner Gastmutter und einer Cousine in die Kirche gegangen, alle sehr schick gemacht. Im Gottesdienst wurde kein einziges Weihnachtslied gesungen, nur am Ende wieder das Geburtstagslied für Jesus. Wieder zu Hause, waren inzwischen noch mehr Familienmitglieder da, in Kleid, mit Stöckelschuhen und viel Schminke. Meine Familie hat bei uns im Haus gefeiert, es kamen und gingen ab und zu noch verschiedene Familienmitglieder, durchschnittlich waren wir immer ca. 10-20 Leute. Um Mitternacht gibt es Feuerwerk, alle haben sich frohe Weihnachten gewünscht und Geschenke wurden übergeben. Was das Schenken angeht, gibt es hier in meiner Gegend allerdings kleine Unterschiede zu Deutschland. So wird hauptsächlich Kindern etwas geschenkt, Erwachsenen eher selten. Und eigentlich werden Geschenke fast nie selber gemacht, sondern immer etwas gekauft und meist direkt im Geschäft eingepackt. 


Teil unseres Buffets
Das Weihnachtsbuffet, wurde eröffnet. Jeder bringt irgendwas mit, typisch sind Tamales, Bollos (Maismasse in Zuckerrohrblatt gewickelt), Trauben, Nüsse, Reis mit Straucherbsen, Milchzopf und Äpfel. Auch der Alkohol wurde freigegeben und viele haben viel getrunken. Mit lauter lateinamerikanischer Musik und Tanz ging die Fiesta bis 6 Uhr morgens und ich war froh, mich schon 4 Uhr zurückziehen zu können und auch dass die anderen verstanden haben, dass ich kein Alkohol will.



25. Dezember

Die Geschenke, die noch nicht in der Nacht ausgepackt wurden, werden am Morgen des 25. Dezembers noch ausgepackt. Bei uns sind wieder etliche Verwandte aus und ein gegangen und es wurde aufgeräumt, geputzt und gekocht.
Üblich ist es, am 25. Dezember mit der Familie an den Strand zu fahren, das haben wir aber nicht gemacht.

26. Dezember

Einen zweiten Weihnachtsfeiertag gibt es in Panama nicht, der 26. Dezember ist normalerweise wieder ein Arbeitstag. Da aber dieses Jahr der 25. ein Sonntag war, wurde der freie Tag auf den Montag, also den 26. verlegt. Wir haben den Tag zu Hause verbracht, mit Kochen, Aufräumen, Putzen, Babysitten und mit Besuch unterhalten beschäftigt.



Insgesamt hat sich die Weihnachtszeit für mich überhaupt nicht weihnachtlich angefühlt, woran wahrscheinlich hauptsächlich die 30°C schuld sind. Die blau-rot-grün-weiß-gelb-blinkende Weihnachtsbeleuchtung, sowie die fröhliche lateinamerikanische Musik haben für mich auch keine Weihnachtsstimmung erzeugt.


beim Plätzchen backen
Um ein Stück deutsche Weihnachtskultur zu zeigen, habe außer den Audventskalendern für meine Familie und meine Kolleginnen, auch Butterplätzchen gebacken. Das war eine größere Herausforderung als erwartet, angefangen hat es damit, dass ich keine ungesalzene Butter gefunden habe. Der Ofen bei uns zu Hause funktioniert nicht, weswegen ich in Valórate mit meinen Kolleginnen zusammen gebacken habe. Ein Backblech gab es allerdings auch dort nicht. Mit viel Zucker im Teig und Topfdeckeln und Pfannen als Bleche, sind die Plätzchen schließlich doch ganz gut geworden und das Wichtigste, den Panameños hat das Ausstechen und Backen glaube ich sehr viel Spaß gemacht.
Auch über die Adventskalender haben sich auch alle sehr gefreut, auch wenn die Benutzung etwas abgewandelt wurde. 



Silvester

Die Silvester-Feier ähnelte sehr der Weihnachtsfeier. Der 31.12. verläuft erstmal ganz normal, essen wird gekauft und manche arbeiten noch. Abends wird sich schick gemacht und Familie und diesmal auch Freunde kommen zusammen, wir waren um die 25 Leute. Um Mitternacht Feuerwerk, gute Wünsche und Essen und Alkohol. Alles hinterlegt durch laute lateinamerikanische Musik und Tanz, bis in den Morgen hinein.
Zusätzlich zu dem Feuerwerk und dem anstoßen und zuprosten gibt es in Panama noch einige andere Traditionen, was man um Mitternacht macht, aber nicht alle leben alle diese Traditionen aus.

- 12 Trauben essen für 12 Wünsche 
- die Farbe der Unterwäsche, die man in dieser Nacht trägt, steht für verschiedene Wünsche für das neue Jahr. So trägt man zum Beispiel rot, wenn man sich Liebe wünscht und gelb wenn man Glück mit Geld will 
- Stoffpuppen anzünden, um das schlechte aus dem Vorjahr zu vertreiben
- eine Münzen über die Schulter werfen ohne sich umzudrehen, soll viel Geld im neuen Jahr bringen
- mit leerem Koffer durch die Straßen ziehen, mit dem Wunsch im nächsten Jahr zu reisen


Den 1.1. verbringt man in der Familie, wir saßen den ganzen Tag auf unserer Terrasse, es kamen um die 15 Leute und es lief Musik und gab viele Snacks. Sehr üblich ist es, am Neujahrstag zu einem Fluss zum baden zu fahren.

Allen, mit denen ich noch nicht geschrieben oder gesprochen habe, wünsche ich jetzt noch nachträglich schöne Weihnachten und ein schönes neues Jahr!



Weitere Auffälligkeiten:

- Gewichtsangaben sind fast immer in Pfund
- die Häuser werden oft gestrichen
- man lügt oder verschweigt eher mal etwas, deswegen gibt es insgesamt auch weniger Vertrauen
- wenn ein Mädchen mal die Beine etwas breiter hat, geht das gar nicht
- man hat oft viele Schuhe, aber kein Schuhregal
- Staßenhändlern wird mehr Beachtung geschenkt und mehr respektiert.  Man kauft auch öfter etwas von umherziehenden Händlern
- WhatsApp Chatverläufe werden oft täglich geglöscht
- Einweg-Geschirr wie Plastikteller werden als besonders angesehen und immer zu Festen benutzt.