Montag, 19. September 2016

Tagesausflug: Isla Iguana und Playa Venao

Diesen Sonntag hatte ich das Glück, mit einer anderen Freiwilligen aus Deutschland und deren Gastfamilie mehr von Panama kennen lernen zu können: Den Strand vor Pedasí, die Isla Iguana und den Strand Venao.
Gestartet sind wir morgens um 6 in Chitré. Mit dem Auto sind wir ca. 1,5 nach Pedasí gefahren, ein Dorf ganz im Südosten der Halbinsel Azuero, nahe einem schönen Strand. Dort haben wir auf unser kleines Motorboot gewartet, was uns zur Isla Iguana bringen sollte.
Strand vor Pedasí. Am Horizont kann man schon die Isla Iguana sehen.
Die Bootsfahrt hat echt Spaß gemacht! Es war total schnell und die Wellen waren wie Sprungschanzen. Als wir kurz vor der Insel waren, sind wir angehalten um das zu tun, wofür wir eigentlich bezahlt hatten: Wale anschauen. Allerdings sind auch nach kurzem Warten keine Wale aufgetaucht, was ein bisschen enttäuschend war. Dafür konnten wir aber ganz viele Pelikane entdecken.
Pelikane

Schließlich haben wir an der Insel angelegt, in einer Bucht mit feinem weißen Sand und Stücken von Korallen. Das war ein tolles Gefühl! Relativ bald habe ich dann auch verstanden, woher die Isla Iguana (deutsch: Insel Leguan) ihren Namen hat. Zwischen hunderten von Einsiedlerkrebsen sind ganz viele Leguane herumgelaufen und haben sich nicht von uns stören lassen.

Ich am Strand

Leguane und Krebse

Von der Reiseleiterin wurden wir nach einem kleinen Snack durch die Insel geführt. In dem dschungel-artigem Wald lagen die Kokosnüsse auf dem Boden, wie in Deutschland die Eicheln im Herbst. Es war sehr schwül.

Weg durch den Dschungel
Auf der anderen Seite der Insel gab es noch einen genauso schönen Strand, an dem wir auch gebadet haben. Auch schnorcheln konnte man, was ich natürlich ausgenutzt habe und was eine tolle Erfahrung war. Ich konnte Korallenriffe, Kugelfische, Flötenfische und vieles mehr sehen.

Ich, zwischen Korallen und bunten Fischen. Die Farben sind auf dem Foto leider ein bisschen milder.

Auf der Rückfahrt von der Insel zum Festland konnten wir dann doch noch die erhofften Wale sehen. Mich hat echt beeindruckt, wie groß so ein Wal ist. Ich dachte beim ersten Wal erst, dass dort ein riesiger Baumstamm im Wasser liegt. Ein wirklich gutes Foto konnte ich allerdings nicht machen, da sie nur kurz über Luft geholt haben und dann gleich wieder untergetaucht sind.


Zurück in Pedasí haben wir schließlich zu Mittag gegessen und sind weiter zum Playa Venao gefahren. Dieser Strand liegt in einer Bucht im Süden Azueros und ist bei Surfern sehr beliebt. Wir haben uns nach Preisen für Übernachtung und Surfkurse erkundigt und ich habe mir vorgenommen, während meines Jahres in Panama, dort Surfen zu lernen.

Playa Venao

Diesen Ausflug fand ich echt toll! Selbst Wolken und Erkältung konnten das nicht ändern. Ich denke, ich habe echt Glück, nach 3,5 Wochen schon so viel von Panama gesehen zu haben.


Samstag, 17. September 2016

Mein Heimatdorf Pesé

Pesé ist ein Dorf, was in dem gleichnamigen Distrikt liegt, und hat ungefähr 2500 Einwohner.
Pesé in Panama
In den letzten 3 Wochen konnte ich Pesé schon ein bisschen kennen lernen. Es kommt mir, als Großstädtlerin zwar schon sehr klein vor, aber es hat auf jeden Fall etwas zu bieten. Bisher habe ich eine Schulanlage (Kinder von 6-18 Jahre), eine Kirche, einen Park, einen Basketballplatz, ein Fitnessstudio, eine Tankstelle, eine Bank, mehrere Handyläden, ein paar Imbissstände und ganz viele Chinos (Mini-Supermärkte) gesehen. Außerdem wird gerade eine Polizeistation und eine zweite Tankstelle gebaut.
Etwas außerhalb liegt eine Rumfabrik, die ich auch schon besichtigt habe. Hier wird das ganze Zuckerrohr, was rund um Pesé wächst, zu Alkohol verarbeitet. Sie gehört dem jetzigen Präsidenten von Panama, der hier aus Pesé kommt.


Abgesehen von den ganzen öffentlichen Plätzen gibt es natürlich noch die Privathäuser. So wirklich privat sind die aber meinem Gefühl nach auch nicht. Immer wenn jemand zu Hause ist, steht die Haustür offen und mehr oder weniger jeder geht ein und aus. Am Anfang war ich erstaunt, dass so viele Leute so eng mit der Familie befreundet sind, dass sie ohne anklopfen reinkommen und sich am Kühlschrank bedienen. Und ich habe mich gewundert, dass ich diesen Leuten nicht immer vorgestellt werde,  wo sie doch anscheinend so eng mit meiner Gastfamilie sind. Auch fand ich es komisch, wenn ich bei jemand anderem zu Besuch war, schnurstracks ins Schlafzimmer zu gehen um mich dort auf das Bett zu legen und mich dort mit den anderen zu unterhalten. Aber das scheint hier normal zu sein. Bekannte, übernächste Nachbarn und Verwandte x-ten Grades sind im Haus willkommen. Auch mir wurde schon von vielen nach 5 Minuten Bekanntschaft gesagt, ich solle wiederkommen, wann immer ich will. Das Schlafzimmer ist mit dem Wohnzimmer in Deutschland zu vergleichen.

Schätzungsweise 95% der Wohnhäuser in Pesé weisen folgende Merkmale auf:
- Einstöckig
- Buntgestrichen
- Terrasse
- Lochmuster in Außenwänden
- Ventilator oder Klimaanlage in vielen Räumen
- kein Warmwasser
- keine Türklingel



Außerdem normal ist, dass mehrere Generationen zusammen wohnen und dass Gitter vor den Fenstern sind. Festnetz Telefon gibt es sehr selten im Haus, aber meistens mehrere Fernseher.

Neues von meiner Seite

Seit meinem letzten Blogeintrag habe ich meine Umgebung natürlich noch besser kennengelernt. Sowohl mit meiner Gastfamilie, als auch mit meinem Projekt bin ich immer noch sehr zufrieden.

So richtig ein Alltag ist nach drei Wochen in Pesé natürlich noch nicht eingetreten, aber ich habe mich an viele Sachen schon ein bisschen gewöhnt. So zum Beispiel das klebrige Gefühl auf der Haut, was das tropische Klima verursacht. Das ständige nur-daneben-sitzen bei Gesprächen ist mir auch schon vertraut, genauso wie die viele Handybenutzung und das Fernsehen. Außerdem ist inzwischen noch ein bisschen mehr Besteck aufgetaucht und es gibt ein neues Klo, das man nicht vor jedem Spülen auseinanderbauen muss. Manche Sachen sind aber auch komisch für mich, zum Beispiel die Frage meiner Gastmutter, wie lange ich eigentlich bleibe, eher 2 Monate, 6 Monate oder eher 1 Jahr. Auch die feste Überzeugung, es gäbe Hexen und Kobolde in nahen den Hügeln, fand ich komisch.

Mit meiner Gastmutter verstehe ich mich nach wie vor super gut. Meine Schwester Male sehe ich unter der Woche kaum, da sie kurz bevor ich von der Arbeit komme, zur Spät-Uni nach Chitré fährt und erst wiederkommt wenn ich schon schlafe.  

an der Küste
Am Wochenende habe ich auch schon ein bisschen die Umgebung von Pesé kennengelernt. Ich war wieder in Chitré, im Schwimmbad, und an der Küste nahe Chitré (der Strand dort ist nicht so schön). Jeden Samstag passen wir auf den bald 1jährigen Neffen meiner Gastschwester auf und verbringen viel Zeit mit Verwandten. Ich habe außerdem angefangen, dreimal die Woche morgens joggen zu gehen.


Las Tablas
In Valórate mag ich meine Kolleginnen sehr! Vergangene Woche hatten die Kinder hier Ferien und sind nicht gekommen. Wir haben deswegen Papierkram gemacht, ein bisschen Bänke geputzt, Anstecker für ein Fest gebastelt und Spiele gespielt. Ich kann mich zwar nicht so gut mit ihnen unterhalten, aber ich habe gemerkt, dass ich mich unter meinen Kolleginnen echt wohl fühle. Einmal zum Beispiel sind wir zu acht mit dem PKW der Chefin 1 Stunde nach Las Tablas gefahren – 4 Leute auf der Rückbank und 2 im Kofferraum, zur Musik tanzend. In Las Tablas haben wir nur Stoff gekauft, haben zu Mittag gegessen und sind wieder zurück gefahren.  Total unnötig, dass alle acht mitgekommen sind, aber einfach nur cool!

Tanzen typischer Tänze in Valórate

Die Woche vor den Ferien kam ich mir sehr oft nutzlos vor, da die Kinder keine Hausaufgaben hatten, bei denen ich helfen konnte. Ich bin mal gespannt, wie es nächste Woche wird. Bis jetzt ist wirklich jeder Tag eine Herausforderung und jeder Tag anders. Gut fühlen und schlecht fühlen wechselt stündlich und hängt vor allem davon ab, wie viel Spanisch ich verstehe und ob ich was zu tun habe, oder mich langweile.




Neue Auffälligkeiten und was ich vorher vergessen hatte:

- das Leitungswasser ist gechlort
- man zeigt sich gerne auf dem Handy Fotos und sagt „que lindo“ (=wie schön)
- mehr Körperkontakt beim reden
- die Frauen haben oft Stifte im Haar
- man rülpst mehr
- es gibt viele hübsche Menschen
- es gibt mehr Erwachsene mit Zahnspange
- alle Mädchen bekommen direkt nach der Geburt Ohrlöcher
- beim Telefonieren gibt es oft kein richtiges „Hallo“ und „Tschüss“
- die Gehgeschwindigkeit ist langsamer
- Supermärkte in Chitré: oft Sicherheitskräfte + Leute, die einem den Einkauf in Tüten verpacken und bei großem Einkauf zu Auto tragen. Die Einkaufswägen lässt man nach dem Ausräumen einfach vor der Kasse stehen
- die Geschäfte haben sonntags geöffnet
- es gibt fast keine Bücher (ich habe seit meiner Ankunft in Panama noch keins gesehen)
- es ist normal, morgens mit nassen Haaren auf Arbeit zu kommen
- die Fußgänger haben im Verkehr weniger Rechte
- es gibt viele Taxen
- es wird viel gelästert
- es gibt fast nur fröhliche Musik
- viele Panameñas mögen Kitsch
- die Fahrräder haben Nummernschilder
- Schulgebäude sind immer weiß-blau

Freitag, 2. September 2016

Gastfamilie und Projekt

Meine Gastfamilie


Nach einer sehr chaotischen Busfahrt, bin ich Samstagnacht schließlich in Pesé angekommen und wurde irgendwann auch von meiner Gastfamilie abgeholt. 

Solche Busse gibt es in Panamá Stadt ganz viele. Ich bin aber mit einem anderen gefahren.


Meine Gastfamilie besteht aus:
- Gastmutter: Magalis, Krankenschwester
- Gastschwester: Marielys (Male genannt), 20 Jahre alt, studiert Psychologie

Ich verstehe mich mit beiden bisher echt gut! Sie sind richtig herzlich und haben mich richtig nett aufgenommen. Es gab zum Beispiel ein kleines Willkommens-Tischchen mit ganz vielen Süßigkeiten und sie haben auch extra für mich WiFi eingerichtet. Das versprochene typisch-panamaische Gericht gab es zwar nicht, aber das war dann auch nicht so schlimm. Ich schlafe mit Male in einem Zimmer und das gefällt mir eigentlich ganz gut. Der Vater (Miguel) wohnt nicht in Pesé und kommt nur am Wochenende. Es gibt auch noch einen Bruder, aber der ist schon ausgezogen und verheiratet.





vor einer Bananenstaude im Garten von Verwandten
Am Sonntag habe ich sämtliche Familienmitglieder kennengelernt. Wir sind nach Chitré gefahren, der nächsten Stadt, und haben alle möglichen Verwandten besucht. Der Neffe meiner Gastschwester wurde an dem Tag 11 Monate alt und deswegen sind wir mit ihm in ganz viele Geschäfte gegangen, damit er sich einen Kuchen aussuchen darf. Nach und nach sind immer mehr Verwandte dazu gekommen, sodass ich an dem Tag insgesamt 23 Leute kennengelernt habe. Um den Überblick nicht zu verlieren, habe ich mir zu Hause einen Stammbaum gemalt, auf dem jetzt über 50 Leute stehen. Familie scheint hier richtig wichtig zu sein, mit Freunden macht meine Gastfamilie eher selten was. Dafür kommt immer mal irgendeine Schwester oder Cousine vorbei.

Was mir an meiner Familie nicht so gefällt, ist, dass wir sehr viel Fernsehen und viel Fastfood essen. Das Essen ist hier auch ein bisschen  ungeselliger. Als ich zum Beispiel den Tisch decken wollte, wurde ich ganz komisch angeguckt, weil wir hier eigentlich fast nie am Tisch essen, sondern immer im Zimmer. Jeder bereitet sich das vor, was er essen möchte, oder kauft sich was. Es gibt auch nicht wirklich Besteck, sondern nur 1 Löffel, 1 Brotmesser und 2 Gabeln.
Aber abgesehen davon, fühle ich mich hier echt wohl!



Mein Projekt: Fundación Valórate


Am Montag war ich zum ersten Mal in meinem Projekt.
Valórate ist eine Einrichtung für Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen und Lernschwierigkeiten. Durch Spiele und Nachhilfe sollen Probleme in Alltag und Schule verringert werden.



Es gibt drei Gruppen, die nacheinander kommen: 2-4jährige, 5-8jährige und 9-12jährige. Jede Gruppe beginnt mit dem „magischen Moment“. Alle Kinder versammeln ich im Kreis, es wird gesungen und das Kind, was sich gut benommen, oder viel gesteigert hat, bekommt einen Stern auf die Stirn. Das gehört zur psychologischen Betreuung und soll sie motivieren. Nach diesem „Magischen Moment“ unterscheidet sich das Programm je nach Gruppe. Mit den Kleinen, die vormittags kommen, malen wir Tiere aus, spielen Lego, tanzen, kneten und spielen mit Luftballons. Was mir echt gut gefällt, ist dass die Erzieherinnen nicht so viel mit den Kindern schimpfen und sie sich richtig austoben lassen. 
Die beiden größeren Gruppen  kommen nach der Schule und machen in Valórate ihre Hausaufgaben, bekommen Nachhilfe und spielen Spiele. Ich bin die Hauptansprechpartnerin für Englisch. Das ist echt toll, weil ich an dieser Stelle wirklich helfen kann. Die anderen Erzieherinnen können nicht so gut englisch und dann kann ich mit den Kindern englisch üben. Abgesehen von der Zeit, die ich mit den Kindern verbringe, helfe ich auch beim putzen, Essen austeilen, Pflanzen gießen, usw.

mit Kindern aus der mittleren Gruppe beim Mensch-ärgere-dich-nicht spielen

Ansonsten komme ich mir manchmal überflüssig vor, weil Valórate schon ziemlich gut organisiert ist und man erstmal seinen Platz finden muss. Ich denke aber, dass das mit meinem Spanisch besser wird. Bisher verstehe ich nur, wenn sie etwas zu mir sagen und langsam reden. Wenn sich meine Kolleginnen oder Gastfamilie aber unter sich unterhalten, reden sie viel zu schnell, als dass ich sie verstehen könnte. Deswegen sitze ich bei den Gesprächen oft nur dabei und kann mich nicht so viel einbringen. Aber mich merke schon Fortschritte bei meinem Spanisch und habe auch keine Angst, zu reden.

Meine Arbeitszeiten sind von 9:00 Uhr bis 17:30 Uhr, was, verglichen zu anderen Projekten, eher lang ist. Dafür kann ich in 10 Minuten hinlaufen, das ist echt praktisch. Nachdem ich jetzt eine Woche bei Valórate gearbeitet habe, bin ich sehr, sehr zufrieden und bin mir auch echt sicher, dass ich mich bald gut integrieren kann. Meine Kolleginnen sind auch alle richtig nett! Und das Essen wird jeden Tag selber gekocht und ist total lecker!

Der Alltag ist für mich noch ziemlich anstrengend, sowohl zu Hause, als auch auf Arbeit. Alles ist neu, überall Spanisch und überall Kinder und man ist eigentlich immer in Gesellschaft. Und weil ich für die anderen natürlich auch neu bin und ich noch nicht so gut Spanisch kann, bin ich noch nicht wirklich integriert. Ich bin mir sicher, dass das sich bessert und hoffe nur, dass ich es bis dahin gut überstehe. Allen anderen Freiwilligen geht es genauso, deswegen mache ich mir darüber keine so großen Sorgen. Und ich denke, wenn es dann soweit ist, dass ich integriert bin, wird es mir echt richtig gut gehen, weil ich riesengroßes Glück mit meiner Familie und meinem Projekt habe.


Was mir bis jetzt so in Pesé aufgefallen ist:

- die beiden Fernseher laufen ständig (auch nachts, meine Gastschwester kann sonst nicht einschlafen)
- das Smartphone ist immer dabei und es wird viel nebenbei gechattet. Wenn ich meiner Gastmutter schreibe, kommt die Antwort innerhalb von 3 Minuten.
- es wird einem auf der Straße viel hinterher gepfiffen
- es gibt viele dicke Menschen
- im Haus gibt es richtig viele Geckos und Ameisen
- es gibt viele Straßenhunde
- alle lachen und lächeln viel mehr
- man wird immer mit „meine Liebe“, „mein Herz“, oder „Mami“ angesprochen
- die Anziehsachen und Schuhe, oder generell das Aussehen, wird ganz oft gelobt
- anschnallen im Auto ist nicht üblich
- die Leute reden viel, laut und schnell
- in der Freizeit kann man auch kurze Hosen und Tops anziehen